COLD SUMMER geht’s „Den Umständen entsprechend“ und damit kleiden die Leipziger Post-Punks die gesellschaftliche Schlechtwetterlage passend in Worte. Denn wo die kollektive Krise zum individuellen Trauma wird, brechen Herzen und Menschen wie Pappstrohhalme in Kinderhänden.

Dass die Musik entsprechend nervös auf den Hörer niederprasselt, wenn Stücke wie „Permafrost“ das kollektive Wegschauen anprangern, passt nicht nur zum dystopischen Bandnamen, sondern wirkt in gewisser Weise auch wie eine Katharsis individueller Wut, aufgrund der nur die Wahl bleibt, entweder zum Instrument zu greifen oder sich die Hände an der nächstbesten Hauswand blutig zu boxen.

Das Gefühl, fremd in der Welt zu sein, nicht dazuzugehören und die Mechanismen der Gesellschaft nicht zu verstehen, vertonen COLD SUMMER im passend betitelten „Spätkapitalismus“, der sich als emotionaler Tiefschlag herausstellt und mit nervös-repetitivem Riffing einen Magenschwinger nach dem anderen austeilt.

Diese Qualität findet sich in jeder Minute dieser knappen Viertelstunde Spielzeit, die „Den Umständen entsprechen“ benötig, um Wut auf die Welt und die Gesellschaft auf den Punk(t) zu bringen. 'Die Stadt ist tot (ohne dich)' singen COLD SUMMER im nervös treibenden Abschluss „Esso Tanke“.
Damit ist zum Zustand der Menschlichkeit im Grunde alles gesagt.

FAZIT: COLD SUMMER geht es „Den Umständen entsprechend“ schlecht, was sie mit einem nervös-aufgekratzten Punk-Kommentar auf den Zeitgeist untermauern. Dass die Sonne hier den Kürzeren zieht, macht der Bandname bereits deutlich. Die Musik beschwört die Schlechtwetterfront zusätzlich herauf, womit die Leipziger einen passenden Soundtrack zum gesellschaftlichen Wirrwarr der letzten Jahre abgeben.