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Depeche Mode: Exciter – The 12“ Singles Collectors Edition (Review)

Artist:

Depeche Mode

Depeche Mode: Exciter – The 12“ Singles Collectors Edition
Album:

Exciter – The 12“ Singles Collectors Edition

Medium: 8-LP-Box
Stil:

Electro Pop/Rock, Minimalismus

Label: Sony Music
Spieldauer: 207:14
Erschienen: 10.06.2022
Website: [Link]

Gerade erst mussten wir die traurige Nachricht vom Tod des DEPECHE MODE-Bassisten Andrew Fletcher und unseren Nachruf dazu veröffentlichen, schon läuft die Erinnerungsmaschinerie mit vinylen Veröffentlichungen von Maxis der Electro-Pop-Legende mit „Exciter – The 12“ Singles Collectors Edition“ wieder an. Und seien wir ehrlich: Die besten und aussagekräftigsten Erinnerungen und R.I.P.-Gedenken funktionieren doch am Ende immer über das, was uns diese Musiker auf alle Zeiten hinterlassen haben: Ihre Musik!

Doch nun ist es bereits wieder an der Zeit, genau aufzupassen, dass man bei einer der wohl ambitioniertesten Vinyl-Serien rund um DEPECHE MODE ja nicht den Überblick verliert. Denn seit dem August 2018 erscheint in intensiver Regelmäßigkeit ein dickes Boxset, das sich „DEPECHE MODE 12' Vinyl Collectors Edition“ nennt und immer alle Singles eines bestimmten DEPECHE MODE-Albums zum Inhalt hat, nach dem anderen.

Bisher waren das:
* Speak & Spell – The Singles
* A Broken Frame – The Singles
* Construction Time Again – The 12“ Singles
* Some Great Reward – The 12“ Singles
* Black Celebration – The 12“ Singles
* Music For Masses – The 12“ Singles
* Violator – The 12“ Singles
* Songs Of Faith And Devotion – The 12“ Singles
* Ultra – The 12“ Singles

Nun also ist „Exciter“ dran – die Single- und Maxi-Auskopplungen aus dem gleichnamigen DEPECHE MODE-Album des Jahres 2001 mit dem seltsamen Pflanzen-Cover (einer Agave), das von Anton Corbijn entworfen worden war. Seltsamerweise polarisierte gerade dieses Album extrem, denn obwohl es in Kritiker-Kreisen gut wegkam, halten viele DEMO-Bewunderer gerade „Exciter“ für eins der schwächsten des kompletten Album-Kanons der britischen Electro-Rock-Pop-Band. Auch entstand rund um das Album der von Corbijn gedrehte große Konzert-Film „One Night In Paris“, der sich ebensowenig gegen diese scharfen „Exciter“-Kritikerstimmen behaupten konnte.

So wurde diese DEMO-Scheibe mit dem Namen 'Erreger' eher zum 'Aufreger' für die alteingesessenen Fans. Denn vielen fehlte die Dynamik und die druckvolleren Elemente. Viele wurden nicht ganz warm mit den größtenteils ruhigen, manchmal sehr besinnlich oder gar melancholisch wirkenden Songs, wofür als bestes Beispiel die 'Nacht'-Ballade „Goodnight Lovers“ herhalten darf, mit der man im Grunde jegliche Romantik im Schlafzimmer auf eine traumhafte Spitze treiben konnte, ohne sich dabei in sadomasochistische „Master And Servant“-Spielchen zu verstricken.

Aber auch „Dream On“ lebt die ruhigen Melodien aus und bezaubert durch eine Hookline, die schon nach dem ersten Hördurchgang sich als kleines Würmchen im Ohr festsetzt, das noch dazu in gleich sieben unterschiedlichen Versionen auf „Exciter – The 12“ Singles Collectors Edition“ sein süchtig machendes Unwesen treibt. Allerdings erreichte dieser Song nur in Deutschland den ersten Hitparaden-Platz, womit er aber zugleich der erfolgreichste des gesamten Albums (und damit auch dieser Maxi-Box) war, während sich die anderen Auskopplungen nur den achten, neunten und 15. Platz ergattern konnten. In den anderen europäischen Ländern und Amerika reichte es noch nicht einmal für die Top 10. Getreu dem Song-Titel zeigten uns DEMO in diesem Sinne eben schon, dass ihnen im neuen Jahrtausend der Sinn mehr nach Dream-Pop als nach schnellrhythmigem Electro-Pop stand.

