Als der Postbote mir einen Umschlag aus Ungarn überreichte, war ich beim Abtasten dessen Inhalts verwundert. Ungarn, da war doch was... man wollte mir eine CD schicken. Aber da ist doch ein Buch drin! Doch nach dem Öffnen blieb nur noch ein „Wow!“, denn das neue Album der ungarischen Siebenerformation SUBSCRIBE kommt tatsächlich in einem enorm aufwändigen Digibook.

Klappt man das hochwertig verarbeitete „Buch“ auf, so befindet sich in der Innenseite dessen Deckels das Album, gefolgt von 28 Seiten Lyrics und wunderhübschem Artwork von Bama Joci, und in der Innenseite des hinteren Buchdeckels befindet sich noch eine DVD, die neben einem Videoclip zu „Anxiety Found Shape In Contradictions Act II: Delusions“ eine lange Making-Of-Doku des Albums sowie eine etwas kürzere zur EP „Contradictions“, eine Kurzdoku namens „The Summer Of 69“ (hat nichts mit dem gleichnamigen BRYAN ADAMS-Song zu tun), einen Mitschnitt der Studioaufnahme des Songs „Miles Away“ sowie das Making-Of von „Heaven And Her“ beinhaltet, wobei fast alles mit englischen Untertiteln versehen ist, denn international werden wohl nicht gerade viele des Ungarischen mächtig sein.

Die DVD dürfte wohl am ehesten die Musikerfraktion ansprechen, und sollte eher als Zuckerl zu verstehen sein, was natürlich dessen Qualität nicht herunterspielen soll, denn statt wackeliger Bildchen bekommt der Zuschauer angenehm unanstrengende Kost geboten.

Kann der Kern dieses Blickfangs, nämlich das Album selbst, mit der Verpackung mithalten? Kann er. Stilistisch sind die Osteuropäer recht unstet. Während eine Nummer wie „Orchitis“ nach einem fast hardcoreartigen, dann in numetallische Gefilde abdriftenden Beginn klar progressive Züge hat, ist „Anxiety Found Shape In Contradictions Act II: Delusions“ eher eine Mischung aus Thrash, Heavy Metal, Crossover und ein klein wenig Soul. „Ringside Seat“ hingegen klingt wie eine Mixtur aus 70er Rock, späten FAITH NO MORE und metallischerem Seattle-Alternative plus Blues. „Books For The Dyslexic“ hat gar einen Ambient-Touch, ebenso aber eine britische Prog-Note. Hier noch etwas Pop, da etwas Indie, kleine Jazzspielereien - langweilig wird es auf diesem Album zu keiner Sekunde.

Bei aller Experimentierfreude bleibt der fett und variabel produzierte Stoff allerdings überraschend nachvollziehbar und homogen, was in erster Linie den Songwritingfähigkeiten der Band zuzuschreiben ist. SUBSCRIBE gelingt es nämlich, gleichzeitig auf den Punkt zu kommen, ohne jedoch nach Schema F vorzugehen – stattdessen baut man auf Songstrukturen, die überraschen, aber nie ausufern, nie den Faden verlieren, immer wieder in den Hafen des Erinnerungsvermögens zurückkehren.

FAZIT: Die in ihrem Heimatland zu den erfolgreichsten Hartbands zählende Gruppe hat ihren Status zu Recht inne, denn sie weiß Professionalität mit Mut und Hingabe zu vereinen.