Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

FF Führs & Fröhling: FF - FÜHRS * FRÖHLING – The Complete Recordings“ (Review)

Artist:

FF Führs & Fröhling

FF Führs & Fröhling: FF - FÜHRS * FRÖHLING – The Complete Recordings“
Album:

FF - FÜHRS * FRÖHLING – The Complete Recordings“

Medium: 3 CDs
Stil:

Progressive- und Kraut-Rock

Label: MIG music
Spieldauer: 183:05
Erschienen: 26.04.2024
Website: [Link]

Und plötzlich war dem SFF das S abhanden gekommen!
Was war nur geschehen?
Das ehemalige Trio Eduard SCHICKE, Gerd FÜHRS und Heinz FRÖHLING verstand man in den 1970er-Jahren als eine Art jazz-rockige (west)deutsche Variante von den großen Art-Rock-Göttern EMERSON, LAKE & PALMER, die noch dazu auch live für jede Menge Aufsehen sorgten. So musste eben echter Krautrock klingen, der einerseits die Vorbilder erkennen und andererseits eine interessante Eigenständigkeit zu entwickeln wusste und uns bei der Besprechung zu ihrem Komplettwerk zu dem FAZIT kommen ließ: „SCHICKE * FÜHRS * FRÖHLING – kurz SFF – sind nunmehr unverkennbar im Studio wie live die wahre Offenbarung für alle Freunde progressiver Instrumentalmusik, welche sich zwischen ELP und KING CRIMSON und GROBSCHNITT sowie der STERN-COMBO MEISSEN bewegt.“

Schon diese SFF-3-CD-Box hatte MIG music als liebevolles Remaster vor gut einem Jahr auf den Markt gebracht. Dieser lassen sie nun auch die 3-CD-Ausgabe „FF - FÜHRS * FRÖHLING – The Complete Recordings“ folgen, welche das musikalisch fortsetzen sollte, was Heinz Fröhling noch im SFF-Rahmen so beschrieb: „Es war ein bisschen wie Magie und eine überwältigende Intensität, die das Publikum und die Band gemeinsam in eine andere Welt führte.“

Leider sollte dieser Eindruck schon nach gut vier Jahren Gemeinsamkeit ins Wanken raten und zerbrechen, da sich die beiden F's wegen musikalischer und ideologischer Differenzen von ihrem Schlagzeuger S trennten, aber mit Detlef Wiedecken einen neuen Mann hinter den Fellen platzierten, ohne ihm allerdings ein W in ihrem 'Bandnamen' zu spendieren.

In dieser Besetzung brachten es FF mit „Ammerland“ (1978), „Strings“ (1979) und „Diary“ (1981) auf drei weitere Studio-LPs unter dem namhaften Brain-Label und gruben noch dazu im Jahr 2001, nachdem Gerd Führs schon seit fast 10 Jahren verstorben war, einen Konzertmitschnitt aus dem Jahr 1980 unter dem Titel „Live 1980“ (2001) aus.
Nun endlich darf der geneigte Freund und/oder Fan mit „FF - FÜHRS * FRÖHLING – The Complete Recordings“ sich alle drei Alben in diesem ansehnlich gestalteten dreiflügeligen Digipak in sein CD-Regal stellen – vorausgesetzt, er mag diese symphonisch-progressive, aber auch oftmals akustische Instrumentalmusik, bei der einem mitunter VANGELIS und MIKE OLDFIELD, ganz oft aber auch MICHAEL ROTHER bzw. NEU! in den Sinn kommen. Allerdings das alles in etwas ruhigerer und entspannterer, aber leider nicht ganz so spannender wie komplexer Form, wie man es bis dahin von SFF gewohnt war.

Von hohem Sammelwert sind diese Aufnahmen allemal.

„Ammerland“ setzt nicht mehr auf Jazz- oder Progressive-Rock, sondern in erster Linie auf akustische Gitarrenklänge, die als interessanten Gegenspieler die Opulenz von Mellotron und Synthesizer mal überlagern oder auch dahinter zurücktreten dürfen. Hier tritt eher der kammermusikalische Charakter der zu diesem Zeitpunkt wirklich nur noch zwei Musiker (hier war noch kein Schlagzeuger mit dabei) in den Vordergrund, der sicher für viele alteingesessene SFF-Fans ziemlich verstörend sein musste.
Besonders auffällig auf diesem Album war das fast viertelstündige „Every Land Tells A Story“, welches noch am ehesten einige progressive wie jazzige Rockmusik-Schlenker aufwies.


Der ein Jahr später erschienene Nachfolger „Strings“ weist den nächsten unüberhörbaren Richtungswechsel auf, der deutlicher auf die elektr(on)ischen Elemente setzte und sich Richtung VANGELIS („Strings“) bewegte, aber auch vor dem einen oder anderen verhaltenen Jazz-Rock-Moment („Artificial Force“) und leider auch plastisch daherkommende Disco-Rhythmen („Roundabout“) nicht scheut – sogar ein paar Latin-Klänge („Dancing Colours“ und „Sassa“) tauchen auf diesem etwas zerfahren wirkenden Album auf, das sich einerseits mit großartigen Stücken („Open Valley“) präsentiert, aber andererseits auch mit Pop-Anbiedereien ins Abseits stellt.


