Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Glen Hansard: This Wild Willing (Review)

Artist:

Glen Hansard

Glen Hansard: This Wild Willing
Album:

This Wild Willing

Medium: CD/Do-LP
Stil:

Folk, Singer/Songwriter, (Post-)Rock, Weltmusik

Label: ANTI-/Indigo
Spieldauer: 64:10
Erschienen: 12.04.2019
Website: [Link]

So viel sei schon einmal unwiderruflich vorab verraten: Mit „This Wild Willing“ legt GLEN HANSARD das ungewöhnlichste Album seiner Musiker-Karriere, die ihm durch den überraschend erfolgreichen Film „Once“ zu Weltberühmtheit verhalf, vor. Sie ist tatsächlich ein extrem wildes Ding geworden, diese Doppel-LP bzw. CD, wobei natürlich allen Musik-Nostalgikern ganz besonders das Doppel-Vinyl ans Herz gelegt sei!

Der erste Song „I‘ll Be You, Be Mine“ entwickelt sich von einer todtraurigen Ballade gleich zu einer gigantischen Post-Rock-Nummer, die wie ein Vulkan brodelt, um am Ende wirklich auszubrechen. Ein episches Rock-Werk, das man eher von den EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN, NICK CAVE und PORTISHEAD – aber nicht von dem ehemaligen Kopf der FRAMES – erwartet.
Spätestens nach dem dritten Song „Fool‘s Game“ und damit der kompletten LP-A-Seite wird beim Hören klar, dass Hansard auf „This Wild Willing“ tatsächlich auf anfänglich ruhige Momente setzt, die sich wieder und wieder in unermessliche Wildheit steigern, wobei das „närrische Spiel“ noch dazu nach ruhigem Anfang und ekstatischem Zwischenspiel plötzlich ganz ruhige weibliche Töne anschlägt, dann verfällt man Hansards Musik – besonders ihres ungewöhnlichen, fast provokanten Aufbaus wegen, wobei auch die Texte poetische Meisterleistungen finsterer Romantik sind.
Ein Rezept, das dieses Album ungemein schmackhaft macht, aber alle alten Balladen-Barden, den besonders Hansards und MARKETÁ IRGLOVÁs Zeit als THE SWELL SEASONS wichtig ist, wahrscheinlich gehörig verschrecken wird, denn der „liebe Glen“ entfacht einen wahren Sturm, welcher den romantischen Kerzenschein, bei dem man ihn sonst immer so gut hören konnte, gehörig zum Flackern bringt.
Natürlich bewahrt er sich auch die Melancholie und Nachdenklichkeit seiner frühen Alben und wird sogar auf „Brother‘s Keeper“ wieder sehr persönlich.

Am Ende geistert einem dann nach den 65 Musikminuten von „This Wild Willing“ eine weitere großartige und gleichfalls finster-bedrückende sowie faszinierend-berauschende Band im Hinterkopf rum, die bisher recht einzigartig erschien und deren Atmosphäre völlig unerwartet fast durchgängig auch die Doppel-LP von GLEN HANSARD bestimmt: TINDERSTICKS! Wer die liebt, der wird angetan und überrascht auch „This Wild Willing“ lieben, denn es ist das geheimnisvollste Album zwischen akustischer Schönheit und brachialer Wildheit, das Mr. Hansard je veröffentlicht hat und das man ihm bis dato in dieser Weise wohl nie zutraute.

Durch eine breite Instrumentierung und weit über 20 Musikern, die an der Einspielung des Albums beteiligt waren, finden sich neben einigen elektronischen Momenten auch jede Menge weltmusikalische und orchestrale. Selbst MARKETÁ IRGLOVÁ singt auf ein paar Titeln mit.

Wohl gerade der ungewohnten Ausstrahlung von „This Wild Willing“ wegen finden wir auf den bedruckten Innenhüllen nicht nur alle Texte, sondern auch ausführliche Erläuterungen des Musikers zur Entstehung, den Hintergründen und Absichten jedes einzelnen Songs.
Auf den Abdruck des Textes „Weight Of The World“ allerdings verzichtet er weil „the lyric because it blurs here and there“.

Wenn am Ende die Folk-Ballade „Leave A Light“, die durch ihre spärliche Instrumentierung einen zarten akustischen Farbtupfer setzt, der in dieser Form überrascht, das Album beendet, bleibt die Frage im Raum: „War das tatsächlich ein Album von GLEN HANSARD?“
„Ja!“
„Unglaublich – unglaublich gut!“

Auf der Rückseite des LP-Gatefold-Covers stellt GLEN HANSARD hoffnungsvoll fest: „Alles, was die Songs wollen, ist gehört zu werden. Ich hoffe einige von ihnen sind hilfreich und nützlich für dich. Für mich war ihr Entstehen eine ganz große Sache. Nun liegt ihre Schönheit im Ohr des Hörers.“

Auf „This Wild Willing“ gehen seine Hoffnungen voll und ganz in Erfüllung.

FAZIT: „This Wild Willing“ ist das wildeste, experimentellste und trotzdem niemals auf die Schönheit der ruhigen Momente verzichtende Album von GLEN HANSARD, das sich noch dazu vielen weltmusikalischen Ausflügen sowie einigen elektronischen Momenten öffnet und sogar in wahren Post-Rock-Eruptionen explodieren kann.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3891x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A (16:27):
  • I‘ll Be You, Be Mine (4:22)
  • Don‘t Settle (6:01)
  • Fool‘s Game (6:04)
  • Seite B (15:49):
  • Race To The Bottom (6:15)
  • The Closing Door (4:27)
  • Brother‘s Keeper (5:07)
  • Seite C (15:20):
  • Mary (3:40)
  • Threading Water (4:12)
  • Weight Of The World (7:28)
  • Seite D (16:34):
  • Who‘s Gonna Be Your Baby Now (4:33)
  • Good Life Of Song (7:36)
  • Leave A Light (4:25)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Schreibe das folgende Wort rückwärts: Regal

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!