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Noitila: Langennut (Review)

Artist:

Noitila

Noitila: Langennut
Album:

Langennut

Medium: CD/Download
Stil:

Wooden Black Metal

Label: Nordvis
Spieldauer: 40:38
Erschienen: 20.10.2023
Website: [Link]

NOITILA ist ein finnisches Duo, welches sich dem Hinterwäldler-Black-Metal aus der den Bandnamen stiftenden Hexenbucht verschrieben hat, der weltabgewandt und schroff, zuweilen jedoch auch auf eigene Weise "schön" entrückt klingt. Auf ihrem Debütalbum "Langennut" warten die beiden Musiker mit sieben Songs auf, die sie frisch aus dem Unterholz mitbringen und die herrlich nach Wald duften.

Ulver ist ein naheliegender Name, der einem beim Hören des Openers "Kylvemme sateessa enkelten veren" ("Wir baden im Blutregen der Engel") zunächst in den Sinn kommen mag, doch auch Dark Throne und Armagedda klingen an, die finnische Herkunft wird beim "Gesang", also beim Keifen und Grollen erkennbar.

Während sich NOITILA betont rau geben, die Bass Drum – angeblich ein alter Ledersessel – gehörig poltert und die Kompositionen vom Ansatz her einfach gehalten sind, geht es auf "Langennut" doch bemerkenswert abwechslungsreich und sehr stimmungsvoll zu. Beim dritten Lied "Noitilaan" könnten sich zunächst Ulver zu "Kveldssanger"- und Satyricon zu "Dark Medieval Times"-Zeiten die Klinke in die Hand gedrückt haben. Die Inspiration dieser Wegbereiter kann auch durch den leichten Moonsorrow-Vibe im zweiten Teil des gekonnt arrangierten Songs nicht verheimlicht werden.
Im Promo-Begleitschreiben zum Album wird betont, welch maßgeblichen Anteil die unmittelbare Umgebung auf die Musik von NOITILA hat, die sich für die Aufnahmen in eine Familien-eigene Waldhütte zurückzogen, um die Natur auf sich wirken zu lassen:
"Der inhärente Kontrast der rauen und gefährlichen Schönheit der Natur ist zweifellos in unsere Musik eingedrungen und hat ihr eine Art naturromantische Dimension verliehen. Wenn wir uns in der Hütte einfinden, bietet sich uns dort ein atemberaubender Blick auf Wälder, einen See, weitere Wälder und ferne Berge. Sollte der Fokus einmal ins Wanken geraten, stellt ein bloßer Blick ins Freie den Inspirationsfluss wieder her. In der Stille der Nacht, während der Mond seine Spur über den See zeichnet, ist der Schleier zwischen den Welten dünn. Eine Zeit zum Nachdenken und Kraftschöpfen. Der Abschied von NOITILA ist nie ohne Gewinn – doch bei jedem Besuch bleibt ein Teil von uns zurück. Ein Preis, der es wert ist beglichen zu werden."

Eine trotz der unverkennbaren Einflüsse starke Eigenständigkeit lässt sich kaum leugnen, wenn wir uns vor Ohren führen, wie famos das Duo zum Beispiel Hammond-Sounds in seine ebenso dramaturgisch geschickt arrangierten wie eingängigen Kompositionen integriert. Hinzu kommt das Ausspeien bis Proklamieren der Songtexte. Hört Euch die erste Minute von "Ikuisuuteen tuomittu" ("In Ewigkeit verdammt") an: Das ist finnischer Black Metal in Reinkultur, der seine Hörer unvermittelt am Schopf packt, durchschüttelt und nicht mehr loslässt.
Bei "Ruumis" ("Leiche") schimmern vor einer Explosion des Wahnsinns klassische Metal-Einflüsse durch, und beim das Album beschließenden Stück "Tähtien takaa" ("Von jenseits der Sterne") handelt es sich um sphärischen Ambient in bester Wongraven-Tradition. Abwechslungsreichtum wird auf "Langennut" groß geschrieben. Wäre das Album vor knapp 30 Jahren erschienen, würde es sich zweifelsohne um einen Klassiker handeln, heutzutage ragt es mit seiner dichten Stimmung aus der Masse an Black-Metal-Veröffentlichungen deutlich heraus.
Das Tonträger-Format der Wahl ist vorerst eine Jewelcase-CD, die mit ihrem Frontcover, einem Photo der Hexenbucht in stark kontrastierten (weil im Druck abgeschmierten) Grautönen, einen ziemlich unscheinbaren Eindruck macht, der sich im Innenteil des Booklets fortsetzt – erst bei genauerem Hinschauen schält sich eine nächtliche Szenerie mit einer ganz eigenen kargen Ästhetik heraus, die zur Musik perfekt passt. Eine Veröffentlichung auf Vinyl sollte angesichts der Klasse der Musik dennoch nur eine Frage der Zeit sein.

FAZIT: Es ist kaum überraschend, dass eines der stimmungsvollsten Hinterwäldler-Black-Metal-Alben der 2020er via Nordvis erscheint, doch Intensität und Abwechslungsreichtum auf NOITILAs Debüt "Langennut" lassen aufhorchen: Black Metal dieser rauen Machart klingt heuer nur noch selten so packend und erweist sich nicht nur für Nostalgiker als ausgesprochen hörenswert.

Thor Joakimsson (Info) (Review 1947x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Kylvemme sateessa enkelten veren
  • Kadotuksen liekki
  • Noitilaan
  • Langennut
  • Ikuisuuteen tuomittu
  • Ruumis
  • Tähtien takaa

Besetzung:

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