Sie ist eine der letzten skandalfreien Konstanten im Mainstream-Geschehen des US-Rockbusiness, die sich über Jahrzehnte schadlos gehalten haben: MELISSA ETHERIDGE reicht ein neues Album ein, auf dem alles so ist wie immer und doch nicht antiquiert. Die Zusammenarbeit mit Komponisten und Produzenten am Puls der Zeit zahlt sich aus, wenngleich "This Is M.E." - der Titel sagt es - unverkennbar nach der Künstlerin selbst klingt.

Die Singles "Take My Number" (schwebender Antreiber) und "A Little Bit Of Me" (leichtfüßige Hymne) drängen sich tatsächlich als solche auf, doch im Grunde genommen hätte man in den seligen 1980ern und '90ern alles von diesem Album als kleines Vinyl beziehungsweise flach eingepackte Maxi-CD massenweise unters Folk bringen können. Dazu zählt das das leutselig feierliche "I Won't Be Alone Tonight" ebenso wie das stampfende Doppel aus "Ain't That Bad" wie"A Little Hard Hearted" und die Ballade "Do It Again" neben "Who Are You Waiting For"

Das raue "Monster" (Southern-Sounds treffen auf Stadion-Pop?) kehrt die auffällig oft synthetisch angedickten Drums besonders deutlich hervor (gleiches geschieht dann während des Ohrwurms "Like A Preacher"), doch das gehört zu einem komplett durchgestylten Werk, nimmt "This Is M.E." aber nichts von seiner durchweg organischen Anmutung.

FAZIT: Einen Welthit schreiben MELISSA ETHERIDGE und ihre Zuarbeiter vermutlich nicht mehr, aber das ist egal, solange die Musik der Singer-Songwriterin weiter so zeitlos bleibt wie auf "This Is M.E.". Wer so lange dabei ist und nicht nach Alte-Leute-Pop klingt, darf auch weiter mitmischen. Nebenbei bemerkt ergötzt sich der Hörer dieses Albums auch unterm Kopfhörer an einer sehr detailverliebten Produktion. Echte Könner am Werk eben.