Der Albumtitel „Heart & Soul“ ist an Romantik-Kitsch eigentlich kaum noch zu übertreffen, erinnert auf schreckliche Weise sogar an Modern Talking – und trotzdem verbirgt sich dahinter ein sehr emotionales, ganz vorsichtig progressives Album vom Sänger bei RIVERSEA und MOON HALO, der aber auch anderen progressiven Rockbands, wie DRIFTING SUN, MANDALABAND, NINE STONE CLOSE oder LEE ABRAHAM, bereits seine Stimme verlieh.

Traumhafte akustische Balladen mit einem mal geringeren, dann wiederum etwas höheren Prog-Anteil (besonders die gilmourschen E-Gitarren-Soli betreffend oder der Ausnahme-Song „Never Give Up“ im Gabriel-Style), die allesamt von der großartigen Atkinson-Stimme, die locker Steine erweichen kann, leben. Aber auch Freunde der DIRE STRAITS kommen bei MARC ATKINSON mehrmals auf ihre Kosten.
Hierin besteht das musikalische Rezept von „Heart & Soul“, dem allerdings Proggies ohne schwer romantische Ader kaum etwas abgewinnen werden. Atkinson öffnet so gesehen sein Herz und seinen Mund für die Seelen aller Romantiker mit offenen Ohren.

Diesmal entschied sich der charismatische Sänger solistisch mit der Unterstützung von ein paar Musikern von MOON HALO und der HEATER FINDLAY BAND ein akustisches Album mit sehr einfühlsamen Texten aufzunehmen – und dabei auch textlich, neben viel Zwischenmenschlichem, massiv die eine oder andere Kritik unterzubringen.

„The End Of The World“ ist daher ein knallharter Antikriegssong geworden, welcher sich direkt auf Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine bezieht und dabei 'wie das Ende der Welt' anfühlt, weil man solch einen Überfall im Herzen von Europa einfach nicht mehr erwartet hatte: „And it feels like the end of the world / And it seems like we're loosing control...“

Dass allerdings nach diesem Song mit „The Way That You Love Me“ ein dahinschmachtendes Liebeslied folgt, ist nicht sonderlich passend, um die zuvor aufgebaute bedrückende Stimmung halbwegs aufrechtzuerhalten. Denn während zuvor noch Bomben in der Luft waren ist es nun 'There's love in the air'. Puhh… Die jedenfalls wurde spätestens seit besagtem Superhit von John Paul Young im Jahr 1978 schon tausendfach wieder und wieder besungen. Da wünscht man sich nur zu gerne, dass auch mal wieder ordentlich durchgelüftet wird.

„Before The Day The World Dies“ huldigt zum Album-Ende hin in höchsten Tönen auf der Gitarren-Ebene den DIRE STRAITS und wird neben den beiden Songs, bei denen Atkinson von Sängerin Tamsin Wonderland begleitet wird („Changes“ und „Her Home By The Sea“), zu einem der unangefochtenen Highlights unter den insgesamt 13 Songs.

Das ganz große Finale steht dann mit der Mega-Ballade „The Dance Of Light & Dark“ aus, die sich ganz speziell durch die beiden sehr unterschiedlichen Gitarren-Teile auszeichnet, so als würden Mr. Knopfler und Mr. Gilmour um die zärtliche Wette tanzen sowie „Private Investigations“ und „On An Island“ in Licht und Dunkelheit vereinen.
Der letzte Eindruck von diesem Album ist dann tatsächlich auch der allerbeste.

FAZIT: „Heart & Soul“, passender hätte sich der englische Sänger und Gitarrist von RIVERSEA und MOON HALO – MARC ATKINSON – den Titel für sein Album gar nicht wählen können. Progressiver, balladesker Singer/Songwriter-Rock für die geschundenen Seelen der Freunde des Progs, die zu dieser Musik sich gerne auch mit ihrer Partnerin oder ihrem Partner auf die romantische Seite dieser Musik begeben können. Trotzdem spart Atkinson textlich neben dem vielen Liebesgesäusel aber nicht an harscher Kritik an den Zeitgenossen, die uns heutzutage das Leben schwer machen oder tatsächlich dem Glauben aufsitzen, mit Kriegen (in diesem Falle wird sogar Putin namentlich benannt) statt Diplomatie zu irgendwelchen Lösungen zu gelangen.