ARNE HEESCH?!
Wer?
Ja! Genau der – der Songwriter, Sänger und Gitarrist der deutschen Noise-Rocker ULME, die von 1993 bis 2012 aktiv waren und sich einen echten Namen in der noisigen Indie-Szene erspielten. Nach deren Auflösung gründete Heesch dann gemeinsam mit der JINGO DE LUNCH-Sängerin TREEDEON, die nach anfangs akustischen Musiksets, dann erweitert um einen Schlagzeuger, mit Noise- und Sludge-Rock erfolgreich beim Label Exile On Mainstream Records durchstarteten und dort bereits zwei Alben veröffentlichten.

Im Grunde wurde TREEDEON aus der Not geboren, denn auf dem 'South Of Mainstream'-Festival waren ULME gebucht, die sich gerade aufgelöst hatten. Darum entschied ARNE HEESCH gemeinsam mit besagter Sängerin Yvonne Ducksworth stattdessen ein improvisiertes akustisches Set zu spielen, das Heesch kurz zuvor geschrieben hatte und aus dem noch die Bedrückung herausklang, welche die Auflösung von ULME mit sich brachte. Alles sehr emotional und ziemlich leidvoll.

Bleiben wir bei der Beschreibung des 'aus der Not geborenen' Akustik-Sets, dann sind wir zugleich ganz nah an diesem extrem streng auf 300 Stück limitierten Solo-Album von ARNE HEESCH, das es nur als Vinyl mit beigelegter CD zu erstehen gibt. Und beides – das 180g-Vinyl wie die im Pappschuber beigelegte CD (Gibt’s nur im Bundle, nicht einzelne als CD!) – überzeugen vom Sound her rundum, was gerade bei von akustischen Instrumenten dominierten Aufnahmen immens wichtig ist. Da haben ARNE HEESCH und dessen Freund ULF 'Fluffi' REINHARD, der auf dem Album auch Keyboards und Gitarre beisteuert, Großartiges geleistet, da sie im kompletten Alleingang – bis auf ein zusätzliches Mastering durch Stefan Brüggemann – „Demons Are Scared“ aufnahmen.
Zugleich spricht der Album-Titel bereits Bände: „Demons Are Scared“. Es weckt so gesehen in akustischer, finster anschwellender und sich mitunter gothic-artig steigernder Rhythmik sowie melodramatischem Gesang – ja, tatsächlich wiederum von ARNE HEESCH gemeinsam mit YVONNE DUCKSWORTH, die nunmehr Arnes Lebenspartnerin ist – eine Stimmung, welche tatsächlich die eigenen Dämonen weckt und Ängste schürt. Gerade das Setzen auf speziell akustische Musik, lässt die Stimmung so intensiv erscheinen, selbst wenn sich aus dem Hintergrund mitunter E-Gitarren-Klänge anschleichen und sich dunkle Keyboard-Sounds ihren Weg durch die schaurigen Gitarren-Wälder bahnen.

Einen großen Einfluss auf das Album, das im Grunde die Songs der Live-Akustik-Sessions nun 10 Jahre später in sich vereint, hatte nunmehr auch die durch die Pandemie erzwungenen Isolation, welche die bedrückenden Stimmungen, die nach der Auflösung von ULME vorherrschten, wiederbelebten. Also wurden unter den entsprechenden Bedingungen die bereits sechs existierenden Songs in ein neues Klanggewand gekleidet und durch zwei völlig neue Stücke zusätzlich ausgeschmückt: „Treeprayer“, ein extrem trauriger Titel, der am Todestag von Heeschs Vater entstand und das Album-Highlight „The Glowing“, das sich um einen unerbittlichen Neubeginn dreht, und zudem ein ursprünglicher ULME-Song war.

Besonders stark ist dadurch das 'Grande Finale' des Albums mit ebenjenem „The Glowing“, der eine Atmosphäre verbreitet, als hätten sich BLACK SABBATH und LED ZEPPELIN zu einem Akustik-Trip durch die düsteren Abgründe einer verlorenen Seele begeben, um dann am Ende mit dem „Treedeon Song“ ein dermaßen intensives Heesch-Ducksworth-Duett hinterherzuschieben, dass sich einem die Nackenhaare aufrichten. Man muss schon mutig sein, um diesen Song ganz allein im Dunklen zu hören, denn hier lauern sie wirklich, die „Demons Are Scared“ und bereiten auch dem Hörer wohlige Angst, wenn man intensive Klang-Emotionen der besonders finsteren Art ertragen kann, die scheinbar selbst nordische Soundwände in sich tragen.

FAZIT: ARNE HEESCH, ehemaliger Sänger und Gitarrist von ULME, weckt auf seinem Solo-Album die Dämonen mithilfe finsterer akustischer Klangwelten, die sich zwischen beängstigend bis faszinierend und bedrückend emotional entfalten. „Demons Are Scared“ hinterlässt Wirkung, besonders auch auf Vinyl, denn genau da gehört solche Musik hin. Das dachte sich auch das Label Exile On Mainstream Records und veröffentlicht dieses Album nur als Bundle aus LP plus CD und das streng auf 300 Exemplare limitiert. Wer hier nicht zugreift, ist selber schuld, da unter diesen Bedingungen Raritäten-Alarm schon vorprogrammiert sein sollte.