Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Barrows: Obsidion – Limited Vinyl-Edition (Review)

Artist:

Barrows

Barrows: Obsidion – Limited Vinyl-Edition
Album:

Obsidion – Limited Vinyl-Edition

Medium: CD/Download
Stil:

Geheimnisvoller, instrumentaler, progressiv-minimalistischer Psychedelic-, Space-, Kraut- und Post-Rock

Label: Tonzonen Records/H'art
Spieldauer: 55:02
Erschienen: 26.05.2017
Website: [Link]

Eins unserer Lieblings-Label mit der puren Vinyl-Leidenschaft meldet sich wieder zurück, aber diesmal mit einer mehr als ungewöhnlichen Veröffentlichung, die aus musikalischer Sicht (Klare, absolut zutreffende Promo-Ansage: „‘Obsidion‘ is an outstanding trip to feed your head with best psychedelic music!“) hervorragend zu „Tonzonen“ passt, aber diesmal doch mehr als überrascht, wenn man sich ein wenig auf die Hintergründe von BARROWS „Obsidion“ einlässt.

Als erstes überrascht an der Doppel-LP, dass die Band nicht territorial oder innerhalb Deutschlands bzw. Europas verortet ist, sondern direkt aus der klimakillenden, vertrumpten Dumpfbacken-Zone kommt, gegen die sich ja besonders die Musiker immer stärker zur Wehr setzen. Wollen wir hoffen, dass dies auch für BARROW aus Los Angeles zutrifft, die, wenn man „Obsidion“ hört, garantiert sehr viel für psychedelische Kräuter überhaben und diese voll musikalischer Leidenschaft international zu düngen und wässern verstehen.
In diesem Falle also ein absolut passender Tonzonen-Act, der dem Label – ähnlich wie alle anderen Bands zuvor – wieder zu großer Ehre gereicht.
Etwas seltsamer und doch ungewohnt ist die Tatsache, dass uns die letzte Seite der Doppel-LP schwarz und rillenlos entgegenspiegelt, sie also nicht eine Sekunde Musik besitzt, auch kein eingestanztes Bildchen, wie man es bereits von anderen Künstlern kennt, sondern klar-glänzendes Schwarz, auf das man erst gar nicht den Tonarm zu setzen versuchen sollte, denn nicht nur die Nadel des Tonarms wird danach wohl einen eigenartigen Laut ausstoßen.
Selbst bei der Limitierung, die sich wieder auf 500 Stück beläuft, erwartet uns eine Veränderung, denn passend zur konzeptionellen Gesamtgestaltung gibt es diesmal ausschließlich schwarzes Vinyl und keine andersfarbigen Varianten, die ja bisher zum Tonzonen-Standard gehörten.

Überhaupt ist dieses Drumherum, samt der Cover- und Vinyl-Gestaltung, auf ausdrücklichen Wunsch der Band, sehr minimalistisch gehalten und versprüht so wiederum einen echten Reiz des Besonderen – Tonzonen-Untypischen – stehe jeder dazu, wie er es aus seiner Sicht wolle. Da allerdings die Musik auf der A-, B- und C-Seite wirklich großartig ist, ist es nur zu schade, dass die D-Seite mit gähnender Leere gefüllt wurde. Ein Blick auf das Cover und hinter das Konzept dieser Instrumentalmusik, welches man unter der BARROWS-Bandcamp-Seite nachlesen kann, verleiht dieser vielleicht anfänglich als seltsam empfundenen Entscheidung schon wieder Sinn. Auf dem Schwarz-Weiß-Gatefold-Cover sehen wir klitzeklein einen Freejumper, wie sie normalerweise von Felsvorsprüngen tief in einen See oder Fluss springen. Doch der nur mit einer Badehose bekleidete „Obsidion“-Springer fliegt zwischen trist-bedrohlichen Beton-Wohnblöcken in die Tiefe, deren Ende nicht abzusehen ist. Auf der Rückseite sehen wir ein undefinierbares, einem schwarzen Sack oder einer Latexmaske ähnliches Gebilde. Vielleicht enthält es die Reste des Springers nach seinem Aufschlag.
Das klingt bedrohlich oder gruselig?
Auch die Musik auf „Obsidion“ klingt so und erinnert oftmals an die ganz frühen, extrem düsteren TANGERINE DREAM-Electronics, denen BARROWS immer wieder mit treibenden Schlagzeug-Beats, wummernden Bässen und druckvollen E-Gitarren auflauern, während bereits schwere Orgel-Kaskaden auf ihren nächsten Einsatz warten.

Natürlich folgt die Musik dem Konzept hinter „Obsidion“, in dem es um die Erfahrungen eines Mannes geht, der von der Erde entführt und auf das imaginäre Obsidion gebracht wurde, wo das menschliche Bewusstsein aufhört zu existieren. Was ihn dabei und danach erwartet, illustriert uns sehr anschaulich und anhörlich das Doppel-Album.
In diesem Sinne bleiben sich BARROWS absolut treu, denn auch ihr erstes Album „Imprecari Island“ (2011), auf dem es um auf einer verfluchten Insel gestrandete Seemänner ging und ihr zweites „Red Giant“ (2014), in dem es sich um das Leben auf einem Stern des Sonnensystems, der langsam stirbt, dreht, folgten strengen und zugleich düsteren Konzepten. Da ist die Geschichte hinter „Obsidion“, ihrem dritten Album, nur konsequent weitergedacht und umgesetzt. Denn die tiefpsychedelischen Klangwelten, welche uns drei LP-Seiten lang erwarten, schaffen im Kopf beim Hören genau die Bilder, welche sich ohne solche Klangräume unseren Gedanken vielleicht entziehen würden. Also, statt die Augen, die Ohren weit auf und den Ami-Psyche-Trip durch die Tiefen des menschlichen Unterbewusstseins genießen.

Für das Mastering von „Obsidion“ zeigte sich wieder EROC verantwortlich, sodass uns aus den Boxen wieder superbe, voluminöse, effektvolle Sounds entgegenballern, die auf hochwertigen Anlagen ein wahrer Hochgenuss sind.

FAZIT: Das streng auf 500 Exemplare limitierte Doppel-Vinyl der amerikanischen Psyche-Band BARROWS ist recht schwer zu bewerten, da aus Kritikersicht das Bespielen von nur drei LP-Seiten eine seltsame, wenn nicht gar abzulehnende Sache ist. Dies geschah allerdings auf ausdrücklichen Wunsch der Band, sodass nicht klar ist, wie das Tonzonen-Label selber zu dieser „Materialverschwendung“ steht. Betrachtet man aber die drei Musik-Seiten von „Obsidion“, dann ist auch dieses Album wieder allererste Psyche-Sahne.

PS: Und wo das Album von Freunden guten Psyche-Rocks auf Vinyl gekauft wird, ist ja eigentlich klar, genau hier mit einem Klick und nicht bei...

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3543x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A (19:11):
  • Telekin (1:43)
  • Entrada (7:00)
  • Obsidion (10:28)
  • Seite B (19:46):
  • Cocoon
  • Seite C (16:05):
  • Manna (3:27)
  • Zenith (12:38)
  • Seite D (0:00):
  • ….......

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich um keine Farbe: rot, gelb, blau, sauer

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!