Partner
Services
Statistiken
Wir
WACKEN 2025 | Freitag, 01.08.2025 1/2 - Holy Ground - 01.08.2025

WACKEN 2025 | Freitag, 01.08.2025 1/2 - Holy Ground
Wacken Open Air 2025 – Freitag, 01.08.2025 – Tag 4
Endlich Sonne! Nach Tagen voller Regen, Schlamm und improvisierter Gummistiefelpflege wirkt der heutige Morgen wie eine Offenbarung. Das Licht fällt golden über das Festivalgelände, Die Stimmung ist von der ersten Minute an elektrisiert.
Erster Programmpunkt: HEAVY SAURUS auf der WET Stage. Die deutsche Spaß-Metalband für Kinder tritt in aufwendigen Dinosaurierkostümen auf und liefert kindgerechte Texte mit wuchtigen Metal-Riffs – ein Konzept, das nicht nur kleine Fans begeistert. Noch bevor die Band überhaupt auf der Bühne ist, skandiert die Menge im Chor „HEAVY SAURUS! HEAVY SAURUS!“ Zahlreiche Plüschdinos, Stofftiere und selbstgebastelte Sauriermasken werden in die Höhe gereckt. Als die ersten Töne erklingen, passiert das Unfassbare: ein Kindermoschpit. Ein völlig abgedrehter Festivalmoment.
Auf derselben Bühne folgen SETYOURSAILS – eine junge, moderne Metalcore-Band aus Köln, die mit klarer Stimme und wütendem Shouting gleichermaßen punktet. Das Publikum wechselt von kindlicher Euphorie zu ernstem Headbangen – die WET Stage beweist wieder einmal, dass hier Genrevielfalt Programm ist.
Am Nachmittag heißt es rüber zur Faster Stage: LANDMYRKS, französischer Metalcore mit melodischen Refrains und harten Breakdowns. 15 Uhr und die Menge ist schon in Bewegung – Crowdsurfer gleiten über die Köpfe.
PEYTON PARRISH übernimmt danach auf der Harder Stage. Bekannt für seine tiefen, markanten Vocals und seine Mischung aus Modern Rock, Country-Elementen und Wikinger-Ästhetik, zieht er ein gemischtes Publikum an. Die Harder Stage selbst ist ein Monster – so hoch, dass kleine Fotografinnen hier ohne Hocker kaum auf Augenhöhe mit den Künstlern kommen. Kein Wunder, dass viele Kollegen kleine Trittleitern im Fotograben dabeihaben.
CELESTE auf der Headbangers Stage macht ihrem Namen alle Ehre – nicht himmlisch, sondern höllisch intensiv. Französischer Post-Black-Metal mit einer Wand aus Nebel, in die das rote Bühnenlicht schneidet. Die Musiker sind kaum zu erkennen, stattdessen wabert eine gespenstische Aura über den Köpfen der bangenden Menge.
Zurück in den Wackinger-Bereich: EIHWAR bringen elektronische Beats, Tribal-Rhythmen und mittelalterliche Percussion zusammen. Ihre virtuosen Tanzeinlagen erinnern an schamanische Rituale. Die Zuschauer in Wikinger-Outfits, mit Trinkhörnern und Lederwams, tanzen wie in Trance – Metbecher klirren im Takt.
19 Uhr, wieder WET Stage: KYLESA. Die US-Band aus Savannah, Georgia, ist bekannt für ihren Sludge- und Psychedelic-Metal, der mal hypnotisch treibt, mal mit brutaler Wucht zuschlägt. Vor der Bühne wogen die Köpfe wie eine kollektive Wellenbewegung.
Und dann passiert der Moment des Tages:
Ich nähere mich der Louder Stage, um THE BOOMTOWN RATS um 20:45 Uhr zu sehen – mit niemand Geringerem als Bob Geldof am Mikrofon. Vor dem Grabeneingang fällt mir die große Anzahl an Sanitätern auf: Johanniter, ASB, alle in Bereitschaft. Und dann sehe ich ihn: einen jungen Mann auf einer Liege, halb sitzend, halb liegend, mit Blick auf die Bühne. Neben ihm eine Frau, vermutlich seine Freundin, die seine Hand hält. Bei den ersten Takten der Musik wippen beide im Takt, und ihre Augen leuchten.
Die Sanitäter gehören zum Projekt „Wünschewagen“ – einem ehrenamtlichen Dienst, der schwerstkranken Menschen letzte Herzenswünsche erfüllt. Für diesen Mann ist es offensichtlich einer dieser Momente: noch einmal Wacken erleben, Musik fühlen, die Luft, den Lärm, die Gemeinschaft. Mir steigen Tränen in die Augen.
Das ist Wacken in seiner reinsten Form – nicht nur ein Festival mit einer unglaublichen musikalischen Bandbreite, sondern ein Ort, an dem Gemeinschaft und Menschlichkeit genauso groß geschrieben werden wie die Riffs der Hauptbühnen.
Fazit Tag 4: Sonne, Gänsehaut, genreübergreifende Musik – und ein Moment, der beweist, dass Wacken mehr ist als nur ein Metal-Festival. Es ist ein Ort, an dem Träume wahr werden, manchmal sogar im Angesicht des Abschieds.
