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Bernd-Michael Land: Schwer | Metall - Kang aus Erde - (Review)

Artist:

Bernd-Michael Land

Bernd-Michael Land: Schwer | Metall - Kang aus Erde -
Album:

Schwer | Metall - Kang aus Erde -

Medium: CD
Stil:

Elektronische Musik, Berliner Schule

Label: Eigenproduktion
Spieldauer: 73:49
Erschienen: 25.07.2025
Website: [Link]

„Metalle haben mich schon immer sehr fasziniert. Sie gehören zu den ältesten Werkstoffen, die je von Menschen eingesetzt wurden. […] Metall ist solide und kann doch so zerbrechlich sein. […] Die Verschmelzung komplexer Metallklänge mit den elektronischen Klangskulpturen fügen sich in einem Kontext zu einer neuen hybriden Realität zusammen.“ (Bernd-Michael Land im Booklet zu „Schwer | Metall - Kang aus Erde -“)

Oh je – Chemie war für mich als jugendlicher Schöngeist, der vorrangig auf Musik und Literatur stand, noch nie mein Ding. Und dann kommt plötzlich BERND-MICHAEL LAND, der als Kunst- und Bauschlosser gelernte Schmiedekünstler und beeindruckende Musik-Elektroniker um die Ecke, um mit seinem schwermetallischen Elektro-Album, das er „Schwer | Metall - Kang aus Erde -“ nennt, um eine wilde musikalische Reise durch das Periodensystem der Metalle zu unternehmen.
Und ja, ich gestehe: Bereits nach dem ersten Hördurchgang habe ich mein altes Periodensystem aus DDR-Zeiten, das im Chemie-Unterricht Pflicht war, wieder vorgekramt. Denn die vielfältigen Klänge, die der begnadete Elektronikmeister Land den einzelnen Elementen in all ihrer Unterschiedlichkeit verleiht, sind nicht nur für den Chemiker, sondern ganz speziell für den Liebhaber elektronischer Musik eine gefühlvolle Achterbahnfahrt durch in etwa alle Facetten, die einen gute elektronische Musik heutzutage zu bieten hat.

Natürlich gibt es – wie längst von BERND-MICHAEL LAND gewohnt – passend zur Thematik und der Musik ein megafettes, sehr informatives wie bildreich gestaltetes Booklet (28 Seiten!) zur CD mit dazu, das wortwörtlich diese CD-Ausgabe noch etwas schwerer wiegen lässt.


Aber auch der ursprüngliche Live-Charakter seiner Musik ist Land extrem wichtig, weswegen er produktionstechnisch (fast altmodisch) auf einen Stereo-Digitalrecorder zurückgreift, mit dem alle im klassischen Live-Kontext entstandenen Sessions mitgeschnitten wurden statt auf Computer oder Midi zurückzugreifen. Erst dann wurden die Fieldrecordings (z.B. Kirchenglocken und Amboss) sowie Studioaufnahmen von Gongs, Klangschalen und akustischen Instrumenten als Studioaufnahmen beigemischt.

Mit dunklen Klängen tauchen wir dann auch gleich in das erste Element „Zink“ ein. Schwebend und erhaben, ganz plötzlich an Fahrt aufnehmend und sich in JARREscher Schönheit entfaltend, so als würde weit im Hintergrund schon das luftige 'Oxygene' lauern.
Na, das passt doch bestens!

Eigentlich muss es doch ein schweres Unterfangen sein, für gleich 13 unterschiedliche Elemente – die alle den Metallen angehören – auch 13 unterschiedlich klingende Stücke zu komponieren und mit der Hilfe von TOMMY BETZLER [den hoffentlich noch viele als Schlagzeuger von den großartigen P'COCK und den beiden bei KLAUS SCHULZEs IC-Label produzierten Alben „The Prophet“ (1980) und „In 'cognito“ (1981) kennen!) sowie UDO P. LEIS zu verwirklichen.
Nicht so bei BERND-MICHAEL LAND, der diese schwer(gewichtig)e Aufgabe nicht nur locker angeht, sondern kreativ und einfallsreich umsetzt, sodass uns beispielsweise als nächstes das „Nickel“ (mit gut 8 Minuten der längste Titel) mit Klangwelten eines EDGAR FROESE begegnet. Natürlich werden alle Metalle dann auch weiterhin mit den klangvollen Ideen der Berliner Schule oder des elektronisch verspielten Krautrocks bis hin zu weltmusikalischen Ethno- oder Ambient- und natürlich der 'Kosmischen 70er-Jahre-'Musik (gerne auch 'Weltraummusik' genannt) ihre ganze verspielt-metallische Schönheit entfalten, auch wenn dem gesamten Album vordergründig eine düstere, eben schwere, Komponente innewohnt.


