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Hattler: Warhol Holidays (Review)

Artist:

Hattler

Hattler: Warhol Holidays
Album:

Warhol Holidays

Medium: CD/Download
Stil:

Soul, Jazz, Electonica, Dance, Kraut, Pop und Traumlandschaften, die auf die Wirklichkeit treffen

Label: Bassball Recordings / 36music / Broken Silence
Spieldauer: 60:54
Erschienen: 16.08.2016
Website: [Link]

Wenn der HATTLER seinen Bass rausholt, dann dürfen dabei auch gehörige Grooves und jede Menge Beats nicht fehlen. Ja, so ist er eben, der HELLMUT HATTLER!
Zumindest galt dieser Grundsatz für fast alle bisherigen, seit 2000 erschienenen elf Solo-Alben des ehemaligen KRAAN-Bassisten, der den Begriff Krautrock trotzdem immer sehr wörtlich nahm. So schlichen sich immer wieder in seine bassbetonten Dance-Electronic-Beats auch psychedelische und pop-soulige oder sogar jazzige Elemente mit ein, welche er außerdem zur Genüge bereits bei seinem Hippjazz-Duo TAB TWO mit einfließen ließ. Textliche Inhalte spielten dabei eher eine untergeordnete Rolle – Hauptsache der Sound groovte ordentlich!

Doch die Zeiten ändern sich, mitunter sogar sehr massiv – und mit ihnen ändert sich auch (nicht ganz so massiv) ein HELLMUT HATTLER: „Es geht mir im Moment sehr darum, die momentane Situation zu relativieren und künstlerisch zu erfassen. In Zeiten wie diesen (Stichwort: AfD, NSA, Anti-Demokraten auf dem Vormarsch) braucht es eine Positionsbestimmung! Was ist mein Kern? Was macht mich aus?“

So bestimmt HATTLER auf „Warhol Holidays“ seine Position also neu, indem er einerseits seinen Texten – oftmals mit recht ironischem Unterton verfasst – deutlich mehr Tiefgang verleiht, egal, ob es um die alten Hippies oder die neuen Kommerz-Junkies geht, und lässt andererseits seinen bisher liebevoll immer als „Laborratten“ bezeichneten Beat-Programmierern bei weitem nicht mehr so große Spiel- und Freiräume wie zuvor. Aus Sicht des Kritikers jedenfalls eine großartige Entscheidung, denn statt irgendwelche wilden, rhythmischen Zuckungen des Körpers hervorzurufen, sind jetzt auch die Ohren gefragt, denen sicher nicht entgehen wird, dass HATLLER mehr auf inhaltliche Tiefe als auf bpm‘s setzt. Doch keine Angst, ganz verabschiedet sich der gute Hellmut nicht von seinen alten rhythmischen Gewohnheiten und eröffnet seine „Warhol Holidays“ mit den ersten zwei Stücken in gewohnter Manier. Die Dance-Szene wird es freuen. Der dritte Song „Warhol Holidays“ kombiniert aber schon Bar-Jazz mit Beat und einem Bass, der sich immer wieder in den Vordergrund schiebt. Das alles läuft im angenehmen Midtempo ab und die Stimme von FOLA DADA klingt, als wäre sie gerade vom Himmel herabgestiegen. Manchmal lässt dabei durchaus auch MASSIVE ATTACK grüßen.

Man spürt nun die neue Herangehensweise von HATTLER, der diesmal nicht auf die vorprogrammierten Rhythmen seine Bässe und Harmonien legte, sondern nunmehr zuerst seine Kompositionen und Texte voranstellt und diese einspielt. Erst dann waren die Electronics dran: „Das geht nur in Abgeschiedenheit und mit viel Zeit“, gesteht HATTLER.
Doch diese Zeit in der Abgeschiedenheit hat sich gelohnt.
So wird „Warhol Holidays“ zum abwechslungsreichsten Album der Solo-Alben-Ära des KRAAN- & TAB TWO-Bassisten, auf dem mit dem fast 8 Minuten langen „Sand am Meer“ gleich ein traumhafter Instrumentaltitel zu finden ist, der die alten CLUSTER- oder HARMONIA-Zeiten wieder aufleben lässt. Eine echte, krautige KRAAN-Rückbesinnung, die am Ende fast so schön wie EROCs „Wolkenreise“ klingt. „Parallelgesellschaftstanzmusik“ schiebt das nächste Instrumental gleich hinterher, mit etwas mehr Rhythmus, einer großartigen Melodie und einer stark an MICHAEL ROTHER erinnernden „Flammende Herzen“-Gitarre. Das Album wird immer besser für all diejenigen, die mit HATTLERS Dance-Ästhetik bisher noch nicht viel anfangen konnten. Und nach „Mint“, dem nächsten Instrumental, ist man dann endgültig auch dem begnadeten HATTLER-Bass verfallen.

Nach dem funkigen „Anything All“ jazzt dann die „Kraal Jam“ sogar richtig drauflos, um HATTLERS leidenschaftliche Jazz-Rock-Seite im WEATHER REPORT-Stil anzuschneiden, während die Percussionisten gut und gerne auch einen CARLOS SANTANA hätten begleiten können. Schade, dass dieses kleine instrumentale Meisterwerk schon nach vier Minuten zu Ende ist.

Mit souligen Klängen verabschieden uns dann die „Warhol Holidays (Reprise)“, während die „Bikinian Rhapsody“ das letzte verträumte instrumentale Highlight setzen, so als würde uns HELLMUTH HATTLER vom weit entfernten Horizont direkt aus einem Sonnenuntergang mit seinem Bass zuwinken.

FAZIT: Warhol gilt als einer der größten Pop-Art-Künstler, dessen Tage längst gezählt sind. Die „Warhol Holidays“ aber von HATTLER sollten bei dieser wuchtigen Melange aus Soul, Dance, Funk, Electronics und Jazz noch eine große Zukunft vor sich haben. Der ehemalige KRAAN-Bassist besinnt sich seiner alten Krautrock-Stärken!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3992x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Spell E.Z.
  • Spy
  • Warhol Holidays
  • Love And Freedom (No Smiley)
  • Sand am Meer
  • Parallelgesellschaftstanzmusik
  • Mint
  • Mountain Bike
  • Dot Competition
  • Anything At All
  • Kraal Jam
  • Warhol Holidays (Reprise)
  • Bikinian Rhapsody

Besetzung:

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