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Woods Of Infinity: Förlåt (Review)

Artist:

Woods Of Infinity

Woods Of Infinity: Förlåt
Album:

Förlåt

Medium: CD
Stil:

Pagan Metal

Label: Obscure Abhorrence Records
Spieldauer: 67:43
Erschienen: 2011
Website: -

Um es gleich vorwegzunehmen: „Förlåt“ ist ein Album, das sich ohne vertiefte Kenntnisse der schwedischen Mentalität und Sprache nur unzureichend erfassen lässt. Daran tragen nicht nur die Texte von WOODS OF INFINITY, sondern auch das irreführende Auftreten der beiden Protagonisten namens Ravenlord und Melkor Schuld.

Wirft man einen Blick auf das Logo und das etwas kitschige, aber dennoch stimmungsvolle Cover, so scheint sich der Eindruck zu bestätigen, hier einen reinrassigen Pagan-/ Black-Sound auf dem fünften Longplayer der Schweden geboten zu bekommen. Im Booklet beginnt dann die Verwirrung: Obligatorische Wald-, Natur- und Feuerbilder reihen sich scheinbar wahllos an ein nicht näher beleuchtetes, weibliches Hinterteil mit ins Rektum geschobener Kerze, einer Steinfigur mit kindlichen Zügen und skurrilen Bandfotos. Die beiden Herren könnten beinahe eine schwedische Ausgabe von TENACIOUS D darstellen und posieren im trauten Heim mit Rotweingläsern, spärlich beleuchtet beim Abschädeln und schelmisch grinsend auf der letzten Seite des Beihefts. Dazu die Erklärung, dass WOODS OF INFINITY Lieder schreiben, die die ganze Welt zum Singen und die Frauen zum Weinen bringen. Möglicherweise sind da Witze versteckt, die dem Durchschnittsdeutschen verborgen bleiben, doch darüber kann nur spekuliert werden.

So bleibt einem nichts anderes übrig, als „Förlåt“ nach der Musik zu beurteilen und die Texte ansatzweise mit Maschinenhilfe zu ergründen. Das instrumentale Intro wird von der Melodie einer Spieluhr dominiert und von einem recht annehmbaren Synthie-Arrangement begleitet, das über zwei Minuten filmreife Dramatik aufzubauen versteht. Die Spannung entlädt sich in „Förbjuden Frukt“, das bereits alle Merkmale des Stilgebräus von WOODS OF INFINITY enthält. Schneller, roher Black Metal, dem es durch die höhenlastige Produktion an Durchschlagskraft fehlt, wechselt sich mit folkigen Passagen im Stil früher ULVER ab, in dem auch zweistimmiger Cleangesang zum Einsatz kommt. Letzterer ist allerdings fürchterlich schief geraten, und auch die Stimmen bewegen für sich genommen bestenfalls die Nackenhaare des geneigten Hörers. Dass sich das Trio musikalisch an der Volksmusik ihrer Heimat orientiert, ist in den dunklen Harmonien deutlich erkennbar, wenngleich der Originalitätsfaktor nicht sehr hoch ist. Oft sind die Harmonien nicht weit von platten Standard-Schlagerproduktionen entfernt.

Dazwischen schiebt der kauzige Haufen vor allem in der ersten Hälfte des Albums Spoken-Word-Passagen und ähnlichen atmosphärischen Hokuspokus. Auch hier ist unklar, ob der extreme Wechsel zwischen verschiedenen Stimmlagen ernst gemeint, oder als Parodie auf die Pagan-Szene zu verstehen ist. Für ersteren Fall ist das Gekrächze und Gesummse aber zu viel des Guten. Merke: Kinderhörspiel ist kein Metal.

