Jazz im progressiv-psychedelischen Gewand?
Im Fall von CARPET ist diese Beschreibung gar nicht so abwegig. Die Augsburger vertonen ein vielfältiges Gemisch, das zwischen diversen komplexen, aber auch verkünstelten Musikgenres hin- und her-tänzelt, ohne aufgesetzt oder erzwungen zu wirken.

Die Musik klingt lebensbejahend, stellenweise verträumt und strahlt einen gewissen Jam-Charakter aus, der von dem warm tönenden Sound noch verstärkt wird. Dadurch erweckt „Collision“ ein bisschen den Eindruck das musikalische Pendant zu einem rauchigen Whiskey zu sein.
Vollmundig, facettenreich, aber eben auch eher Liebhaberstoff als Stangenware.

In ihrer Stilvielfalt mischen die Bayern progressive Komplex-Musik mit jazzigem Freigeist (u.a. in „Lost at Sea“) oder gehen verträumt und reduziert mit spielerischer Finesse ans Werk, wie es z.B. der stetig ansteigende Melancholiker „Ghosts“ beweist.
Rhythmisch verspielter wird’s in „P is for Parrot“, das zügiger mitreißt als zunächst gedacht und wie der kleine Bruder des flippigen Finales „Cosmic Shape Shifter“ wirkt.

FAZIT: Luftiges Küsten- bzw. Wüstenfeeling trifft auf detailverliebte Prog-Rock-Kunst. CARPETs „Collision“ ist ein vielfältiges Klangschauspiel, dem mit dem optischen Bezug zur Steppe ein passender Rahmen gesteckt wird. Denn so unvorhersehbar, aber doch beständig wie das Leben im natürlichen Biotop ist, so fällt auch diese Musik unkontrolliert, aber zweckgebunden und logisch aus.