Zwielichtig, wie uns der Bandname sagen möchte, klingen diese Norweger nicht unbedingt, aber mindestens kauzig, womit sie vor mit 40 Jahre alten Farben gemaltem Hintergrund wiederum dem Zeitgeist entsprechen. Wo die Landsleute WOBBLER den Tasten-Heroen der Seventies huldigen, gehen TUSMØRKE lieber in den Wald kiffen.

In der Tat kommt die Combo aus dem Umfeld der erwähnten und hat Lars Fredrik Frøislie von WHITE WILLOW als Erfüllgehilfen eingespannt. Er ist es, der dem eröffnenden FIMBUL einen CIRCULUS-Anstrich gibt, denn eingedenk der näselnden Stimme von des Frontmanns entspannt sich hiermit ein ausschweifender Folk-Progger mit düsterem Unterton, der zum Ende hin aber wunderbar jubilierend aufgelöst wird. Krizlas Flötenspiel ist nicht bloß eine weitere Tonfarbe, um ans angepeilte Jahrzehnt zu gemahnen, sondern imminent wichtig für die Kompositionen, in welchen die Band eigentlich kaum bewusst andere zitiert, was ihr erst einmal jemand nachmachen muss.

Im psychedelischen BEATLES-Groove kommt „Watching The Moon Sail Out Of The East“ daher, am Ende aber wiederum nachgerade virtuos. Das schleichende „The Quintessence Of Elements“ gemahnt wie vieles weitere an die frühen MOODY BLUES, denn auch TUSMØRKE verstehen es, zudringliche Strukturen mit instrumentalem Tiefgang zu verbinden – und umso erfreulicher ist die Tatsache, dass man sich die Texte der Formation anhören beziehungsweise lesen kann, ohne mit den Achseln zu zucken oder sich aufzuregen. „Hostjevndogn“, einen finsteren Doomer mit Space-Synths, versteht der gemeine Mitteleuropäer natürlich nicht, doch dafür stimmt das Hook.

Das treibende „A Young Man And His Woman“ gehört zu den straighten Moment dieses Debüts und orientiert sich am dichtesten am Proto-Hardrock, wie man Helden von BANG bis JOSEFUS so schön nennt. Deren ruppiger Ansatz kommt auch im bleiernen, dann springlebendigen „Salomonsens Hage“ zum Tragen. Besonders haarsträubend, wie es zum Titel passt, fällt das dynamisch klasse aufgezogene „A Nightmare's Just A Dream“ aus, bevor die letzten drei Tracks warum auch immer als Bonusmaterial gelistet sind. „Singers & Swallows“, einer eher unauffälligen Ballade, schließt sich das 18-minütige Gesellenstück „Ode On Dawn“ an, das klanglich hörbar aus einer anderen Session stammt und ein wenig fragmentarisch wirkt. Dennoch: Hier haben wir es mit einem heißen Newcomer aus der Recycling-Industrie zu tun.

FAZIT: TUSMØRKE gefallen Fans von JETHRO TULL bis BLUE CHEER und ziehen bereits jetzt ein relativ eigenständiges Ding durch, das auf Posen verzichtet und allen Schrullen zum Trotz Inhalte vermittelt. Es sei ihnen angesichts des sinnentleerten Retro-Booms gedankt.