Das letzte FF-Studioalbum „Diary“ eröffnet mit „Late In The Evening“, bei dem in den ersten Sekunden YES-Gefühle geweckt werden, die sich dann aber hinter den akustischen Gitarrenklängen schnell wieder verflüchtigen. Insgesamt ist das ganze Album tiefenentspannt und eignet sich ideal dazu, um nach einem stressigen Tag wieder runterzukommen. Noch dazu ist der fantastische Sound besonders unter Kopfhörern ein Hochgenuss, auch wenn die Musik immer wieder mal verflacht.
Besonders schöne Momente sind hier die, in denen die Blockflöte auftaucht und den Stücken, wie beispielsweise „On My Pillow“, eine neue, sehr schöne Klangfarbe verleiht, wie man sie ähnlich von MIKE OLDFIELD kennt.
„Argo“ dagegen zielt wieder komplett in die VANGELIS-Richtung, die „China Puppets“ dürfen zu asiatisch angehauchten Klavier-Klängen tanzen, während die „Green Island“ wieder vordergründig von Akustik-Gitarren-Klang im MICHAEL ROTHER-Stil umspült wird.


Als letztes wären dann noch die wiederentdeckten 1980er-Live-Aufnahmen, welche die komplette zweite CD von „The Complete Recordings“ füllen und die mit einem Bonus-Stück vom Brain Festival des Jahres 1978 enden.
Die Aufnahmequalität ist gut, aber nicht überragend. Sogar „Leise rieselt der Schnee“ erhält eine zugegebenermaßen eigenartige und gewöhnungsbedürftige Vertonung, während das Konzert-Highlight „Stormy Sun“ ist.


Damit geht dann die letzte Ära zu Ende, die jazz-rockig mit FFS (Führs * Fröhling * Schicke) begann und als FF (Führs * Fröhling) größtenteils von akustischer Gitarre dominiert wird, aber auch mit sehr interessanten – sich oft an VANGELIS orientierenden – Tastenspielereien endete.

Schöne Musik, welche auch heute noch die Sehnsucht an Vergangenes weckt, dem jegliche Streaming-Plattform so fern war wie einst die Titanic den Eisbergen. Nur konnte man damals wie heute kaum ahnen, dass diese musikalischen Eisberge alles auflaufen lassen, was einem früher auf Vinyl und CD lieb und teuer war...
„The Complete Recordings“ von FÜHRS * FRÖHLING ist ein weiteres liebevolles Erinnerungsstück, das einfach allen musikstreamerischen Eisbergen zum Trotz auch anno 2024 nicht untergehen darf.


FAZIT: Da waren MIG music mal wieder in puncto deutscher Musikwert-Wahrung besonders fleißig und vollenden nach der kompletten CD-Box mit allen Alben von SCHICKE * FÜHRS * FRÖHLING (SFF) nunmehr mit „FF - FÜHRS * FRÖHLING – The Complete Recordings“ von FÜHRS * FRÖHLING (FF), die nach Schickes Ausstieg noch für drei Studio- („Ammerland“ – 1978; „Strings“ – 1979; „Diary“ – 1981) und ein Live-Album („Live 1980“) weitermachten, mit der nächsten 3-CD-Sammlung die instrumentale Krautrock-Geschichte rund um eine der interessantesten, aber aus heutiger Sicht etwas (zu Unrecht) unterbewerteten Musiker-Formation der Siebziger Jahre. Nicht nur als Sammlerstück wertvoll, sondern auch als eine musikalische Exkursion zurück in die Geschichte der schwarzen Scheiben, als die noch für Leidenschaft und Lebensinhalt sorgten.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1499x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • CD 1 = Ammerland (1978) / Strings (1979) = (79:25):
  • Ammerland
  • Gentle Breeze
  • Dance Of The Leaves
  • Street Dance
  • Sarabande
  • Circles Of Live
  • Every Land Tells A Story
  • Ammernoon
  • Roundabout
  • Morning Bird
  • Dancing Colours
  • Artificial Force
  • Strings
  • Happiness
  • Open Valley
  • Sassa
  • CD 2 = Live 1980 + Bonus = (66:13):
  • Allemande
  • Ammerland
  • Morning Bird
  • Dowland 2
  • Every Land Tells A Story
  • Circles Of Live
  • Dance Of The Leaves
  • Strings
  • Open Valley
  • Stormy Sun
  • Streetdance
  • Medita
  • Roundabout
  • Leise Rieselt Der Schnee
  • Happiness
  • Radio Performance
  • Bonus:
  • Every Land Tells A Story – Live 1978
  • CD 3 = Diary (1981) = (37:27):
  • Late In The Evening
  • All Hallow's Eve Dream
  • On My Pillow
  • Prelude
  • Back And Again
  • Argo
  • China Puppet
  • Green Island
  • Mind Games

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wieviele Monate hat das Jahr?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!