Wenn man Bands, die einmal und nie wieder einen kommerziellen Volltreffer in ihrer Karriere gelandet haben, längerfristig eine Chance gibt, kann man belohnt werden – so geschehen im Fall GUN, die im bunten Alternative-Geschehen der 90er mit „Swagger“ und dem Nerv-Hit ‚Word Up‘ einschlugen, ehe sie von der Bildfläche verschwanden. Jawohl, ihre siebte Scheibe ist tatsächlich der Karrierehöhepunkt, den sich die Combo selbst attestiert, und um zu diesem Schluss zu gelangen ebraucht man keinesfalls die eingetrübte Nostalgiebrille aufzusetzen.

Wie gesagt: GUN waren seinerzeit sowieso eher ein Ärgernis als Beitragende zum Jugend-Soundtrack einer nunmehr erwachsenen Generation. Dessen ungeachtet ist die Band ungeachtet ihrer Karriereunterbrechung über die Jahre hinweg nur besser geworden und erreicht mit „Favourite Pleasures“ einen Facettenreichtum, mit dem wohl niemand gerechnet hat, falls die Kapelle überhaupt noch bei irgendjemandem auf dem Schirm war. Die Scheibe zeichnet sich durch fantasievolles Gitarrenspiel mit ebensolchem Ton und Arrangements aus, die von Klasse zeugen. In Sachen Stimmung fühlt man sich an die Unbeschwertheit und Aufbruchsstimmung vor der Jahrtausendwende erinnert, doch die ausgelassene Truppe kehrt auch glaubwürdig einen gewissen Ernst hervor.

Dies geschieht etwa in ‘The Boy Who Fooled The World’; im Brennpunt der subtil poppigen Stücke steht gleichwohl Sänger Dante Gizzi, der längst Charisma entwickelt hat und als Texter wahrgenommen werden möchte, statt dass man sich mit Grausen vor einer nölenden Stimme abwenden müsste wie einst. Höhepunkte dieses rundum positiven Albums: der treibende Ohrwurm ‚She Knows‘, das Titelstück, wo sich die Band feixend mit Sadomaso befasst, und das swingende ‚Silent Lovers‘.

FAZIT: GUN erlegten sich im Vorfeld der Arbeiten an diesem Album auf, zu ihren Wurzeln zurückzukehren, womit aber hörbar nicht alte Laster, sondern wirkliche Tugenden gemeint gewesen sein mussten. „Favourite Pleasures“ strotzt vor Lebensfreude, ohne an Tiefsinn zu entbehren, und sucht zwischen retrospektivem Alternative Rock sowie Power Pop momentan seinesgleichen … mit Texten, die mal augenzwinkernd zu verstehen sind, dann wiederum in die Seele eines entwaffnend ehrlichen Frontmanns ('The Boy Who Fooled The World') blicken lassen.