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Basia Bulat: Basia's Palace – die zweite (Review)

Artist:

Basia Bulat

Basia Bulat: Basia's Palace – die zweite
Album:

Basia's Palace – die zweite

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Indie-, Folk-, Disco- & Chamber-Pop, Singer/Songwriter

Label: Secret City Records
Spieldauer: 34:45
Erschienen: 21.02.2025
Website: [Link]

Auch die kanadische Songwriterin BASIA BULAT gehörte zu jenen Musikerinnen, deren Karrieren von der Pandemie erst einmal ausgebremst wurden. „Are You In Love?“ - ihr letztes Album mit neuem Material – erschien im März 2020, wenige Tage nachdem die ersten Lockdown-Maßnahmen der Pandemie das Tour-Business bereits zum Erliegen gebracht hatten und weitere Aktivitäten unmöglich machten, sodass das von JIM JAMES produzierte Werk im Folgenden ziemlich unterging.

Bulat nutzte die sich anschließenden Isolations-Phasen, um sich persönlich und privat neu aufzustellen – etwa indem sie und ihr Mann ANDREW WOODS erstmals Eltern wurden – und sie suchte nach einer Möglichkeit, sich auch musikalisch neu zu positionieren, indem sie sich einen lang gehegten Wunsch erfüllte und 2022 das Album „The Garden“ veröffentlichte, auf dem sie Neuinterpretationen von Songs ihrer 5 bis dahin bereits erschienenen Alben mit kammermusikalischen Streicher-Arrangements neu einspielte.

Bei dieser Produktion fand sich dann mit Co-Produzent MARK LAWSON und ANDREW WOODS auch jenes Team zusammen, das auf dem nun vorliegenden, siebten Album „Basia's Palace“ erneut die Richtung bestimmte. Denn während der Pandemie hatte die Musikerin nie aufgehört, an neuen Songs zu arbeiten – auch wenn sich die Vorzeichen geändert hatten und sie erst einmal mit dem Umstand zurechtkommen musste, dass sie als junge Mutter nun nicht mehr beliebig viel Zeit mit ihrer Musik verbringen konnte und zudem auch die gewohnte Freizügigkeit eingeschränkt war.


Daraus ergaben sich aber auch neue Möglichkeiten. So entstanden die neuen Songs nicht – wie bis dahin gewohnt – mit der Live-Band im professionellen Studio, sondern im Patchwork-Verfahren in Bulats Kellerstudio, in dem sie selbst, MARK LAWSON und ANDREW WOODS als Engineer das Material mit Hilfe diverser Vintage-Synthesizer und Drum-Machines, Autoharp, erstaunlich wenigen Gitarrenparts und Kopfhörern als wichtigem Hilfsmittel in Form brachten, bevor die Tracks dann in Montreal mit Streicher-Arrangements von DREW JURECKA angereichert und von TUCKER MARTINE im heimatlichen Portland abgemischt wurden.

Logischerweise wirkte sich das auf den Sound des Albums aus, der sehr viel poppiger geriet und in dem die Folk-Roots BASIA BULAT'S – wie auch ihr charakteristisches Auto-Harp-Spiel - nur noch ansatzweise zum Tragen kommen. Geschadet hat das dem Projekt keineswegs, denn das Album enthält zahlreiche potentielle Indie-Hits, wie z.B. den pulsierenden Opener „My Angel“, das schwelgerische „Disco Polo“ oder die träumerische Dreampop-Elegie „Daylight“. In Sachen Melodieführung und unwiderstehlichen Refrains macht BASIA BULAT so schnell sowieso niemand etwas vor.