Der so gesehen insgesamt (überraschend) ausbleibende Erfolg führte zugleich dazu, dass für die nächsten vier Jahre Ruhe um DEPECHE MODE eintrat. Man durfte also weiterträumen – aber aus kommerzieller und erfolgreicher Sicht blieb der Traum unerfüllt. Und setzte sich in ähnlicher Weise 2005 mit dem düsteren Nachfolger „Playing The Angel“ fort. Die Reform des Synthie-Pop seitens DEPECHE MODE war mit „Exciter“ zwar deutlich erkennbar und setzte sich mit „Playing The Angel“ von ihrer dunkleren Seite fort, aber der wirklich durchschlagende Erfolg schien im neuen Jahrtausend vorbei zu sein.

Nimmt man sich nun aber ganz konkret die Auswahl aller Auskopplungen von „Exciter“ vor – in diesem Falle verewigt auf insgesamt acht Maxi-12“Vinyl-Ausgaben –, die sich speziell um „Dream On“, „I Feel Loved“, „Freelove“ und „Goodnight Lovers“ drehen, wird deren hypnotische Wirkung schnell klar, die, egal in welcher Version, alle ihren Reiz entfalten. Die Maxis wurden speziell für diese Box allesamt auf Grundlage der Original-Bänder remastert und auch das Artwork lehnt sich von seiner Gestaltung her an die Maxi-Single-Originale an. Zusätzlich entdeckt man in der Hardcover-Box neben den LP-großen Vinylausgaben noch den Nachdruck des Promo-Posters zu 'Dream On' und ein weiteres großformatiges Poster, welches Bestandteil der „Good Lover“-Maxi war.

Mit dieser Box wird ein weiterer Beweis dafür erbracht, dass auch im neuen Jahrtausend DEPECHE MODE trotz längst wild um sich schlagender Digitalisierung, verbunden mit dem großen Vinyl-Maxi-Sterben die britischen Electro-Popper die ganz großen Meister beim Erstellen von Maxi-Versionen ihrer als Single- oder Hit-Auskopplung gedachten Songs eines Albums sind. Kristallklare Höhen, knackige Stereo-Effekte, vibrierende Bässe, mal wild oder auch nur zart tanzbare Rhythmen und einige experimentell ausufernde elektronische Ausflüge setzen dort an, wo DEPECHE MODE in den 1980er-Jahren millionenfache Erfolge feiern konnten. Die Meister der Remixe ließen sich auch mit „Exciter“ ihre Position nicht streitig machen, selbst wenn das Album, aus dem die Auskopplungen stammen, nicht 'Everybodys Darling' waren, die oft lang ausufernden Mixe voller fetter Basslinien und flott aufgepeppten Dance- oder Techno-Rhythmen, die allesamt ein wildes Stereo-Eigenleben entfalten, stellen ihre Weichen deutlich in Richtung der DEMO-Anfangsjahre.

Wahrscheinlich versuchen dann gerade die insgesamt acht unterschiedlichen Mixe von „Freelove“ die hippelige Tanzbarkeit der Techno-Generation zu bedienen und mit stroboskopischen Musikeffekten audiophile Lichtblitz-Effekte um sich zu feuern. Sich hypnotisch wiederholende Rhythmen – besonders bei dem fast 12 Minuten langen 'Deep Dish Freedom Remix' – lassen einen nicht los und sofort stellt man sich einen geschickten DJ vor, der an seinen Turntables steht und wild drauflos-scratcht.

Natürlich gibt es in der Box auch wieder ein paar ganz besondere und zugleich sehr rare Leckerbissen, was man bei diesem Preis und der strikt durchnummerierten Limitierung auch erwarten darf. Darum findet man mit „Dirt“ eine spannende Cover-Version des THE STOOGES-Klassikers aus dem Jahr 1970 oder zwei fesselnde Instrumentals unter dem Titel „Zenstation“ sowie eine eigenartig anmutende Electro-Blues-Version von „Dream On“ und eine ungewöhnliche 6 Minuten lange, bittersüß-symphonische Akustik-Version von „When The Body Speaks“, welche einem deutlich auf Soul getrimmten „Goodnight Lovers“ folgt. Aber auch das sehr dunkle, fast doomige und psychedelisch angehauchte Instrumental „Easy Tiger“, das in seiner zweiten 'Bertrand Burgalat & A.S Dragon Version' dann als progressive, mit einer Orgel eingespielte Nummer daherkommt, hat es in sich. Würde man es nicht besser wissen, käme man garantiert nicht darauf, dass dieses echt geile, an die 60er/70er-Jahre erinnernde Instrumental, in dem sogar eine E-Gitarre ausgiebige Anteile besitzt, von DEPECHE MODE stammt.

