Vor etwa einem Jahr erschien im Mai 2020 die zweite EP des dänischen Duos WULFAZ als streng limitierte Kassette und Download. Die drei Lieder darauf und auch das Selbstverständnis der Jungs als Vertreter eines "Runic Black Metal" gefielen mir (wie in meiner vorigen Rezension nachzulesen) so gut, dass ich mit Schlagzeuger Simon im Herbst ein Interview für Musikreviews.de über alte Steine und nicht ganz so alten Krach führte. Dieses Gespräch wiederum hatte zur Folge, dass ich dem Historiker auf seine Frage nach vertrauenswürdigen Underground-Labels einen Hinweis geben konnte, der dazu führt, dass sowohl "Sotes Runer" als auch die erste Tape-EP "Eriks Kumbl" (von 2019) nun endlich auf Vinyl erscheinen.

"Eriks Kumbl" erweist sich als eine kurze wie kurzweilige Angelegenheit von drei halb aus der Hüfte geschossenen, halb ausbaldowerten Songs, welche die Marschroute der Jütländer klar demonstrieren und gen Norden weisen. Die Selbstbeschreibung - if Darkthrone and Taake got together and decided to play d-beat punk - zielt ins dreckig Schwarze, Groove und Wehmut inklusive. Das Klangbild ist roh, kraftvoll und ausdifferenziert - fast so, als dürften wir den Jungs im Proberaum lauschen, während sie ihre ersten Nummern runterholzen. Das machen sie bemerkenswert selbstbewusst, wohl ahnend, dass sie mit ihrem Hang zum manchmal schon fast fies plumpen Beat ebenso wie mit ihrem rasanten Black Metal live gut abräumen dürften.
Gedruckt auf festem Karton, beherbergt die LP-Hülle das schwere schwarze Vinyl nebst passend gestaltetem, also mit Photos von Runensteinen versehenem Textblatt in S/W-Optik. Die Aufmachung dieser Wiederveröffentlichung ist insofern klassisch geraten und hebt sich wohltuend ab sowohl vom allzu kitschigen, oft kunterbunten Pagan Metal wie auch vom sich in vermeintlich okkulter Symbolik verlustierenden Black Metal.

FAZIT: WULFAZ stellen eine mehr als musikalische Bereicherung des Viking Black Metal dar, und die Wiederveröffentlichung ihrer ersten beiden EPs auf Vinyl ist einerseits ein schönes Sammlerstück für Fans dieses Stils, andererseits für das dänische Duo hoffentlich eine Bestätigung, auf dem eingeschlagenen Weg weiter zu forschen und sich von uralten Runen zu mitreißenden Songs inspirieren lassen. "Eriks Kumbl" ringt mir 10 Punkte ab, "Sotes Runer" 12.