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Depeche Mode: Some Great Reward – The 12“ Singles Collectors Edition (Review)

Artist:

Depeche Mode

Depeche Mode: Some Great Reward – The 12“ Singles Collectors Edition
Album:

Some Great Reward – The 12“ Singles Collectors Edition

Medium: 12"Vinyl/Deluxe/Limit. Box
Stil:

Electro-Pop/Rock

Label: Columbia/Sony Music
Spieldauer: 110:09
Erschienen: 14.12.2018
Website: [Link]

Alle DEPECHE MODE-Fans – natürlich mit dem entsprechenden Klimpergeld in den Taschen – müssen sich regelrecht glücklich geschätzt haben, als die Idee entstand und umgesetzt wurde, die frühen Maxi-Singles, angereichert mit seltenen Live- und Alternativ-Aufnahmen sowie 7“-Mixen, allesamt von den Original-Tapes remastert, in luxuriösen Hardcover-Boxen plus Poster zu veröffentlichen.
Hierbei widmet sich jedes Box-Set allen Singles eines ganz bestimmten DEPECHE MODE-Albums und alle Songs wurden nunmehr nachträglich in den durch die BEATLES und ihrer technisch gigantische Ausstattung zur Legende gewordenen Abbey Road Studios geschnitten und remastert. Die Box-Gestaltung erfolgte im künstlerischen „Street-Art-Style“, die sich darin befindlichen Maxis aber in ihrem Original-Artwork – zum Beispiel mit ausgestanztem Cover der Original-US-Version von „People Are People“ – und das Vinyl steckt in einer weich gefütterte Innenhülle.

In den 80er-Jahren war es immer eine kleine Sensation, wenn eine neue DEPECHE MODE-Maxi auf den Markt und den Plattenteller kam, denn die britischen Electro-Popper waren zu dieser Zeit die unangefochtenen Könige von ausgefallenen und zugleich abwechslungsreichen sowie völlig überraschenden Maxi-Versionen, die oftmals aufregender waren als die Song-Originale ihrer LP‘s.
Das Zeitalter der Digitalisierung vermieste einem dann irgendwann diese Eindrücke, weil Maxis nichts Besonderes oder mitunter nur überflüssige Beigaben von Hits waren, die kein Mensch brauchte. Bei DEPECHE MODE allerdings sah dies völlig anders aus – und endlich wieder die „echten“ Vinyl-Maxis von ihnen in der Hand zu halten, hat nicht viel mit Nostalgie, sondern hauptsächlich mit einem musikalischen Hörgenuss aus einer Zeit zu tun, in der eine DEPECHE MODE-Maxi fast sehnsüchtiger erwartet wurde als das dazugehörige Studio-Album!

Nach den beiden ersten Collector‘s-Edition-Boxen „Speak & Spell (1981) – The Singles“ und „A Broken Frame (1982) – The Singles“, die im August 2018 veröffentlicht wurden, folgten nun also in chronologischer Fortsetzung „Construction Time Again (1983) – The 12“ Singles“ und ganz aktuell diese Box „Some Great Reward (1984) – The 12“ Singles“.

Mit der Single von „People Are People“ ist in der „Some Great Reward (1984) – The 12“ Singles“-Box der DEPECHE MODE-Song vertreten, welcher in Deutschland der erste Nummer-1-Hit der Band überhaupt war. Bis dahin kletterten die f(r)echen Brit-Electro-Popper zwar immer auf hohe Chart-Positionen, aber die Spitze konnten sie noch nicht knacken.
Spannend waren auch die Gerüchte um den Song, welcher in den Berliner Hansa-Studios aufgenommen worden war, und die besagten, dass sich DEPECHE MODE bei den „People Are People“-Samples bei den EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN bedient hätten.
Man höre nur den Beginn des Stücks genauer an und schon scheint an den Gerüchten doch ein riesiges Körnchen Wahrheit zu sein. Schließlich besteht „People Are Peolpe“ – vom Gesang abgesehen – ausschließlich aus gesampelten Klangfragmenten, die sehr an industrielle Maschinengeräusche erinnern. Eine Spezialität der deutschen Krach-Experten, denen so einige Neubauten zum Opfer fielen.

Fast sensationell vom Klang und der Musik, aber auch der Provokation her ist die vierte Maxi der Box: „Master And Servant“, bei der man den Eindruck gewinnt, hier wären nicht etwa DEPECHE MODE sondern KRAFTWERK im Spiel. Ein Feuerwerk elektronischer Klänge auf „Are People People?“ und verfremdeter Gesang treiben den Hörer auf angenehme Weise in den Wahnsinn. So ein Stück sollte KRAFTWERK erst einmal hinbekommen – unglaublich jedenfalls ist die Aufnahme in jedem Fall!

Die zu diesem Zeitpunkt insgesamt elfte Single der DEMO-Ära war neben „Blasphemous Rumours“ nicht nur extrem aufwändig eingespielt worden, sondern wurde von vielen amerikanischen Radiostationen nicht in den Äther gestellt, da Meister(in) und Diener(in) sich mit Sadomaso-Spielereien samt (elektronisch erzeugten) Peitschenhieben zu Gehör brachten. Den größten Anteil am Entstehen von „Master And Servant“ hatte vermutlich MARTIN GORE, der sich zu der Zeit häufig in SM-Clubs rumtrieb und (s)eine Vorliebe für Lack, Leder und Latex entwickelt hatte.
Auch wenn diese Maxi von der Laufzeit her (13 Minuten) die kürzeste der „Some Great Reward – The 12“ Singles Collectors Edition“ ist, so entwickelt sie sich zugleich zum Boxen-Highlight. Obwohl … eigentlich ist jede Maxi darin auf ihre ureigene Weise ein Highlight – und beweist, welche Dimension eine Band wie DEPECHE MODE klang- und kompositionstechnisch nicht nur zu erreichen, sondern auch zu zu sprengen vermochte.

