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Mario Schönwälder: The Eye Of The Chameleon (1989) (Review)

Artist:

Mario Schönwälder

Mario Schönwälder: The Eye Of The Chameleon (1989)
Album:

The Eye Of The Chameleon (1989)

Medium: CD
Stil:

Elektronische Musik im Stil der Berliner Schule

Label: MIG music
Spieldauer: 71:25
Erschienen: 25.08.2023
Website: [Link]

„Der Synthesizer ist Schuld daran, dass es bei mir Elektronische Musik geworden ist.“ (Mario Schönwälder)

Wenn es um die Farbpracht eines der wohl buntesten Tiere dieses Universum geht, dann ist auch dessen Auge etwas extrem Spektakuläres. Genau so ein Auge macht der Elektronikpionier MARIO SCHÖNWÄLDER zum Mittelpunkt der Neuveröffentlichung (durch MIG music) seines farbenprächtigen Albums voller elektronischer Musik der Berliner Schule plus des Chamäleon-Augen-Covers.

Dem Elektronik-Freund braucht man eigentlich kaum mehr über „The Eye Of The Chameleon“ zu berichten, denn der weiß sicher sofort, dass wenn von der 'Berliner Schule' die Rede ist, solche musikalischen Größen, denen man zu Krautrock-Zeiten den seltsamen Namen 'Kosmische Pioniere' verpasste (und den ein Herr Schulze überhaupt nicht mochte), wie KLAUS SCHULZE oder TANGERINE DREAM und ASHRA TEMPEL, gemeint sind.
Fast zwei Jahrzehnte später trat MARIO SCHÖNWÄLDER, der wohl durch die Begegnung mit BERND KISTENMACHER seine ungebremste Leidenschaft für den Synthesizer, der ihn erst so richtig zur Musik gebracht hatte, nie verhehlte, genau in die elektronischen Fußstapfen seiner Lehrmeister und erwies sich mit „The Eye Of The Chameleon“ als einer ihrer besten Schüler – der elektronische Klassen-Primus der 'Berliner Schule' so gesehen.

Solistisch oder gemeinsam mit anderen Elektronik-Musik-Leidenschaftlern wie DETLEF KELLER, THOMAS FANGER, FRANK ROTHE aka FILTER-KAFFEE oder BAS BROEKHIUS spielte Schönwälder (auch unter dem Namen KONTROLL-RAUM), für den alles mit seinem 1989er-Solo-Tape „The Eye Of The Chameleon“ begann, bereits eine fast unzählige Menge an Alben ein, die sich allesamt der 'Berliner Schule' widmen und deren Tradition überzeugend fortsetzen.

Der Startschuss zu dieser Entwicklung gab aber im Jahr des Mauerfalls dieses farbenrohe Electronic-Album, welches allerdings nicht durch eine unglaubliche Innovation besticht, sondern durch die überdeutliche Orientierung an den Früh-Werken von KLAUS SCHULZE und EDGAR FROESE. Das darf mitunter sogar so weit gehen, dass offensichtliche Elektronik-Zitate erklingen, bei denen man wetten könnte, hier hätte man es mit einem Schulze- statt Schönwälder-Album zu tun.
Schönwälder stellt zur Entstehung des Albums darum im vierseitigen Booklet der MIG-music-Neuausgabe fest: „Ich saß in meinem kleinen Musik-Studio Nacht für Nacht vor dem ATARI Computer und nahm Sequenzen, Streicher oder Soli auf und editierte diese Sounds am Synthesizer. Im Frühsommer des Jahres 1989 waren dann alle Aufnahmen im Kasten.“

Ein wenig verwundert allerdings, dass Schönwälder diese Neuauflage seines Solo-Debüts nicht in seinem eigenen Studio 'Manikin Records' verwirklichte, sondern dies MIG music überließ. Doch auch hier liegt wohl die Logik im Detail, denn immerhin zeichnete sich genau dieses Label durch eine der wohl umfangreichsten Neuveröffentlichungen des kompletten Musik-Katalogs von KLAUS SCHULZE aus, sodass MARIO SCHÖNWÄLDER mit dieser Veröffentlichung wortwörtlich in bester Gesellschaft ist.

Dieses insgesamt 5 Longtracks – allesamt mit einer Laufzeit von 9 bis über 20 Minuten – umfassende „The Eye Of The Chameleon“ endet mit dem zweiteiligen „The Voyage Set II (To The Earth)“, das als Live-Mitschnitt, gemeinsam mit BERND KISTENMACHER, vom 7. Januar 1989 im Berliner Zeiss-Planetarium zudem beweist, wie wirkungsvoll diese elektronische Musik auch live ihre 'himmlische Atmosphäre' entfalten konnte. Und dass mit einer entsprechenden visuellen Umrahmung solche Musik gerade in einem Planetarium allerbestens funktioniert, ist sicher jedem bewusst, der sich schonmal untern nächtlichen Sternen-Himmel gesetzt und per Kopfhörer dazu die Musik der 'Berliner Schule' genossen hat. Die Eindrücke sind sehr intensiv. Doch auch ohne Sternen-Himmel funktioniert „The Voyage Set II (To The Earth)“ bestens, wobei eben die Wirkung solcher Musik sich gerade unter Kopfhörern maßgeblich intensiviert.

Die Musik jedenfalls ist nicht mysteriös, sondern klar in den elektronischen Berliner-Schule-Klangwelten strukturiert. Doch trotzdem gibt es etwas Mysteriöses, was Schönwälders „The Eye Of The Chameleon“ neben den altbekannten Electronic-Sounds ausmacht – und zwar dessen Widmung zu „Earthtime“, dem zweiten Stück des Albums, in der wir lesen können: „'Earthtime' ist Harald gewidmet, der im Jahr 1989 unter mysteriösen Umständen ums Leben kam“.

Eine Widmung, die mehr Neugier entfaltet als die Musik – denn diese könnte man locker KLAUS SCHULZE widmen und jeder wüsste sofort warum. Da kann da Chamäleon gucken wie es will...

FAZIT: Als MARIO SCHÖNWÄLDER im Jahr 1992 sein Manikin Label gründete, war seine Leidenschaft zum Synthesizer und der elektronischen Musik unter der Berliner-Schule-Ägide, speziell der von KLAUS SCHULZE, längst zu seiner unbändigen Leidenschaft geworden, wovon sein frühes Album „The Eye Of The Chameleon“ mit seiner insgesamt recht finsteren 'Irrlicht'ernden Grundstimmung ein überzeugendes Kosmisches Pionier-Zeugnis ablegt. Nur Vorsicht – sollte jemand dieses 1989 entstandene und nun neu bei MIG music aufgelegte – Album ohne Kenntnis des aktiv agierenden Musikers hinter den Tasten und Reglern hören, wäre es möglich, dass man steif und fest behauptet, es hier mit Schulze zu tun zu haben. Dieser Behauptung beim Hören des Chamäleon-Auges zu widersprechen, dürfte einem recht schwerfallen, da einem schlicht die musikalischen Gegenargumente fehlen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1585x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Behind The Mental Wall
  • Earthtime
  • The Eye Of The Chameleon
  • The Voyage Set II (To The Earth Pt. I)
  • The Voyage Set II (To The Earth Pt. II)

Besetzung:

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