Sechs der neun längeren Tracks stellen sich stilistisch recht einheitlich dar. Von diesen kann allein „Ursprung“ mit einem durchgehend stimmigen Aufbau, geschmackvollen Harmonien und einer melancholischen Atmosphäre punkten. Der Rest ist Durchschnitt, da den Pagan-Teilen oft der Biss fehlt und die Songs durch Zwischenteile immer wieder in ihrem Fluss ausgebremst werden. „Förlåt“ hat aber auch drei richtige Stinker an Bord, die zusammen immerhin die Hälfte der Spielzeit ausmachen. Da wäre zum einen die erneute Misshandlung des Howard Blake-Klassikers „Walking In The Air“. Wer sich von der eigentlich unübertrefflichen Erhabenheit des Originals überzeugen will, dem sei das Youtube-Video mit dem neunjährigen Declan Galbraith ans Herz gelegt. Für Bands ohne Orchester bedarf es einiges an Anstrengung, um die spannungsreiche Orchestrierung in mitreißenden Metal zu übersetzen. Diese Mühen haben WOODS OF INFINITY nicht auf sich genommen. Das Keyboard ödet die Harmonien vor sich hin, als probte hier ein Volkshochschulkurs, Ravenlord macht mit dem Gekrächze seinem Namen alle Ehre und darüber lärmt Bruthor, den man offenbar just in dem Moment aufgenommen hat, als er sich mit seinen Trommeln in einem dunklen Wald verlaufen hat und in diverse Erdlöcher gestolpert ist.

„Gånglåt Från Valhallavägen“ (ein Cover des schwedischen Kultsängers Gösta Linderholm) ist Schlagermetal der ganz üblen Sorte. Nicht klassisch rockend wie das Original, sondern schwer und wodkatrunken wie alte, finnische Kamellen kommt die Band hier über den Valhallaweg geschlürft, begleitet von einem drumcomputerähnlichen Stockimarschrhythmus. Die Gitarren- oder Keyboardakkorde scheinen von hinter der nächsten Ecke zu kommen. Intention: unbekannt.

„Våt Ängsmark“ schlägt dem Fass kurz vor Schluss den Boden aus. Geschlagene 26 Minuten lang werden hier Ausschnitte von schwedischen Gruppen aneinandergereiht, die soviel mit Metal zu tun haben wie hierzulande Roberto Blanco und Matthias Reim. Gemeinsam ist diesen Schnipseln, dass jeweils das Wort „flicka“ (schwedisch für Mädchen) zu verstehen ist. Das einzig Lustige daran ist, sich vorzustellen, wie dieses „Lied“ auf der Party Stage in Wacken gespielt wird und 5000 feierwütigen Humppanern der Met im Horn sauer wird. Mal ehrlich, veralbern kann man sich heutzutage doch selbst!

Es bleibt der Blick auf die Texte. Überwiegend scheint sich die Thematik im Rahmen des Genretypischen zu bewegen. Es geht um Natur, Heimat, ein wenig Depression – und Liebe zum Strinrunzeln. In „Förbjuden Frukt“ und „Slicka Fitta“ wird die holde Weiblichkeit begehrt. Das Alter der Angesprochenen bleibt ungenannt. Die zahlreichen Zweideutigkeiten lassen aber auch den Schluss zu, dass diese minderjährig sind. Merkwürdig ist zudem, dass Ravenlord und Melkor im Netz bisweilen nachgesagt wird, offen pädophil zu sein. Auch hier stellt sich wieder die Frage, was das soll. Muss man darüber tatsächlich singen? Oder geht es wie so oft um Provokation oder schwarzen Humor? Im Gore Grind werden schließlich auch mal Föten vergewaltigt... Ich möchte hier wegen mangels Fakten und Sprachkenntnis keine Verurteilung anstellen, ich finde an der Sache aber weder eine sarkastische, noch eine lustige Seite. Dass zum Abschluss auf das gute Arboga Bier hingewiesen wird, ist der schale letzte Schluck in dieser Tonkonserve.

FAZIT: Fünf mäßig originelle Pagantitel, zwei gutklassige Momente im zweistelligen Bereich und drei Ärgernisse mit einer guten halben Stunde Spielzeit sind schon nicht das Gelbe vom Ei. Dazu ein höchst zweifelhafter Humor, der durch die schwedischen Texte im Ausland schon zweimal nicht verstanden wird, und bei näherer Betrachtung dennoch nah an die Sondermüll-Grenze rückt. Das reicht unterm Strich nicht mehr für's Mittelfeld.

Joe A. (Info) (Review 8152x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 6 von 15 Punkten [?]
6 Punkte
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Tracklist:
  • För-låt
  • Förbjuden Frukt
  • Mörkrädd
  • Walking In The Air
  • Slicka Fitta
  • Underbart
  • Gånglåt Från Valhallavägen
  • De Vilda Vågornas Piran
  • Ursprung
  • Våt Ängsmark
  • "Untitled"

Besetzung:

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  • keine Interviews
Kommentare
Hans
gepostet am: 03.10.2012

What The F... ist "gutklassig"? Gut? Klasse? Worthülse ;-)
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