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Interview mit RUNEMAGICK (01.11.2025)
Zwar griff Nicklas Rudolfsson für die Aufnahmen des 14. RUNEMAGICK-Albums "Cycle Of The Dying Sun (Dawn Of Ashen Realms)" auf die Talente von vier Gastmusikerinnen zurück, doch für die alchemische Verbindung von Death- und Doom Metal zeichnet der in etlichen Projekten auch jenseits des Metal kreative Szene-Veteran weitgehend alleine verantwortlich. Immerhin Produzent Andy LaRoque durfte an die meditative Musik Hand anlegen, um sie in ihrer Tiefenwirkung zu intensivieren. Dabei herausgekommen ist ein in sich ruhendes Werk, dessen Long Tracks zuweilen mit Triptykon’scher Schwere auftrumpfen und das mit hörenswert arrangierten Kontrasten fasziniert, ohne sich auch nur ein einziges Mal billig an die Hörerschaft heranzuschmeißen. Der schwedische Musiker übertreibt nicht, wenn er davon spricht, dass seine finstere Musik derweil vor allem mit unausweichlicher Präsenz besticht und deshalb auf oberflächliche Brutalität verzichtet.
Hallo Nicklas, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst, und herzlichen Glückwunsch zu einem Album, das sich nicht nur von der Vielzahl der Veröffentlichungen abhebt, sondern auch aus der RUNEMAGICK-Diskografie hervorsticht! Mit "Cycle Of The Dying Sun" präsentierst Du eine weniger aggressive und eher meditative Interpretation von Death Metal. Zweifelsohne ein RUNEMAGICK-Album, jedoch mit einem eigenen Ansatz, der es erfordert, genau hinzuhören, um tiefer in die Musik einzutauchen – selbst im Death-Metal-Kontext ist das nicht gerade zugänglich?
Danke. Ich habe nie versucht, etwas zu erschaffen, das leicht zu verdauen ist. Dieses Album sollte eine Erfahrung sein, durch die man sich langsam und aufmerksam bewegt, wobei sich die Schwere ebenso durch die Atmosphäre wie durch die Verzerrung ergibt. Ich wollte, dass das Klangbild atmet, dass es zwischen Stille und Dichte schwankt, und dass jede einzelne Note und jeder Raum dazwischen gleichermaßen wichtig sind. Wenn man sich darauf einlässt, wird der Rhythmus des Albums zu einer eigenen Welt. Es handelt sich dabei immer noch unverkennbar um RUNEMAGICK. Die alte rohe Flamme ist geblieben, doch sie brennt jetzt nicht mehr so offen. Stattdessen glimmt und glüht sie nun unter Klangschichten und Texturen. Die Schwere ist immer noch allgegenwärtig, nur kommt sie durch Geduld, Wiederholung und Tiefe zum Tragen. Diese Vorgehensweise markiert den Ort, an dem ich derzeit als Musiker und als Mensch stehe – ich fühle mich eher zum Klang als Präsenz als zum Klang als Waffe hingezogen.
Abgesehen von den Gastbeiträgen hast Du die gesamte Musik für "Cycle Of The Dying Sun" aufgenommen. Du musstest Dich also auf viel mehr Aspekte konzentrieren als ein gewöhnliches Bandmitglied, das sich hauptsächlich auf sein(e) Instrument(e) konzentriert, aber nicht auf alles andere. Wie wichtig war Andy LaRoque in diesem Prozess?
Andy war sehr wichtig. Das Album wurde während mehrerer Sessions im Winter 2025 in den Sonic Train Studios in Varberg sowie meinem eigenen Necrotic Noise Studio in Ljungskile aufgenommen. Andy war für die Sonic-Train-Sessions verantwortlich und hat dort später alles gemischt und gemastert. Er versteht, wie ich einen gewissen Klangraum und eine Schwere nebeneinander existieren lassen möchte. Er weiß, wann er die Atmosphäre für sich selbst sprechen lassen muss, und wann er etwas gerade so behutsam betont, dass seine Form zum Vorschein kommt. Die Arbeit in meinem eigenen sowie im Sonic Train Studio ermöglichte eine hilfreiche Balance zwischen Einsamkeit und einer äußeren Einschätzung. Ich konnte in meinem eigenen Rhythmus kreativ walten und das Material anschließend in eine professionelle Umgebung zu jemandem bringen, dessen Gehör ich voll und ganz vertraue. Das trug dazu bei, dass das Album trotz seiner verschiedenen Ebenen und Gäste eine runde Sache wurde.
