Das Studioalbum "… But Seriously" markierte nach seiner Veröffentlichung 1989 einen gigantischen Erfolg für Phil Collins als Solokünstler und zog eine lange, umjubelte Welttournee nach sich, die den Genesis-Schlagzeuger und -Sänger endgültig zum vielleicht letzten Megastar des für Hochglanz-Pop bestimmenden Jahrzehnts machte. Die 1990 erschienene Nachlese der abgewickelten Konzerte wurde sein erstes Live-Album und avancierte ebenfalls zu einem schier beispiellosen Bestseller, was unter den heutigen Verhältnissen im Musikbusiness praktisch unvorstellbar ist. Collins holte in seinem Heimatland viermal Platin mit dieser Scheibe und nimmt damit übrigens auch bei uns eine Ausnahmestellung ein: "Serious Hits … Live!" ist in Deutschland neben neben Westernhagens "Live!" der meistverkaufte Konzertmitschnitt überhaupt.

Im Rahmen dieser Wiederveröffentlichung dürfte Fans insbesondere die erstmals angebotene Vinyl-Version reizen, die der musikreviews-Redaktion leider nicht vorliegt. Das schmucke Digipak kommt ebenso wie die LP mit obligatorischem Remastering (irrelevant, denn schließlich war der Originalsound alles anderes als Schrott) heraus und bleibt ein repräsentativer Querschnitt der kreativen Hochphase des Briten, komplett mit sowohl klassischen Schmachtfetzen ('Groovy Kind of Love', der Über-Hit 'Against All Odds') als auch jenen Frotzeleien ('Sussudio'), für die man ihn seit je kennt bzw. hasst.

Anders als die bisherigen Collins-Re-Releases enthält "Serious Hits … Live!" kein Zusatzmaterial, doch wer nicht nur Gelegenheitshörer ist, weiß das zusammengestellte Programm auch und gerade unter rein musikalischen Gesichtspunkten zu schätzen; die Backing Band, allen voran Keyboarder Brad Cole und Jazz-Ass Chester Thompson am Schlagzeug, interpretieren den in der jeweiligen Originaleinspielung nahezu perfekt arrangierten und edel in Szene gesetzten Stoff etwas erdiger - man möchte nicht unbedingt rockiger sagen - und auch strukturell leicht modifiziert.

Die Qualität der Kompositionen wird dadurch lediglich bestätigt und zusätzlich unterstrichen - eine perfekte Versöhnung von Massenware und Anspruch sozusagen.

FAZIT: Phil Collins Schaffen im Kontext von Live-Performances zu hören macht speziell weniger schmerzfreien Gemütern, in Bezug auf vermeintlichen Plastik-Pop den Zugang nicht nur leichter, sondern auch vorstellbar, dass sie zu verspäteten Fans der Ikone werden. "Serious Hits … Live!" eignet sich deswegen sowohl so wie nun aufbereitet als auch in einer früheren Auflage hervorragend zur Bekehrung von Hassern.