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Svin: Missionær (Review)

Artist:

Svin

Svin: Missionær
Album:

Missionær

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Experimental, Jazz, Prog- und Post-Rock, Ambient, Psychedelic, Drone

Label: PonyRec
Spieldauer: 38:38
Erschienen: 21.10.2016
Website: [Link]

Mein Kollege Schiffmann eröffnete sein Kritik zum vorangegangenen 2015er SVIN-Album mit den schönen Worten: „Ein Fest für Freunde der lärmigen Avantgarde, ein Satz blutiger Ohren für den Rest“, und traf damit den Musiknagel gehörig auf den Experimental-, Jazz-, Post-Rock-Kopf der dänischen Band SVIN. Doch das war einmal, denn nur ein Jahr später hat sich doch so einiges bei den Dänen geändert – sie sind ruhiger, melancholischer und vor allem melodiöser geworden und verbreiten mit einigen Sounds auf „Missionær“ gar eine bedrohlich-gruselige Atmosphäre. Hier bluten nicht mehr die Ohren, hier blutet die gepeinigt-verängstigte Seele, wenn man das Album in nächtlicher Stunde eines komplett verdunkelten Raumes hört.

Ein Grund dafür ist recht leicht gefunden, denn für die Arbeit an ihrem bereits vierten Album begab sich das „Bartträger“-Quartett in Richtung Island, wo sie in dem legendären SIGUR RÓS-Studio Sundlaugin „Missionær“ aufnahmen und es zu einem wahrhaft isländisch-atmosphärisch klingenden Scheibchen werden ließen, das sich zwischen abstrakt-progressivem Rock plus Psyche und drone-basiertem Folk sowie Ambient-Noise bewegt, bei dem besonders düstere Landschaften von Keyboard sowie Saxofon und Klarinette erschaffen werden, denen Schlagzeug und Gitarre immer wieder den Dynamik-Pfeffer in den Musik-Hintern blasen.

„Færgen Ellen“ beispielsweise ist nicht nur ein außergewöhnliches Werk, das bereits durch die ersten Saxofon-Töne eine hypnotische Wirkung erhält, auch das nicht jugendfreie Video dazu „verschärft“ den gesamten Spannungsaufbau dieses knapp vierminütigen musikalischen Erotik-Horror-Tripps. Aber dass die wilden Dänen schon immer auf nacktes Fleisch und Horror-Visionen abfuhren, wissen wir ja spätestens seit „How Deep Is Your Love“ von ihrer 2013er EP „Secretly We Are Gay“.

Auf dem längsten, gut 10minutigen Stück „Kirkeorgelsafrikaner“ glaubt man sich durch die Orgel und Saxofon anfangs in einen sakralen Klangraum versetzt, bis nach und nach die Gitarre einen zwar monotonen, aber sich immer mehr steigernden FRIPP-Rhythmus anstimmt und das Saxofon plötzlich lauter und druckvoller klingt. Man bekommt gar den Eindruck, KING CRIMSON hätten noch einmal ein vergessenes, jazzrockendes Stück für ihr „Islands“-Album ausgegraben, bei dem MEL COLLINS noch einmal zeigen darf, was er so alles aus seinem Saxofon rausholen kann, während KEITH TIPPETT wild und ausgelassen die schwarzen und weißen Tasten bedienen darf. Ein sich steigernder Post-Jazz-Rock-Bolero allererster Güteklasse. Das beeindruckendste an allem aber ist die Fusion zwischen den Holzblas- und den Tasteninstrumenten, während die Gitarre immer wieder offensichtliche, oft überraschende Akzente setzt und auch das Schlagzeug nicht rhythmisch vor sich hindümpelt, sondern fein strukturierte, aber auch gehörig wütende Schlagstrukturen auf die lieb- und leidvolle Vereinigung von Keys, Gitarre und Gebläse abfeuert.

Mit „Stella“ erwartet uns dann ganz am Ende noch eine traurig-schöne Ballade mit so viel Gefühl, dass der Himmel zu weinen beginnt. Und wie er weint – ein Blick aus dem Fenster genügt. Ätherische Meditation mit Wolkenbruch. Verdammt, diese Stella müsste man unbedingt mal kennenlernen, denn so, wie sie uns aus unseren Boxen heraus umgarnt, macht sie fast süchtig.
Wer nach diesem Stück Schönklang nicht die Repeat-Taste drückt, der sollte sich draußen in den Regenguss stellen und ordentlich die Ohren durchspülen lassen.

FAZIT: „Missionær“ ist das mit Abstand epischste, melodischste und „Island“-atmosphärischste Album von SVIN geworden. Ein Kleinod für die nächtlichen Musik-Stunden, in denen man verträumt an die bezaubernden Natur-Schönheiten der größten Vulkaninsel der Erde denkt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4018x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Dodskontainer
  • Færgen Ellen
  • V
  • Japser
  • Kirkeorgelsafrikaner
  • Stella

Besetzung:

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Interviews:
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