Und wer bitte hätte gedacht, dass der Electronicat Remix von „The Dead Of Night“ gänzlich genauso wie „Gamma Ray“ von BIRTH CONTROL klingt?
DEMO-Krautrock so gesehen. Mehr kann man sich kaum wünschen...

FAZIT: Nachdem bereits in mehreren extrem dicken Hardcover-Boxen alle Maxi-Singles unter den ersten neun Alben von DEPECHE MODE auf Vinyl gewürdigt und verewigt wurden, ist nun mit „Exciter – The 12“ Singles Collectors Edition“ der nächste große Hardcover-Box-Wurf dran, der genau bei der hochwertigen Qualität plus mehrerer Beigaben – diesmal des gleichnamigen 2001er-Albums fortsetzt. Der Schwerpunkt der insgesamt acht Vinyl-Maxis dreht sich diesmal um „Dream On“, „I Feel Loved“, „Freelove“ und „Goodnight Lovers“ (allesamt in retro-stylische LP-Cover verpackt). Natürlich wieder streng limitiert und einzeln durchnummeriert plus Riesen- sowie Mini-Poster und digitales DL-Code-Kärtchen – eine lohnenswerte, wertsteigernde Anschaffung für die Zukunft, die noch dazu nicht nur gut anzuhören, sondern auch fantastisch anzuschauen ist. Würde man eine Hitliste unter den gesamten Hardcover-Box-Veröffentlichungen dieser hochwertigen, für jeden Haptiker begehrenswerten Serie erstellen, dann landet „Exciter – The 12“ Singles Collectors Edition“ besonders auch ihres überbordenden Abwechslungsreichtums wegen auf jeden Fall unter den Top 3!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2732x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • = Dream On (12BONG 30) = (18:14)
  • A Dream On (Bushwacka Tough Guy Mix) (6:09)
  • AA Dream On (Dave Clarke Mix) (5:15)
  • AA Dream On (Bushwacka Blunt Mix) (6:50)
  • = *Dream On (L12BONG30) (newly compiled additional 12" vinyl single) = (35:04)
  • A Dream On (Single Version) (3:40)
  • A Easy Tiger (Full Version) (4:55)
  • A Easy Tiger (Bertrand Burgalat & A.S Dragon Version) (4:52)
  • A Dream On (Dave Clarke Acoustic Version) (4:24)
  • B Dream On (Octagon Man Mix) (5:23)
  • B Dream On (Octagon Man Dub) (7:05)
  • B Dream On (Kid 606 Mix) (4:45)
  • = I Feel Loved (12BONG 31) = (19:52)
  • A I Feel Loved (Danny Tenaglia's Labor Of Love Edit) (7:59)
  • AA I Feel Loved (Danny Tenaglia's Labor Of Love Dub) (11:53)
  • = I Feel Loved (L12BONG 31) = (19:58)
  • A I Feel Loved (Umek Mix) (8:11)
  • AA I Feel Loved (Thomas Brinkmann Remix) (5:31)
  • AA I Feel Loved (Chamber's Remix) (6:16)
  • = *I Feel Loved (XL12BONG31) (newly compiled additional 12" vinyl single) = (24:11)
  • A I Feel Loved (Single Version) (3:39)
  • A Dirt (Single Version) (4:59)
  • B I Feel Loved (Extended Instrumental) (8:28)
  • B I Feel Loved (Desert After Hours Dub) (7:05)
  • = Freelove (12BONG 32) = (27:08)
  • A Freelove (Console Remix) (4:45)
  • A Freelove (Schlammpeitziger "Little Rocking Suction Pump Version") (6:52)
  • A Zenstation (Atom's Stereonerd Remix) (5:36)
  • B Freelove (Bertrand Burgalat Remix) (5:31)
  • B Freelove (DJ Muggs Remix) (4:24)
  • = *Freelove (L12BONG32) (newly compiled additional 12" vinyl single) = (39:19)
  • A Freelove (Flood Mix) (4:00)
  • A Zenstation (6:25)
  • A Freelove (Josh Wink Vocal Interpretation) (8:43)
  • B Freelove (Deep Dish Freedom Remix) (11:44)
  • B Freelove (Powder Productions Remix) (7:57)
  • = Goodnight Lovers (12BONG 33) = (23:28)
  • A Goodnight Lovers (3:52)
  • A When The Body Speaks (Acoustic Version) (6:01)
  • B The Dead Of The Night (Electronicat Remix) (7:40)
  • B Goodnight Lovers (Isan Falling Leaf Mix) (5:55)

Besetzung:

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Interviews:
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