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Frank Zappa: One Size Fits All - 50th Anniversary (Review)

Artist:

Frank Zappa

Frank Zappa: One Size Fits All - 50th Anniversary
Album:

One Size Fits All - 50th Anniversary

Medium: LP/Do-LP/Deluxe/LP-Book/farbig/Limit. Box
Stil:

Zappa, Zappa und nochmal Zappa, passend für alle Größen

Label: Zappa Records/Universal Music
Spieldauer: 82:56
Erschienen: 26.09.2025
Website: [Link]

„Vor einigen Jahren noch unkommerzieller Bürgerschreck, lebendige Gosse, mit aggressiven Ohren-Happenings, den Sound der neuen amerikanischen Popmusik repräsentierend – subversiv, was fast den totalen Boykott durch das Fernsehen und den Rundfunk in den USA zur Folge hatte. Selbst Schallplatten wurden von den Firmen eigenmächtig verändert...“ (Das schrieb Radio Bremen 1970 aus Anlass einer nie offiziell ausgestrahlten 'Beat-Club-Session' von FRANK ZAPPA in Bremen)

Ein weiteres absolutes Meisterwerk vom großen Maestro FRANK ZAPPA in seiner vinylen Neuauflage, das es in sich hat!
Spricht man von ZAPPA und seinem Wirken sowie den wichtigsten Werken seiner Karriere, fällt definitiv immer der Album-Titel „One Size Fits All“ mit diesem Roten-Sofa-im-Universum-Cover. Eine LP, die ihrem Titel glattweg alle Ehre macht: Passend für alle Größen! Zu diesem Aufsehen und so einiger Aufregung sorgte natürlich auch der extrem freche, auf Deutsch gesungenen „Sofa“-Song, in dem einfach mal die eigenen Eier ausgepackt werden, nachdem „Sofa No. 1“ auf der LP-A-Seite bereits durch eine faszinierende Instrumental-Version bestach.


Doch zurück auf Anfang!
Also vor einem halben Jahrhundert erblickte „One Size Fits All“ das Licht der Welt und tyrannisierte die Ohren der amerikanischen Moralapostel, denen ZAPPA schon längst ein Dorn im Auge war, den sie am liebsten – besonders seiner sexuell aufgeladenen, aber auch politisch angriffslustigen Texte wegen – zu Kreuze getragen und dann angeschlagen hätten.

Doch nunmehr gibt es so richtig etwas zu feiern: die „One Size Fits All - 50th Anniversary“-Ausgabe, die selbstverständlich in den unterschiedlichsten Formaten präsentiert wird, wie eine Super-Deluxe-Edition mit fünf Discs (4 CDs/1 Blu-ray Audio) und insgesamt 58 Titeln und einem 36-seitigen Booklet voller bisher unveröffentlichter Fotos aus dem Archiv von Sam Emerson sowie Linernotes und neue historische Essays des renommierten Musikjournalisten David Fricke, der langjährigen Zappa/Mothers-Bandmitstreiterin Ruth Underwood und, wie immer, des Archivars Joe Travers. Und der hat gerade zu diesem Album klar und deutlich eine hervorragende Meinung: „Das Erste, woran ich denke, wenn ich 'One Size Fits All' höre, ist seine klangliche Wirkung. Für mich ist es das zweitbeste Album im gesamten Frank-Zappa-Katalog (der erste Platz geht an 'Joe’s Garage'). Es wurde viel Zeit darauf verwendet, den Stereomix so brillant wie möglich klingen zu lassen. Im Laufe der Zeit wurde 'One Size Fits All', obwohl es 1975 übersehen wurde, zu einem Höhepunkt im FZ-Katalog.“


Der Stereo-Klang dieser nunmehr neuerdings Doppel-LP, die um eine LP mit alternativen Mixen fast aller Original-Songs erweitert wurde, ist tatsächlich großartig. Der pure Tummelplatz wilden Stereo-Klangs und ausgewogener Effekte, welche die Leistungsfähigkeit der Boxen austesten.
Ein wichtiger Grund dafür, dass „One Size Fits All“ so umwerfend klingt, ist, dass eine ZAPPA-Veröffentlichung erstmals vollständig auf einem 24-Spur-Tonbandgerät aufgenommen worden war. Zuvor konnte nur auf 16 Spuren oder weniger geschnitten werden. Wie Travers explizit bemerkt, war Zappas Einsatz des Studios schon immer bahnbrechend gewesen, aber nun hatte er noch mehr Möglichkeiten für Klangschichten, mit einer „atemberaubenden Klangqualität“, die zum großen Teil der Zusammenarbeit mit dem Toningenieur Kerry McNabb und später Michael Braunstein zu verdanken war.