In „Eisen“ gibt’s dann gehörig was auf die Klangschalen, während erneut am elektronischen Horizont finstere Keyboardflächen ihre Bahnen ziehen. Ein feiner, klug gewählter Gegensatz – und in puncto Metall natürlich mehr als zutreffend.
„Kupfer“ wiederum begrüßt uns – Was würde eigentlich besser passen? – mit natürlichem Glocken-Klang. Eine echte riesige Kirchenglocke, angeschlagen von 'Glöckner' Udo P. Leis und elektronisch inspiriert von den Frühwerken eines KLAUS SCHULZE.
„Cadmium“ wartet mit verfremdeten Stimmen auf, so als würden TANGERINE DREAM wieder kosmisch-musikalisch in Richtung „Alpha Centauri“ durchstarten, während das „Blei“ bereits auf KRAFTWERKsche 'Roboter'-Reise geht, die sich dann in dem wohl gefährlichsten, kriegerisch viel zu oft missbrauchten Element „Uran“ extrem verdunkelt, das aber glockenhell wie stimmverfremdet radioaktiv mit „Zinn“ fortsetzt, um sich dann mit „Kobalt“ tatsächlich ganz und gar im KRAFTWERK zurückzuziehen, damit der elektronische Musik-Cocktail noch einmal gehörig unter Hochdruck gesetzt werden kann.

13 elementare Metalle treffen so auf 13 elementare Electronics, geschmiedet von BERND-MICHAEL LAND (der in frühen Jahren als Kunst- und Bauschlosser eine sehr persönliche Beziehung zu dem Element Metall und der handwerklichen Schmiedekunst entwickelte) unter dem Einfluss der Großmeister der Berliner Schule.
Wortwörtlich die große, harte, schwere, aber auch verdammt lehrreiche Schule!


FAZIT: Auch wenn das „Eisen“ auf „Schwer | Metall - Kang aus Erde -“ eine wichtige Rolle auf dem vertonten analog-elektromusikalischen Metall-Periodensystem eines BERND-MICHAEL LAND spielt, eins ist klar: Der durch die Berliner Schule ganz offensichtlich gestählte Elektronik-Guru (Ja, nach so vielen spannenden und liebevoll gestalteten, zahlreichen Veröffentlichungen darf man ihn durchaus so nennen!) rastet und rostet wortwörtlich nicht. Mit der Unterstützung von Schlagzeuger TOMMY BETZLER (P'COCK) und Glocken-Experten UDO P. LEIS sowie einer riesigen Liste elektronischer analoger Klangerzeuger lässt er das Elektroniker-Herz aller, die noch immer gerne ihr Musik-Alphabet von A wie ASHRA bis T wie TANGERINE DREAM mit Ausflügen über J wie JARRE und K wie KRAFTWERK (und natürlich nie das S wie SCHULZE vergessen) durchbuchstabieren, höherschlagen. Dazu gibt’s noch ein anspruchsvoll gestaltetes 28-seitiges Booklet voller fotoimpressionistischer 'Metall'-Bilder und sehr informativen Erläuterungen des Musikers, die deutlich zum Verständnis seiner Musik in diesem Umfeld beitragen, in denen er beispielsweise feststellt: „Metall ist solide und kann doch so zerbrechlich sein.“ Gleiches gilt für BERND-MICHAEL LANDs Musik auf „Schwer | Metall - Kang aus Erde -“.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 239x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Zink
  • Nickel
  • Eisen
  • Quecksilber
  • Kupfer
  • Mangan
  • Gold
  • Cadmium
  • Blei
  • Vanadium
  • Uran
  • Zinn
  • Kobalt

Besetzung:

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