Für Fans eher ungewohnt dürfte dabei der geschickt verwobene, songdienliche Einsatz von Keyboards, Autoharp-Glissandi und Streicher-Arrangements sein – an den man sich aber erstaunlich schnell gewöhnt. Für BASIA BULAT selbst ergaben sich dadurch einige originelle Ideen und Inspirationen. Zunächst einmal ermöglichte ihr der Einsatz von Kopfhörern in der kreativen Phase die Arbeit zu ungewöhnlichen Zeiten (die sie ja als Mutter eines Säuglings entsprechend zur Verfügung hatte) – und dann hatte der Einsatz von klassischen Instrumenten, die MARK LAWSON für sie organisierte, einen direkten Einfluss auf ihr Songwriting. So verwendete sie etwa das Preset „Spirit“ eines Keyboards zum Komponieren des gleichnamigen Songs (eine Technik, die sie sie sich von LEONARD COHEN abgeschaut hatte) und das führte sie schließlich sogar zum Thema des Stückes, denn hier begibt sie sich auf die Suche nach dem 'Spirit', der über das bloße Faktische und Vorgegebene hinausgeht und der zuweilen schwer zu finden ist. „Your Heart Will Know“ singt sie dann im Refrain und ist sich sicher, dass wir diesen „Spirit“ dann auch erkennen können, wenn er sich offenbart.


Eine weitere interessante Facette ergab sich, als MARK LAWSON eine polnische Rhythmusmaschine namens „Rhythm 16“ aus den 80er Jahren für sie auftreiben konnte. BASIA BULAT setzte diese bei dem Track „Disco Polo“ ein – einem Song über Kindheitserinnerungen, in dem sie auf ihre polnischen Roots eingeht und sich auf die Musikrichtung „Disco Polo“ bezieht. Das ist eine polnische Abart der Euro-Disco der 80er-Jahre, bei der Folk-Harmonien, frühe Elektronika und Disco-Elemente in kitschigen Arrangements zusammengeführt wurden, was ihr verstorbener Vater sehr geliebt hatte. Wichtig ist ihr hierbei allerdings, darauf hinzuweisen, dass dieser Track keinesfalls ein „Disco Polo“ sein soll, denn so weit geht ihre eigene Liebe zu dieser Musikrichtung dann doch nicht.

Auf dem Album „Basia's Palace“ geht es um Erinnerungen und Träume, die sich in den neuen Songs demzufolge auch miteinander vermischen können. „Basia's Palace“ ist dabei sowohl das Kellerstudio, in dem die neuen Songs entstanden, wie auch der Geisteszustand, der BASIA BULAT den Zugang zu den Traum- und Erinnerungswelten ermöglichte, in denen sie Inspirationen fand. Erzählt werden die Geschichten über einen Spannungsbogen, der vom klassischen Liebeslied „My Angel“ am Anfang des Albums über eine Erinnerungs-Reise durch die Nacht mit den Titeln „Moon“ und „Daylight“ schließlich zum Closer „Curtain Call“ führt, ihre Version des „I Did It My Way“-Themas, der den Reigen des Albums dann beschließt.

FAZIT: Nach fast 5 Jahren Pandemie- und Umstands-bedingter Sendepause ist BASIA BULAT 'Back with a Bang'! Das sechste Studioalbum „Basia's Palace“ ist zweifelsohne in kompositorischer, konzeptioneller und musikalischer Hinsicht ihr stärkstes geworden – und inhaltlich ihr persönlichstes. Musikalisch begeistert das Werk gleichermaßen durch ein originelles Sounddesign mit innovativem Ansatz wie auch aufgrund der Menge wirklich großartiger Indie-Pop-Songs, die BASIA BULAT in dieser Dichte bislang nicht im Angebot hatte.

PS: Und wer die Musikerin live in Deutschland erleben möchte, der hat hier die Chance dazu:
BASIA BULAT // Tourtermine in DE in 2025:
10. Juni 2025 – Berlin - Frannz Club
11. Juni 2025 – Hamburg - Nochtwache
14. Juni 2025 – Köln- Artheater

Ullrich Maurer (Info) (Review 263x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • My Angel
  • Baby
  • Spirit
  • Right Now
  • Disco Polo
  • The Moon
  • Daylight
  • Laughter
  • Curtain Call

Besetzung:

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