Sogar ein Sternenhimmel ist, sowie man die LP aus ihrer Tasche zieht, auf dem schwarzen Vinyl zu entdecken.
Wie einfallsreich ist das denn?
Und auch das Geheimnis um den seltsamen Mundharmonika-Spieler, der sich öfters lautstark ins Album einmischt, sollte hier gelüftet werden: Hinter besagtem Bloodshot Rollin' Red verbirgt sich kein Geringerer als CAPTAIN BEEFHEART, mit dem ZAPPA zuvor im Clinch gelegen hatte, der damit beendet war.


Das Album beginnt mit einem echten ZAPPA-Dauerbrenner: „Inca Roads“ (von ZAPPA aus zwei unterschiedlichen Live-Auftritten zu einem Song zusammengesetzt – eine seiner Spezialitäten auf vielen seiner Alben), geht sofort ins Ohr und dann nicht wieder raus. Irgendwie eingängig und doch extrem verrückt samt einem Text über Indianer bzw. Aliens (Bei ZAPPA weiß man ja nie so richtig...) und die Schamhügel von Ruth, den die Indianer/Aliens ordentlich beackern, weil sie auf das richtige Vehikel setzen. ZAPPA pur und undefinierbar, aber mit musikalischen Ideen, die allein in diesen ersten 9 Minuten ihresgleichen suchen, während der Text einen in den Irrsinn treibt. Dafür beeindruckt um so mehr neben all den typischen Maestro- und Mutter-Beigaben besonders das Vibraphonspiel einer Ruth Underwood.


„Can't Afford No Shoes“ rockt und klagt an. Nämlich dass der Staat einem das Geld aus der Tasche zieht mit all den Abgaben, die er verlangt, sodass man sich nicht mal mehr ein paar Schuhe leisten, sondern sie nur noch flicken kann und endet mit den Worten 'Rezession' und 'Wirtschaftskrise', um sich dann jazzy- und bluesy-like im zweiten Longtrack der LP-A-Seite die üblen „Po-jama People“ (Pyjama-Leute) vorzunehmen.

Lustig arbeitet sich ZAPPA und seine Band nun auch in den anderen Songs auf ähnliche, mitunter an der Genialität kratzende Weise ab. So gesehen ein Einstein nicht der Relativitäts-, sondern der Musiktheorie.
Allerdings sind es gerade die beiden „Sofa“-Stücke, die für die Ewigkeit gemacht sind. Und wohl auch für Zappa besonders wichtig waren.
Denn warum sonst sollte ein überdimensionales Sofa das wieder von Cal Schenkel gestaltete LP-Cover zieren?


Erst auf der A-Seite rein instrumental und dann auf der B-Seite als grandioser Abschluss des Albums mit englischem und deutschen Gesang, der jedem Da-Da-Expressionisten zu höchster Ehre gereichen würde: „Ich bin der Dreck unter deinen Walzen … Ich bin die verlorenen Münzen, die in die Ritzen rutschten … Ich bin Eier jeder erdenklichen Art … Ich bin hier … Und du bist mein Sofa“, also wer möchte da eigentlich nicht Sofa sein. Eins, das mit Furzkissen gespickt wird, um gezielt die Geräusche zu verbreiten, hinter denen man Gerüche erwartet, die aber ausbleiben – weil bei FRANK ZAPPA eben alles Erwartbare nicht eintritt, sondern das Gegenteil – oder um es in seinen „Sofa“-Worten auszudrücken: „Ich bin der Autor aller Zierkissen & Damast Bordüren“.
Recht hat er.


