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Soen: Lykaia (Review)

Artist:

Soen

Soen: Lykaia
Album:

Lykaia

Medium: CD/Download
Stil:

Progressive Metal

Label: UDR Music
Spieldauer: 48:52
Erschienen: 03.02.2017
Website: [Link]

Speziell in der abbildenden Kunst wird gerne die provokative Frage gestellt, wer eigentlich der wahre Künstler sei – Maler oder Fälscher? Dabei klingt natürlich eine handwerklich orientierte Kunstdefinition durch, die eher die Fähigkeit bewundert, eine überzeugende Illusion zu schaffen, weniger den triebgesteuerten, autonomen Prozess, bei dem das Original entsteht, ohne dass dem Erschaffer zwangsläufig bewusst sein muss, was er da überhaupt erschaffen hat.

Sofern man dieser Auffassung etwas abgewinnen kann, kommt man nicht umhin, auch die imitatorischen Kräfte SOENs zu bewundern. Mit „Tellurian“ war man eigentlich längst auf dem Weg zu eigenen Ufern, doch „Lykaia“ kehrt zurück in die Schnittstelle aus OPETH, KATATONIA und TOOL, um das Fälschen dort endgültig zur Meisterschaft und hohen Kunst zu erheben.

Ein Trugschluss wäre es aber, deshalb davon auszugehen, dass die Supergroup um den früheren OPETH-Schlagzeuger Martin Lopez keine eigene Signatur besäße. Dazu muss man nur mal auf die inzwischen dreiteilige Diskografie zurückblicken – man wird drei durchaus charismatische Werke mit individuellen Zügen vorfinden, die untereinander signifikante Unterschiede aufweisen.

Wenn man intern vergleichen möchte, ähnelt „Lykaia“ eher „Cognitive“ als dem direkten Vorgänger, nicht zuletzt in Sachen Klang: Mit hallenden, offenen Körpern und betont analoger Aufnahmetechnik werden die Songs dem mythologisch angehauchten Thema gerecht, das sie zu verpacken haben. Kompositorisch indes geht man heute zwingender zu Werke als in den Anfängen: Bei den verzwackten Frickel-Riffs von „Orison“ ist KATATONIAs Entwicklung ins Progressive auf „The Fall Of Hearts“ oberste Referenz. TOOL mischen weiterhin durch das markige Bassspiel und natürlich Joel Ekelöfs hohlkörperartige Stimme mit, die an einer Emanzipation von den großen Namen weniger interessiert scheint als am Feintuning auf dem Weg zur Perfektion.

Das Album hat eine Reihe kraftvoller Stücke zu bieten, denen auch instrumental eine unbändige Detailfreude anzumerken ist. Selbst in härteren oder flotteren Kompositionen wie „Sectarian“ oder „Sister“ ist sie spürbar und ergießt sich doch stets in einfach nachvollziehbare, emotional geladene Auflösungen. Den notwendigen Schritt nach vorne gehen SOEN 2017 aber vor allem bei den Low-Tempo-Stücken. „Lucidity“ macht bei der ersten Begegnung einen unscheinbaren Eindruck, zieht mit schunkelartiger Sunset-Beach-Stimmung samt düsterer Horizontfärbung bald aber extrem in den Bann und würde als Endpunkt des Albums beinahe schon zufriedene Hörer in die Stille entlassen – dabei sind bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal 20 Minuten gespielt. Der tatsächliche Schlusstrack „Paragon“ macht die Sache nicht viel schlechter. Orgel, episches Gitarrensolo, Drama, Pose. Wann immer sich die Kompositionen von der Basis „Prog Metal“ abwenden, gleiten sie in überraschend schöne Augenblicke voller Swing.

FAZIT: Ja, SOEN mögen eigene Visionen vermissen lassen, ihr Handwerk allerdings haben sie mit „Lykaia“ zur Vollendung gebracht. Wir reden von einem kompositorisch wie atmosphärisch zutiefst dichten Album, das im eigenen Schaffen den Zenit bildet und dabei gar nicht einmal weniger Essenz besitzt als jene, die als Vorlage herhalten mussten.

Sascha Ganser (Info) (Review 6970x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Sectarian
  • Orison
  • Lucidity
  • Opal
  • Jinn
  • Sister
  • Stray
  • Paragon

Besetzung:

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