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Kerry King: From Hell I Rise (Review)

Artist:

Kerry King

Kerry King: From Hell I Rise
Album:

From Hell I Rise

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Thrash Metal

Label: Atomic Fire / Warner
Spieldauer: 46:34
Erschienen: 17.05.2024
Website: [Link]

Was das neben der neuen Judas-Priest-LP ersehnteste Metal-Album des Frühjahrs 2024 betrifft, macht KERRY KING seit der Bekanntgabe seiner Arbeit mit einer eigenen Band keinen Hehl daraus, dass er Slayers Hauptsongwriter war, deren Ende offensichtlich noch hinauszögern wollte und daher unter seinem eigenen Namen Musik aufnimmt, die im Grunde auch von den Thrash-Titanen stammen könnte. "From Hell I Rise" ist vor diesem Hintergrund im Guten wie Schlechten eine logische Fortsetzung des jüngsten Schaffens der Gruppe.

Die Arbeit daran begann sinnigerweise im Zuge der bislang letzten (elften) Slayer-LP "Repentless" (2015), und das Ergebnis klingt für Kings Verhältnisse entsprechend gut durchdacht - zu sehr, denn das Quäntchen wahnsinniger Unberechenbarkeit, das sich die Totschläger bis zuletzt bewahrten, ist hier bei aller Härte mainstreamigem Kalkül gewichen. Ob "From Hell I Rise" in diesem Jahr und darüber hinaus eine Konsens-Platte wird, muss sich erst zeigen; für meinen Geschmack sind die Songs dazu einfach nicht gut genug.

Der einstweilige Slayer-Drummer Paul Bostaph wandelt ohnehin von jeher in Dave Lombardos Fußstapfen, und die Band als solche darf das natürlich ebenfalls in Hinblick auf ihren Leader, doch der alte Zauber möchte sich vielleicht auch aufgrund der seelenlosen Produktion (laut, druckvoll und wenig mehr) partout nicht einstellen. Am Sänger liegt's aber auf keinen Fall: Wie sich Mark Osegueda förmlich die Seele aus dem Leib zu schreien scheint, beeindruckt gerade deshalb, weil er völlig authentisch angefressen zu sein schein.

Übermäßig brutal und provokativ, wie das Label suggeriert, ist hier trotzdem nichts, 'Crucifixion' (komplett mit typischer Halftime-Bridge), 'Raining Blood'-mäßige Trommelschläge zu Beginn des weitgehend statisch stampfenden 'Residue' und das abschließende Titelstück (Tempo, Tempo!) wirken als Verweise auf vergangene Glanztaten geradezu brav. Diesen Eindruck verstärken das nichtssagende Artwork und Songtexte voller Plattheiten, selbst wenn sich King als alleiniger Texter über das neuerliche Abtreibungsverbot in den Vereinigten Staaten echauffiert oder die Politik der USA allgemein kritisiert.

Die Reihenfolge der Stücke wurde so festgelegt, dass sich rasante Nummern fast durchgängig mit Midtempo-Tracks abwechseln, welche die erwartbaren Lowlights von "From Hell I Rise" darstellen. Als Paradebeispiele dafür dienen das pseudo-atmosphärische 'Tension' vor dem nicht einmal anderthalbminütigen Wutausbruch 'Everything I Hate About You', mit dem King sein Hardcore-Faible (siehe "Undisputed Attitude", 1996) hier am deutlichsten auslebt.

Kyle Sanders' (Hellyeah) Bass brummelt mehr oder minder unauffällig am Revers der Gitarren, wohingegen Phil Demmel mit seinen teilweise wirklich geschmackvollen Solos vielleicht der heimliche Star des Albums ist - höre etwa seine melodische Bewegung durch die Begleitakkorde während 'Where I Reign' oder die pfiffigen Leads während 'Trophies Of The Tyrant'.