Und wir sind mal wieder begeistert – so wie es ZAPPA selber auch mit dem LP-Cover sowie dem direkten Sofa-Bezug war: „Wenn man bedenkt, dass auf der Vorderseite ein Sofa und auf der Rückseite Verweise auf das Universum im Allgemeinen abgebildet sind, ist es ein sehr gutes Cover.“
Und für diejenigen, die bei dem Maestro immer wieder gerne in die unergründliche Tiefe seiner Gedankenwelt abtauchen, gibt es beispielsweise hinter dem Cover noch für alle sprachlich Versierten zu entdecken, dass durch die Umstellung der Anfangsbuchstaben der einzelnen Wörter von „One Size Fits All“ man den Namen des prominenten Projekts bzw. Objekts auf dem Cover erhält sowie des zweiteiligen Tracks „Sofa“ selbst. Die aufwendig gestaltete Himmelskarte auf der Rückseite des Zappa-Cover-Art-Veteranen Cal Schenkel und Vernon Simpson ist ebenso geheimnisvoll und beeindruckend, da sie voller Gags in winziger Schrift ist – wie etwa der Stern im Sternbild Aquarium, der nach dem Olympiaschwimmer Mark Spitz benannt ist oder der Horror-Staubsauger von 'Coma Bernice'.


Neues Highlight der Geburtstagsausgabe „One Size Fits All - 50th Anniversary“ ist natürlich die zweite LP, die ganz ähnliche Freude wie die erste bereitet.
Hier sind ursprüngliche Mixe oder reine Basisaufnahmen in ähnlicher Reihenfolge wie auf der endgültigen LP vereint, wobei besonders beachtenswert beispielsweise der deutlich längere und ältere Mix von „Florentine Pogen“ und das neue Instrumental „Bitch, Bitch, Bitch – Basic Tracks, Take 1“ sowie „Something/Anything – Rough Mix“ (anstelle von „San Ber'dino“ und „Andy“) ist. Und dass es auch die beiden „Sofa“-Versionen wiederum in sich haben, womit sie eine herrliche Ergänzung zu den Originalen sind, darf hier keinesfalls verschwiegen werden.


Ja, da kommt auch dieses Mal kein alter oder neuer ZAPPA-Fan um diese Geburtstagsausgabe herum. Denn spätestens wenn wir hier noch verraten, dass der Doppel-LP ein fettes LP-Booklet (20 Seiten!!!) voller grandioser Fotos und Texte beiliegt, das man so noch nie zu sehen bekam, ist diese „One Size Fits All - 50th Anniversary“-Doppel-LP im Sternenhimmel-Vinyl-Outfit ein Stück zum weiteren Glück aller ZAPPAisten!


FAZIT: „One Size Fits All“ war im Jahr 1975 das grandiose LP-Ergebnis eines absoluten Workaholics und Perfektionisten. FRANK ZAPPA gab selbst zu Protokoll, dass er vier Monate lang täglich zwischen 10 und 14 Stunden in seinem Studio an dem Album, das definitiv zu den besten seines riesigen Album-Katalogs (offiziell war es 1975 bereits das 20. ZAPPA-Album) gehört, arbeitete. Mit „One Size Fits All - 50th Anniversary“ erfährt dieses großartige Album zu seinem halbjahrhundertigen Geburtstag erneut eine Adelung im bestens analog remasterten, schlicht umwerfenden Klangbild auf zwei fetten, sternglitzernden Vinyl-LP's (also mit einer Bonus-LP voller bisher unveröffentlichter Alternativ-Aufnahmen) und einem 20 Seiten starken LP-Booklet. Ein Freudenfest für jeden ZAPPA-Gläubiger, egal ob er diesen nur anbetet oder seines 162er-IQs (auf Mozart-Niveau, wie man es angeblich wissenschaftlich wohl nachweisen konnte) als Genie bewundert. Der Mann ist definitiv eine unendliche Geschichte... Fortsetzung folgt – ganz bestimmt!


PS: Und wer es ganz genau wissen will, was ihn auf der Super-Deluxe-Ausgabe erwartet, der werfe hier einen genaueren Blick drauf!

