NORTHTALE debütierten 2019 mit „Welcome To Paradise“ in solider Form, was konservativen Melodic Metal anging, und zeigen sich nun trotz eines einschneidenden Wechsels - am Mikrofon steht nun Traumer-Frontmann Guilherme Hirose statt Christian Eriksson (Twilight Force) - praktisch unverändert. Von ihrem zweiten Longplayer darf man folglich nichts weniger erwarten als eine stark skandinavisch geprägte Stilübung im Fahrwasser von Helloween, frühen Angra und Stratovarius.

Das anfangs als Allstar-Kapelle gehandelte Quintett um den alten schwedischen Schlagzeug-Haudegen Patrick Johansson (Impellitteri, Malmsteen, Stormwind u.v.m.), Gitarrist Bill Hudson aus dem Dunstkreis von Savatage, Circle II Circle und Trans-Siberian Orchestra sowie Keyboarder Jimmy Pits (Eternity´s End und - kennt die noch wer? - Scholomance) legt dann auch gleich wie die letztgenannten Finnen los: ´Only Human´ könnte gemeinsam mit ´Future Calls´ (mit den Gästen Tim und Kai Hansen) ebenso gut ´Forever Free´ (von "Visions", 1997) heißen, und auch im weiteren Verlauf lassen sich mehrere Songs ausmachen, die ebenso gut auf Alben offensichtlicher Impulsgeber der aus internationalen Musikern bestehenden Band hätten stehen können.

Zwischendurch beweisen NORTHTALE wiederum "progressive" Ambitionen, wobei ´The Land of Mystic Rites´ fast schon gespenstisch nah an das Material von Angras "Holy Land" (die Flöten!) heranreicht. Diese Bestrebungen gipfeln im elfeinhalbminütigen Epos ´Nature’s Revenge´ zum Schluss mit dem die Gruppe ziemlich lässig, aber trotzdem anspruchsvolle alle ihre Vorzüge in einer einzigen ausladenden Komposition bündelt.

Braucht es da noch ein zugegebenermaßen originell gewähltes Iron-Maiden-Cover? Egal, ´Judas Be My Guide´ - dargeboten von Hirose im Duett mit Destiny- und Dragonland-Sänger Jonas Heidgert - fügt sich stimmig ein und unterstreicht noch einmal, aus welchen Quellen NORTHTALE schöpfen.

FAZIT: "Eternal Flame" ist nicht für fünf Cent eigenständig, aber verdammt gut gemacht - Fans von sattem Melodic Metal (die Betonung liegt auf "Metal") und den weiter oben genannten Acts tun gut daran, hier reinzuhören.