Die Wilson-Sisters sind ein kleines Phänomen, da sie trotz ihrer verhältnismäßig braven Musik selbst unter hartgesottenen bis musikalisch extrem eingestellten Kollegen etwas gelten. Dieses Liveding aus dem Frühling 2010 mag zeigen, woran dies liegt.

Ungeachtet des bereits beeindruckenden Ambientes der namensgebenden Sky Church in Seattle bräuchten HEART theoretisch kein großes Parkett, um zu beeindrucken. Die weitgehende Skandalfreiheit und das gute Benehmen der Künstlerinnen über all die Jahre hinweg zahlt sich heutzutage aus, denn im Vergleich zu arg abgehalfterten Schönheiten, die vornehmlich mit selbiger punkten konnten und nun, da der Lack ab ist, nichts mehr zu sagen haben, stehen HEART trotz ihres Alters im vollen Saft. Mögen Ann und Nancy nicht eben der Traum eines Jünglings im Jahre 2011 sein, kommt doch niemand umhin, den Hut vor den beiden zu ziehen. Nicht nur optisch ist "Night At Sky Church" - übrigens auch auf Blaustreifen zu haben - imposant, sondern auch dahingehend, dass man das berechtigte Gefühl hat, einer organischen Band beizuwohnen, selbst wenn die zwei Schwestern der unbestreitbare Mittelpunkt der Show sind.

Jedenfalls bedarf es nicht einmal der Gastbeiträge von Country-Ikone Alison Krauss beziehungsweise Ben Mink. Das vorhersehbar eröffnende wie unzerstörbare "Barracuda" oder das groovige "Love Alive" begeistern durch Power, und sogar wenn es auf der Bühne ob besagter Besucher bisweilen voll wird, gelingt der Schnitt von "Night At Sky Church" auf ganzer Linie, von der Bildqualität ganz zu schweigen, doch dies gilt bei diesem Format ohnehin als selbstverständlich. Vielleicht weniger erwartet, aber dennoch kaum überraschend: Die aktuelleren Stücke - immerhin galt es, das Album "Velvet Red Car" zu bewerben - fügen sich perfekt in den Klassikerreigen ein.

FAZIT: "Night At Sky Church" ist ein eigentlich lange überfälliger optischer Eindruck von HEART zum Kaufen, gerade weil Konzertdokumente aus Frühzeiten der Gruppe eher spärlich gesät sind. Bei der Güte dieser Veröffentlichung besteht für Fans kraftvoller wie nicht unpoppiger Rockmusik aus Frauenfeder akuter Kaufzwang