Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Nodfyr: Eigenheid (Review)

Artist:

Nodfyr

Nodfyr: Eigenheid
Album:

Eigenheid

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Heathen Metal

Label: Ván Records
Spieldauer: 40:53
Erschienen: 05.03.2021
Website: [Link]

Seit Gründung der Band ist eine Dekade ins Land gezogen, die erste EP legten NODFYR aus der niederländischen Provinz Gelderland vor rund drei Jahren vor, und nun also erscheint der Langspiel-Einstand "Eigenheid". Eine eigenbrötlerische Vorgehensweise lässt sich den Mannen nur bedingt vorwerfen, denn die Riege der GastmusikerInnen ist zweifelsohne beachtlich: Wer hätte ernsthaft damit gerechnet, dass sogar die Folk-Pioniere Folkcorn der Enkel-Generation musikalisch unter die Arme greifen?

"Mijn Oude Volk" leitet das Album zunächst bedächtig ein, bevor epischer Metal - eine exquisite Mischung von Empyrium, Falkenbach und den frühen Ereb Altor - erklingt, über dem Joris van Gelres unverwechselbarer Gesang thront. Doch dabei bleibt es nicht, denn der Opener überrascht auch noch mit einer kurzen, vehementen Black-Metal-Breitseite. Nach knapp sieben Minuten ist bereits eine Menge passiert. Wer nun allerdings denkt, die musikalische Spielweise sei abgesteckt, der irrt gewaltig.

"Gelre, Gelre" wurde vor einigen Monaten als Single veröffentlicht, weil die beiden Gastsänger im Chor, die "Ritter von Gelre", die Hymne über die Heimat in ihrer TV-Serie präsentierten - und NODFYR mit beschwingtem klassischem Schwermetall auch im Lokalradio punkten konnten: True Metal mit Wurzeln im Heidesand der Veluwe.

Doch bereits mit dem nächsten Song "Wording" schlägt die Band erneut eine andere Marschrichtung ein und vollzieht den Kniefall vor Candlemass, wobei Joris‘ Gesangslehrerin Tineke Rosenboom einen schönen Kontrast setzt. Spätestens jetzt wird deutlich, dass die lange Reifezeit den Arrangements zugute kam, die einerseits bis ins Detail liebevoll ausgearbeitet wurden, andererseits viel Raum lassen für die Entfaltung insbesondere des Gesangs. Frohgemute Jahrmarkt-Klänge leiten "Driekusman" ein, jenes Lied also, bei welchem die Veteranen von Folkcorn (aktiv seit 1973) anklingen lassen, woher der Heathen Metal nicht nur von NODFYR seine Inspiration nimmt. Die Art und Weise, wie die Metal-Band die Melodie aufgreift, hat etwas Dramatisches und Anrührendes. Nach dieser kurzen Verschnaufpause nimmt "Bloedlijn" entspannt Fahrt auf, verbindet ambiente Atmosphäre mit Geknüppel und schrotigem Riffing in eherner Tradition von Storm. Wem das zu durcheinander klingt: Keine Sorge, Joris hält die Zügel fest in der Hand. Das anschließende "Zelf" kann als einziger Song das grandiose Niveau nicht halten und wirkt ein bisschen unentschlossen. Zu guter Letzt beschließt "Nagedachtenis" das Album mit kräftigem melancholischen Metal, der vor einem Vierteljahrhundert in der Heide der Rhön ähnlich enthusiastisch entsonnen wurde. Joris‘ Gesang allerdings legt - wenn schon überhaupt - Vergleiche mit dem Prächtigsten von Bathory und Moonsorrow nahe, doch auch das würde dem Gesamtkunstwerk, das NODFYR mit "Eigenheid" verwirklicht haben, nur ansatzweise gerecht werden.
Das Cover ziert eine romantische Heidelandschaft im Sonnenschein, ein Bild des niederländischen Malers Cornelis Lieste, und diese von Licht durchflutete Szenerie wartet nicht mit den handelsüblichen finsteren Metal-Klischees auf. Musikalisch macht das mehr als Sinn, denn schließlich zeichnen Jasper Strik und Mark Kwint (die Gründer von Alvenrad) für einen Großteil der Musik verantwortlich, die oft etwas Erhebendes hat.

FAZIT: "Eigenheid" wird seinem Titel voll und ganz gerecht und lässt sich entgegen dem naheliegenden Impuls nicht (nur) in das Folk-Metal-Genre einordnen, sondern präsentiert sich so eigenwillig wie abwechslungsreich, dabei jedoch stets zugänglich. Während sich unsere niederländischen Nachbarn am Liedgut in ihrer Landessprache erfreuen dürfen, können alle übrigen Hörer ein Album entdecken, das zu mehr als einer Zeitreise ins schöne Gelderland einlädt.

Thor Joakimsson (Info) (Review 3839x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Mijn Oude Volk
  • Gelre, Gelre
  • Wording
  • Driekusman
  • Bloedlijn
  • Zelf
  • Nagedachtenis

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Vervollständige: Wer anderen eine ___ gräbt, fällt selbst hinein.

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!