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Nocte Obducta: Umbriel (Das Schweigen zwischen den Sternen) (Review)
Artist: | Nocte Obducta |
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Album: | Umbriel (Das Schweigen zwischen den Sternen) |
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Medium: | CD | |
Stil: | Post/Avantgarde Black Metal |
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Label: | MDD/Alive | |
Spieldauer: | 68:40 | |
Erschienen: | 08.03.2013 | |
Website: | [Link] |
Eines sind NOCTE OBDUCTA ganz sicher nicht: konventionell. Die Erwartungshaltung von Kritikern und Fans scheint der Mainzer Band komplett egal zu sein, man macht einfach das, worauf man gerade Bock hat und bleibt so in gewisser Weise unberechenbar. Das kann man durchaus als Tugend bezeichnen, doch birgt es auch die Gefahr der Enttäuschung, wenn selbst die vagen Hoffnungen des Anhängers nicht erfüllt werden. Denn der Wunsch des Künstlers nach totaler Entfaltung muss im Ergebnis nicht immer auch ein komplett überzeugendes Werk hervorbringen. So verhält es sich mit "Umbriel (Das Schweigen zwischen den Sternen)", dem zehnten Album von NOCTE OBDUCTA.
Überraschend früh wurde das Album nach dem guten "Verderbnis - Der Schnitter kratzt an jeder Tür" angekündigt, dann aber vier Mal verschoben, bis es letztlich im März diesen Jahres das Licht der Welt erblickte. Der Kontrast zum Vorgänger ist sofort sichtbar. War "Verderbnis..." im Artwork noch ganz schön schwarz gehalten, ist "Umbriel..." weiß. Und das gilt auch für die Musik. Die Rückbesinnung auf schwarzmetallische Wurzeln wurde wieder verworfen, stattdessen wurde die Avantgarde-Karte viel stärker ausgespielt. Zwar dürfte klar sein, dass NOCTE OBDUCTA keine Band sind, die auf Trends schielt, nichtsdestotrotz wirkt die Integration von Elementen aus dem (Prog-)Rock der 70er ein bisschen aufgesetzt. So ist der Opener "Kerkerwelten - Teil 1" dann zunächst auch reiner Progrock mit Space-Flair. Das ist dem Konzept des Albums geschuldet: Umbriel ist ein Uranus-Mond und es geht um Raum, Stille und Leere - da passen raumgreifende Soundscapes natürlich bestens. Und wer glaubt, dass der Bezug auf das Debütalbum in "Gottverreckte Finsternis" entsprechende Musik mit sich bringt, sieht sich ebenfalls getäuscht. Auch dieser Song ist betont ruhig gehalten und mäandert so vor sich hin. Viel Klargesang, hier und da mal eine härtere Passage und dann wieder wabernde Sounds, zum Ende hin wird ein bisschen mit dem Theremin herumgespielt. Das ist zwar alles schön und gut, doch kommen die Songs nicht wirklich auf den Punkt. Und spätestens beim fast 14-minütigen "Dinner auf Uranos" (lang lebe das Selbstzitat) werden die Ambientausflüge zur Geduldsprobe.
"Mehr Hass" wird danach skandiert und man ist geneigt "Ja, bitte" zu rufen, ohne jedoch wirklich erhört zu werden. Der verhältnismäßig eingängige Song rockt eher versonnen vor sich in, als dass hier mit Hass gegeifert wird. "Leere" überschreitet dann die 14 Minuten, erweist sich aber als gelungenster Trip des Albums - auch wenn die Gangart hier nicht groß anders ist. Zwischen LACRIMOSA (die Assoziation taucht übrigens mehrfach auf) und Postrock angesiedelt, ist die Mammutkomposition die intensivste. "Ein Nachmittag mit Edgar" ist dann so ein Song, der einem nicht mehr aus dem Ohr geht, man aber nicht weiß, ob man ihn gut findet oder furchtbar. Mit längerer Gewöhnung vermutlich ersteres. Die "Reprise Dinner Auf Uranos" ist dagegen recht überflüssig, während das abschließende "Kerkerwelten - Teil 2" mit anfänglich mehr Schwärze dann einen erwartbaren Abschluss bildet.
"Umbriel (Das Schweigen zwischen den Sternen)" ist alles andere als ein schlechtes Album - es ist in seiner Andersartigkeit sogar beinahe erwartbar gewesen. Dass es aber nicht gänzlich überzeugend ausfällt, ist ein sehr subjektives Empfinden. Die Kopflastigkeit ist anstrengend, das gilt für Musik wie auch für Texte. Nur selten hat man das Gefühl, dass die Band sich einfach trieben lässt und dass das, was man da hört, wirklich aus dem Bauch heraus kommt. Die vorherrschende Gleichförmigkeit erschwert es zudem, wirklich Zugang zu finden und sich in die Kompositionen einfach fallen zu lassen, will (mir) auch nicht gelingen.
FAZIT: Wenn es um die atmosphärische Seite von NOCTE OBDUCTA geht, ziehe ich "Sequenzen einer Wanderung" dem neuen Album definitiv vor. Ich kann noch nicht einmal mit Gewissheit sagen, warum es mich nicht packt - hier stimmt die Wellenlänge nicht, die Passung zwischen dem, was ich als packend düster-atmosphärische Musik empfinde und wie NOCTE OBDUCTA das für sich definieren, scheint einfach nicht zu stimmen. Kann ja mal vorkommen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Kerkerwelten - Teil 1
- Gottverreckte Finsternis
- 01-86 Umbriel
- Dinner auf Uranos
- Mehr Hass
- Leere
- Ein Nachmittag mit Edgar
- Reprise Dinner auf Uranos
- Kerkerwelten - Teil 2
- Bass - Heidig
- Gesang - Torsten, Flange, Stefan, Marcel
- Gitarre - Stefan, Marcel
- Keys - Marcel
- Schlagzeug - Matze
- Sonstige - Matze (Theremin)
- Sequenzen einer Wanderung (2008)
- Umbriel (Das Schweigen zwischen den Sternen) (2013) - 9/15 Punkten
- Irrlicht (Es schlägt dem Mond ein kaltes Herz) (2020) - 12/15 Punkten
- Karwoche - Die Sonne der Toten pulsiert (2023) - 12/15 Punkten