4CD + 1BLU-RAY AUDIO SUPER DELUXE EDITION:

CD 1
One Size Fits All – The Original Album – 2012 Remaster + Album Session Bonus Tracks
The Original Album
1. Inca Roads
2. Can’t Afford No Shoes
3. Sofa No. 1
4. Po-Jama People
5. Florentine Pogen
6. Evelyn, A Modified Dog
7. San Ber’dino
8. Andy
9. Sofa No. 2
= Album Session Bonus Tracks =
10. Inca Roads – Rough Mix
11. Ralph Stuffs His Shoes – “Token” Outtake
12. Ralph Stuffs His Shoes – Basic Tracks, Take 5
13. Ralph Stuffs His Shoes – Instrumental Mix, Master Take
14. Can’t Afford No Shoes – Rough Mix
15. Sofa No. 1 – Basic Tracks, Take 6
16. Sofa No. 1 – Master Take, Early Mix
CD 2
= Album Session Bonus Tracks =
Continued
1. Po-Jama People – Old Mix
2. Florentine Pogen – Rough Mix
3. Florentine Pogen – Alternate Solo
4. Evelyn, A Modified Dog – Session Outtakes
5. Bitch, Bitch, Bitch – In Rehearsal
6. Bitch, Bitch, Bitch – Basic Tracks, Take 1
7. San Ber’dino – Rough Mix I
8. San Ber’dino – Rough Mix II
9. San Ber’dino – Rough Mix III
10. Something/Anything – Rough Mix
11. Andy – Rough Mix
12. Sofa No. 2 – Rough Mix
CD 3
Live In Rotterdam, Netherlands, September 28, 1974
1. Tush Tush Tush (A Token Of My Extreme)
2. Stink-Foot
3. Inca Roads
4. Approximate
5. Cosmik Debris
6. Florentine Pogen
7. Montana
8. RDNZL
CD 4
Live In Rotterdam, Netherlands, September 28, 1974 (Continued) + Bonus Live Tracks
Live In Rotterdam, Netherlands, September 28, 1974

Continued
1. Dupree’s Paradise Intro
2. Blind Mice Blues
3. Dupree’s Paradise – Part 1
4. Dupree’s Paradise – Part 2
5. Pygmy Twylyte
6. Room Service
7. Tush Tush Tush (End Vamp)
Bonus Live Tracks
8. Ralph Stuffs His Shoes – Live In Gothenburg, Sweden, 9/25/1974
9. Po-Jama People – Live In Gothenburg, Sweden, 9/25/1974
BLU-RAY AUDIO
One Size Fits All – The Album + Bonus Audio + Bonus Video
24-bit/48kHz Dolby Atmos / 24-bit/96kHz Dolby TrueHD 5.1 / 24-bit/192kHz PCM Stereo
One Size Fits All – The Album
1. Inca Roads
2. Can’t Afford No Shoes
3. Sofa No. 1
4. Po-Jama People
5. Florentine Pogen
6. Evelyn, A Modified Dog
7. San Ber’dino
8. Andy
9. Sofa No. 2
Bonus Audio
1. Sofa No. 1 – 1975 Quad Mix
2. San Ber’dino – 1993 6-Channel Mix
Bonus Video (Pillar-box format)
3. Inca Roads: Video – “Token” Outtake, Live In Los Angeles, CA 8/27/1974
4. Florentine Pogen: Video – “Token” Outtake, Live In Los Angeles, CA 8/27/1974

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 86x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Seite A (21:38):
  • Inca Road (8:45)
  • Can't Afford No Shoes (2:37)
  • Sofa No. 1 (2:38)
  • Po-Jama People (7:18)
  • Seite B (21:00):
  • Florentine Pogen (5:23)
  • Evelyn, A Modified Dog (1:05)
  • San Ber'dino (5:51)
  • Andy (6:03)
  • Sofa No. 2 (2:38)
  • Seite C (21:29):
  • Inca Road – Rough Mix (8:54)
  • Can't Afford No Shoes – Rough Mix (4:43)
  • Sofa No. 1 – Basic Tracks, Take 6 (2:45)
  • Bitch, Bitch, Bitch – Basic Tracks, Take 1 (5:08)
  • Seite D (18:49):
  • Florentine Pogen – Old Mix (8:20)
  • Evelyn, A Modified Dog – Session Outtake (1:33)
  • Something/Anything – Rough Mix (5:51)
  • Sofa No. 2 – Rough Mix (2:39)

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
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