Womit wir auch schon bei der zweiten knallharten, mit einer gehörigen Portion schwarzen Humor versetzten Song-Provokation wären.
„Blasphemous Rumours“ rechnet auf schwarzhumorige, aber auch unerbittliche Art mit religiösem (Irr-)Glauben ab. In den gotteslästernden Gerüchten geht es um ein 16-jähriges Mädchen, welches sich in ihrer Lebensmüdigkeit die Pulsadern aufschlitzt, aber noch rechtzeitig gerettet werden kann. Im Krankenhaus entdeckt sie den heiligen Geist für sich, gibt sich ganz dem Lieben Gott hin, geht auf die Straße und wird von einem Auto erfasst und getötet, was Gore, der den Text beisteuerte, über den „eigenartigen Humor Gottes“ im Refrain des Songs philosophieren lässt: „Ich will hier keine Blasphemie-Gerüchte in die Welt setzen, doch ich denke, Gott hat einen extrem schrägen Sinn für Humor, und selbst wenn ich mal sterbe, denke ich, wird sich Gott gehörig ins Fäustchen lachen.“
Natürlich liefen nach diesen Zeilen mal wieder alle religiösen Grupp(ierung)en, denen ja bekanntlich jeder Sinn für Humor zwischen den Gebetsreihen abhanden gekommen ist, wenn es um die Veräppelung ihres Übervaters geht, Sturm gegen DEPECHE MODE, sodass sich die britischen Electro-Pop-Provokateure dafür entschieden, eine Doppel-Single zusätzlich mit „Somebody“ als eine A-A-Seite und eine weitere AA-AA-Seite zu veröffentlichen.

Aber auch hinter „Somebody“, samt weiblichen Stöhngeräuschen, versteckt sich provokanter Sprengstoff, denn er wurde – vielleicht aus einer Art inneren Protestes gegen diesen religiösen Schwachsinn, der das Denken und die Freiheit religionskritischer Menschen überall einzuschränken vermag – von MARTIN GORE nackt im Studio eingesungen und ein paar dieser Filmaufnahmen an den Anfang ihres 1986er-„Question Of Lust“-Videos eingefügt.

Am Ende der Review darf auf keinen Fall vergessen werden, dass „Some Great Reward – The 12“ Singles Collectors Edition“ noch mit einer ganz besonderen, exklusiven Rarität aufwartet: Erstmals gibt es hier auf der letzten Maxi eine neue 7“-EP-Fassung von „Blasphemous Rumours“ zu entdecken, die noch nie auf einer Maxi-Single erhältlich war.
Eine feine Idee – so fein, dass der echte DPECHE MODE-Fan und Alles-Sammler auch an dieser Hardcover-Box nicht vorbeikommt.
Allerdings ist die Box ihr Geld auch wirklich wert.

FAZIT: „Some Great Reward – The 12“ Singles Collectors Edition“ ist der vierte Hardcover-Boxen-Streich von DEPECHE MODE, bei dem diesmal alle sechs Maxi-Singles zum „Some Great Reward“-Album als remasterte Vinyl-Version samt Download-Code, Poster und einer noch nie auf Maxi erschienenen Version von „Blasphemous Rumours“ beinhaltet sind. Natürlich wieder streng limitiert und einzeln durchnummeriert – eine lohnenswerte, wertsteigernde Anschaffung für die Zukunft, die noch dazu nicht nur gut anzuhören, sondern auch fantastisch anzuschauen ist.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4284x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • = People Are People = (15:27):
  • (A) People Are People – Different Mix (7:14)
  • (B) In Your Memory – Slik Mix (8:13)
  • = People Are People = (15:15):
  • (A) People Are People – On U Sound Remix By Adrian Sherwood (7:26)
  • (B) People Are People – Original 7“ Version (3:46)
  • (B) In Your Memory – Original 7“ Version (4:03)
  • = Master And Servant = (22:27):
  • (A) Master And Servant – Slavery Whip Mix (9:38)
  • (B) (Set Me Free) Remotivate Me – Release Mix (8:49)
  • (B) Master And Servent – Voxless (4:00)
  • = Master And Servant = (11:39):
  • (A) Master And Servant – An On-U Sound Science Fiction Dance Hall Classic Re-Remix By Adrian Sherwood (4:35)
  • (B) Are People People? – Re-Remix By Adrian Sherwood (4:28)
  • (B) (Set Me Free) Remotivate Me – 7“ Mix (2:36)
  • = Blasphemous Rumours = (25:03):
  • (A) Blasphemous Rumours (6:21)
  • (B) Somebody – Live (4:28)
  • (B) Two Minute Warning – Live (4:36)
  • (B) Ice Machine – Live (3:45)
  • (B) Everything Counts – Live (5:53)
  • = Blasphemous Rumours = (20:18):
  • (A) Somebody – Remix (4:20)
  • (A) Everything Counts – Live (5:53)
  • (AA) Blasphemous Rumours – Single Version (5:09)
  • (AA) Told You So – Live (4:56)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
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