Das merkwürdig harmlos rockende 'Two Fists', das im wahrsten Sinne eintönige 'Rage' und der langatmige 'Dead Skin Mask'-Verschnitt 'Shrapnel' (angeblich von den Scorpions inspiriert?) sorgen zum Ende hin zudem für einen ziemlichen Hänger. Eine Gesamtspieldauer von etwa einer halben Stunde hätte dann auch in schöner "Reign in Blood"-Tradition genügt.

FAZIT: Slayer-Gitarrist KERRY KINGs erstes Soloalbum enthält neben vorhersehbaren und fraglos erlaubten Bezügen zu seiner endgültig (?) aufgelösten Band viel heiße Luft und selbstreferenzielles Brusttrommeln. Die unsägliche "alle Regler auf 10"-Produktion von Josh Wilbur (Korn, Lamb of God, Avenged Sevenfold, Bad Religion) strahlt keinerlei Persönlichkeit, geschweige denn Dynamik aus, das Songwriter ist genauso durchwachsen wie schon auf den letzten drei, vier Slayer-Longplayern. Nun denn, ein Nachfolgewerk wird angeblich nicht zu lange auf sich warten lassen, bis dahin reicht dieses aufdringlich kraftstrotzende Durchschnitts-Debüt zur Befriedigung einer genügsamen Szenebasis… Der viele Rummel im Vorfeld und die Namen der Beteiligten werden den Erfolg forcieren.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 2741x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 8 von 15 Punkten [?]
8 Punkte
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Tracklist:
  • 01] Diablo
  • 02] Where I Reign
  • 03] Residue
  • 04] Idle Hands
  • 05] Trophies Of The Tyrant
  • 06] Crucifixation
  • 07] Tension
  • 08] Everything I Hate About You
  • 09] Toxic
  • 10] Two Fists
  • 11] Rage
  • 12] Shrapnel
  • 13] From Hell I Rise

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
René
gepostet am: 06.05.2024

Im aktuellen RH bekommt die Scheibe von AS eine 7 im Soundcheck. Das wäre bei einer 10-Punkte-Skala eine 70%-Wertung. Hier gibt es eine 8/15, was ungefähr 53% entspricht. Hat das Album jetzt - mit etwas Abstand - abgebaut oder warum diese Diskrepanz?
Rene
gepostet am: 06.05.2024

Im aktuellen Rock Hard bekommt die Scheibe von Andreas Schiffmann eine 7 im Soundcheck. Das wäre bei einer 10-Punkte-Skala eine 70%-Wertung. Hier gibt es eine 8/15, was ungefähr 53% entspricht. Hat das Album jetzt - mit etwas Abstand - abgebaut oder warum diese Diskrepanz?
Rasi
gepostet am: 06.05.2024

Geschmäcker sind halt verschieden?
Andreas [musikreviews.de]
gepostet am: 07.05.2024

Punkte sind Schall und Rauch. Lies den Text.
René
gepostet am: 07.05.2024

@ Andreas: Das sollte auch gar keine Kritik sein. Was ich bisher von dem Album hören konnte, deckt sich mit deinen Aussagen.
Ich kann deinen Reviews meist voll zustimmen, egal ob hier (da eigentlich immer) oder im RH. Und ich finde es sogar gut, dass man nicht alles mit mindestens "gut" oder mehr bewertet, sondern auch mal notentechnisch in die unteren Regale greift. Mich hat halt nur der Unterschied gewundert.

@ Rasi: Mir ging es darum, dass beide Bewertungen vom selben Autor stammen. Daher auch die Frage, ob es was mit dem zeitlichen Abstand der Kritiken zu tun hat.

So und jetzt weitermachen!
Rainer der Klassenbeste
gepostet am: 08.05.2024

User-Wertung:
5 Punkte

Beim RH gibt es 2 Semmeln dafür, hier nichts. Das Album muss mindestens 7 bekommen, das weiß man vorher. Bei 6 Punkten keine Semmel und Ärger. Wer will das schon? Das ist der Unterschied. Album ist marketingtechnische Schablone, wie erwartbar.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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