„Hey Folks, seltsame Zeiten erfordern seltsame Alben. Und hier ist unseres, komplett in DIY-Manier geschrieben, gespielt, aufgenommen und produziert: 'Karmabolage', mittlerweile die dritte BLOMQIST-Scheibe, etwas verspätet zum 20. Bandjubiläum.“ (BLOMQIST unter ihrer Homepage)

BLOMQIST lieben Wortspielereien und verzichten wohl gerne auch mal (in ihrem Bandnamen) auf ein 'U' (Der gute von Astrid Lindgren erfundene Kalle jedenfalls schreibt sich mit besagten 'U'!). Zumindest ist genau das der erste Eindruck, den man gewinnt, wenn man sich vorm ersten Hördurchgang von „Karmabolage“ genauer mit den Äußerlichkeiten des 2022er-Albums der deutschen Band oder den Titelnamen, in denen gerne auch mal „Schafe im Volkspelz“ auftauchen oder „Alter Liebe Rost“ ansetzt, wobei die doch gerade nach allen weisen Sprüchen nicht rosten soll, befasst. Und selbst wenn bei BLOMQIST die „Gardinen aus Schweden“ kommen, dann werden bei Metapher-Verliebten sicherlich echte Knastgedanken hinter 'Schwedischen Gardinen' wach. Ein hochexplosives Album muss das sein – da darf einem wie auf dem Cover gerne auch der Kopf wegfliegen und in einer Rauchwolke (direkt vorm Meer) pulverisiert werden.
Ob aber auch die Ohren immer schlackern?
Leider nicht in jeder Beziehung – so sehr sich auch BLOMQIST in ihr indie-alternativ-deutschrockendes Zeug legen.

„Karmabolage“ krankt leider an einigen Ecken und Kanten, die sich recht rasch auftuen, wenn die limitierte schwarze Scheibe ihre ersten Runden auf dem Plattenteller dreht. Als da wären der rotzige Gesang mit Punk- und Indie-Attitüde, der zugleich ein wenig BLUMFELD- und ELEMENT OF CRIME-Flair zu verbreiten versucht, aber bei weitem nicht in deren Liga spielt bzw. singt. Was gerade darum schade ist, weil die Texte eben mit ihrem feinsinnigen Witz voll schwarzhumorigen Seitenhieben sowie provokanten Wortspielereien, die keinerlei Anspruch auf Ernsthaftigkeit erheben und gerade darum wirklich ernst genommen werden sollten, auch vokal einen höheren Anspruch verdient haben. Leider fehlt in der LP eine Textbeilage, die sich wirklich gut gemacht hätte, gerade weil eben nicht immer alle Songs textlich umfänglich zu verstehen sind.

Doch es gibt zudem so einige überraschende Momente, besonders dann, wenn Johannes Gröne als musikalischer Gast zu Saxophon und Klarinette greift, um beispielsweise in „Rauch“ ein feines Solo hinzulegen, das sich neben dem schrägen Gitarrensolo zuvor verdammt gut macht. Aber auch er kann extrem schräg und hart, wenn er dann in „Für die Katz“ sein saxophonistisches Katzengejaule anstimmt.

BLOMQIST entschieden sich zudem, „Karmabolage“ komplett in Eigenregie (also DIY - Do It Yourself) aufzunehmen, was sich leider nicht sehr positiv auf den Klang, der zu dumpf ausgefallen ist, auswirkt. Auch tritt die Musik zu oft in den Hintergrund, während der (trotzdem nicht immer verständliche) Gesang zu stark in den Vordergrund gemischt wurde. Hier wäre es nicht schlecht gewesen, wenn sich die Hannoveraner Band auf professionelle Hilfe eingelassen hätte (Natürlich hätte das immense Zusatzkosten verursacht, weswegen ihre Eigeninitiative-Entscheidung durchaus verständlich ist!), so sehr sich auch ihr Schlagzeuger Sebastian Gröne beim Mix und der Produktion bemüht hat. Den Ansprüchen einer wirklich hochwertigen Anlage und eines Spitzenkopfhörers, auf welchen die limitierte LP mehrmals gehört wurde, genügt dieser Klang noch nicht.

Am Ende gilt dann das abschließende Motto des letzten Songs „Mascara“ auch für „Karmabolage“: „Wenn wir wüssten wohin, dann wären wir nicht hier.“
BLOMQIST leben diesen Grundsatz – und klingen noch immer wie auf der Suche zwischen TON STEINE und SCHERBEN genauso wie im BLUMFELD, auch wenn sie nicht immer im besten Sinne dabei fündig werden.
Mutig gehen sie allemal zur Sache und dass sie dabei sogar auf limitiertes Vinyl setzen, ist ihnen sehr hoch anzurechnen.

FAZIT: Der Titel „Karmabolage“ ist genauso seltsam wie das aktuelle BLOMQIST-Album als solches, das mit hintergründigen, aber auch ziemlich verklausulierten und von Wortspielereien nur so strotzenden Texten sich in der intellektuellen Nische der Hamburger Schule breitmacht. Allerdings klingen sie auch der ziemlich rauen Produktion und des nicht immer überzeugenden Gesangs wegen nicht nach den Klassenbesten, sondern eher nach den Nachzüglern, die noch ehrfurchtsvoll zu ihren Vorbildern aufblicken, die mit ihrem KETTCAR durch das BLUMFELD brettern. Das alles ist ziemlich schräg so wie es zu DDR-Zeiten die damals vielbeachteten 'anderen bands' waren, wie beispielsweise FEELING B, die ja nunmehr bekanntlich ihr musikalisches Waffenarsenal in RAMMSTEIN abballern. Mal sehen, auf was BLOMQIST als nächstes anlegen...