"Cycle Of The Dying Sun" enthält Gastauftritte von Lussidotter, Louvrianne Roux, Lin und der Ambient-Künstlerin Dísa Draugurinn, deren Aufnahmen mit einzigartigen Sound aus diesem Genre herausstechen. Wie kam es zu diesen Kooperationen und wie zufrieden bist Du mit den Beiträgen, die dem grundsätzlich dunklen und schweren Klangbild zweifelsohne einige wohlklingende und sogar helle Ebenen hinzufügen?
Ich bin sehr zufrieden damit. Lussidotter ist auf "Old Bones", "The Runestone's Lament" und "Ashen Realms" zu hören, auf der limitierten CD auch auf "Embers of the Unwritten Dawn (Part 1)" und "Beneath The Solar Embers". Wir arbeiten auch in dem Projekt Niru & Lussidotter, daher besteht ohnehin eine natürliche und kreative Verbindung zwischen uns. Louvrianne Roux hat "Ashen Realms" mit einem Hackbrett bereichert – ein kleines Detail, das jedoch die gesamte Klangfarbe des Songs verändert hat. Dísa Draugurinn, mit der ich auch einige gemeinsame Projekte habe, hat "The Hollow Chant of the Seer" mit ihrer tranceartigen Stimme veredelt, und Lins Präsenz auf "Spires of the Drowned Horizon" hat dem Song eine eindringliche Leichtigkeit verliehen. Ich lade Gäste nicht ein, um die Musik zu verzieren. Ich wähle Menschen aus, welche die Textur erweitern können, ohne den Ton zu verfälschen. Ihre Beiträge lassen das Album vielfältiger und tiefer klingen, ohne dass es seine Identität verloren hat. Sie alle haben der aschgrauen Landschaft neuen Atem eingehaucht.
Unabhängig davon, dass mir beide Teile von "Embers Of The Unwritten Dawn" besonders gut gefallen, hat die Ankündigung, dass das Album in verschiedenen Formaten und Umfängen erscheinen wird, bereits Kritik hervorgerufen: Diejenigen, die sich für den Kauf einer LP entscheiden, erhalten weniger Musik als diejenigen, welche die günstigere digitale Version oder die CD kaufen. Vielleicht kannst Du das aufklären: Kann man sich beim Erwerb der im Vergleich kostspieligeren LP die vier "Bonus Tracks" herunterladen?
Die sechs Kernkompositionen bilden den wesentlichen Zyklus des Albums. Diese Songs sind auf Vinyl, CD und als Stream verfügbar – sie sind die Essenz der Reise. Die limitierte CD enthält vier zusätzliche Stücke: "Spires Of The Drowned Horizon", beide Teile von "Embers of the Unwritten Dawn" und die Demo-Version von "Beneath The Solar Embers". Es handelt sich um miteinander verbundene Werke, nicht um Extras, und sie erweitern den Zyklus, anstatt ihn neu zu definieren. Die Länge der LP ergab sich durch die Grenzen des Formats. Ich wollte, dass sich innerhalb dieser Grenzen ein natürlicher Flow ergibt, und das nichts überfüllt wirkt. Und ja, es wird eine Möglichkeit geben, dass LP-Käufer die drei zusätzlichen Titel streamen bzw. herunterladen können, damit das volle Erlebnis verfügbar bleibt. Bandcamp ist eine der Möglichkeiten. Der Demo-Bonus-Track befindet sich nur auf der CD. Jedes Format erfüllt seinen eigenen Zweck, während es denselben wesentlichen Spirit transportiert.
- Runemagick - Into Desolate Realms (2019)
- Runemagick - Cycle of the Dying Sun (Dawn of Ashen Realms) (2025)
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