Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Saal: White Whisper (Review)

Artist:

Saal

Saal: White Whisper
Album:

White Whisper

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer/Songwriter, Indie, Art Pop

Label: Waterfall Records
Spieldauer: 42:21
Erschienen: 25.11.2022
Website: [Link]

Ruhig. Melancholisch. Traurig. Retroverliebt. Wunderschön.
Ja, genau das sind die Stichworte, die einem in den Sinn kommen, nachdem man das erste Mal „White Whisper“ von SAAL gehört hat.

(Johannes) SAAL, der bisher nur als Gitarrist von SUPER700, einer Berliner Indie-Band, in den musikalischen Mittelpunkt rückte, erscheint tatsächlich völlig überraschend wie ein Phoenix aus der Asche auf der Musikbühne, wofür es einen unverkennbaren Grund gibt: Hört man nämlich sein erstes Solo-Album „White Whisper“, dann ist man sprachlos, warum er in der Band nicht auch als Sänger agierte. Denn schon der Album-Opener „Sun In My Eyes“ in all seiner Fragilität und dem brüchigen Timbre seiner Stimme, die sich immer wieder in klare Höhen erhebt oder traurig nach Moll-Tönen sucht, nimmt einen sofort gefangen und gibt einem keine Chance, sich diesem „Leisen Flüstern“, das dem Album seinen Namen verleiht, zu entziehen.

Daher ist schon nach diesem Song die Frage unabdingbar, warum SUPER700 nicht neben ihrer Leadsängerin Ibadet Ramadani auch auf diese so einprägsame Stimme von Johannes Saal gesetzt haben.
Dafür wird dieser aber auf „Apart“ von SUPER700-Sängerin Ramadani beim Chor-Gesang unterstützt. Dieser Song auf der LP-B-Seite besticht noch dazu als Duett mit Daniela Schulz samt besagtem wunderschönem Chor-Gesang, der einerseits zum Träumen und andererseits zum Trauern einlädt, wenn man solche Zeilen wie: „You fight the fights no one else knows about / And you turn the things in and out“, hört, während sich die Instrumentalfraktion immer mehr erhebt, um am Ende hymnisch auszubrechen.

Eine ganz ähnliche, diesmal noch deutlich melancholischere Faszination geht von „Alhambra Of Twisted Minds“ aus. Man fühlt sich als Hörer, wenn man gerne in der Geschichte der psychedelischen 60er/70er-Singer/Songwriter-Ära schwelgt, tatsächlich an NICK DRAKE und den ehemaligen Floyd-Mastermind SYD BARRETT erinnert. Ein Song, den man gerade seiner Zerbrechlichkeit wegen fast automatisch lieben muss.

In dem gar noch etwas trauriger wirkenden „Conil“, in dessen Video man die Landschaft, bzw. den Strand am Meer, bewundern darf, der als Foto für das Frontcover der LP diente, wird die Reise zum Musiker-Ich noch ein wenig tiefer und intensiver. Die Verbundenheit zur Natur und einem in der Zeit stehen gebliebenem Dörfchen – weg von all der Hektik der Moderne – spürt und hört man förmlich, wenn das Piano seine traurige Melodie, von einer akustischen Gitarre begleitet, spielt, während sich die Stimme von SAAL dazu erhebt, so als würde er wie im Video an einem einsamen Strand dem Sonnenuntergang entgegenlaufen, während er uns gestattet, zumindest mit unseren Ohren direkt neben ihm herzulaufen.

White Whisper“, der Titeltrack, sticht dann aus dem Album besonders hervor. Das liegt nicht nur daran, dass er über sieben Minuten lang ist und ein Saxophon zum Einsatz kommt, sondern an den ungewöhnlichen Stimmungsschwankungen, die dieses kleine Meisterwerk durchziehen. Ähnliches kennt man sonst in dieser Intensität nur von den großartigen CURSE OF LONO, welche unter unserer Seite echte Hochachtung genießen. Bei „White Whisper“ kann man sich einer Gänsehaut tatsächlich nicht entziehen, wobei auch der Text einen nicht unerheblichen Beitrag leistet.

Selbst soundtechnisch ist „White Whisper“ rundum gelungen und ideal für das schwarze Klanggold geeignet, da es die akustischen Instrumente und SAALs Stimme oft vordergründig viel Raum verleiht, aber dabei den Synthesizern sowie dem vorsichtig agierenden Schlagzeug oder einem Saxophon trotzdem Freiräume zur Entfaltung schafft und dabei auf einen angenehm analog und warm wirkenden, typischen Sixties-Stereo-Klang setzt.

FAZIT: Höchste Zeit, den ehemaligen SUPER700-Gitarristen Johannes Saal als hoch begabtes Singer/Songwriter-Talent in bester NICK DRAKE-Tradition kennenzulernen! Auf „White Whisper“ besticht er als SAAL mit ruhigen, melancholischen, traurigen und extrem retroverliebten Songs, denen man einfach das Prädikat 'Wunderschön' verleihen muss. Dieses 'Leise Flüstern' sollte eigentlich laut schreien, wenn es darum geht, die deutsche Musik-Szene mit einem Singer/Songwriter-Album der Extraklasse wachzurütteln.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1941x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A (19:20):
  • Sun In My Eyes (4:44)
  • Conil (4:34)
  • Alhambra Of Twisted Minds (3:04)
  • My Italian Friend (3:47)
  • Words From The Summit (3:15)
  • Seite B (23:01):
  • Crystal (2:17)
  • Apart (4:19)
  • White Whisper (7:13)
  • Planet Alien (5.47)
  • Kingdom Of Fools (3:25)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Vervollständige: Wer anderen eine ___ gräbt, fällt selbst hinein.

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!