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Myrath: Shehili (Review)

Artist:

Myrath

Myrath: Shehili
Album:

Shehili

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Blazing Desert Metal

Label: earMusic / Edel Germany
Spieldauer: 47:10
Erschienen: 03.05.2019
Website: [Link]

Wenn der heiße Wüstenwind Shehili von der Sahara Richtung Europa weht, ist es wieder Zeit für ein neues Werk aus der Schmiede der Oriental-Metaller MYRATH. „Shehili“, der mittlerweile fünfte Longplayer der aus Tunesien stammenden Formation (das Debüt, Album Nr. 6, wurde noch unter dem alten Namen X-TAZY veröffentlicht) markiert, soviel sei vorweg genommen, das bisherige Karrierehighlight und ist die konsequente Essenz der Vorgänger, da hier die bisherigen Stärken der Band, schmackhaft eingedampft wurden.

Die Kombination arabesker Elemente mit westlicher Rock- / Metal-Musik ist indessen nicht neu. STING bewies bereits Anno 1999, dass die arabischen Harmonien ganz vorzüglich mit westlichem Liedgut harmonieren. Sein Song „Desert Rose“, der einen Gastauftritt Cheb Mamis beinhaltet, wurde ein Welthit. Im Falle MYRATHs ist der Fall allerdings unterschiedlich gelagert. Verwendete STING als Westeuropäer arabische Stilelemente, schicken sich MYRATH an, die Sache aus der entgegengesetzten Perspektive zu beleuchten.

Die aus Tunesien stammenden Musiker interpretieren auf „Shehili“ westlich dominierte Metal-Ansätze und mixen sie in ihrer typischen Art mit arabesken, arabischen Traditionen. Das so entstandene Werk ist dementsprechend vielschichtig, birgt grandiose Überraschungen und verfolgt den Ansatz, dem sich die Jungs schon seit Beginn ihrer Karriere widmen, konsequenter als auf den bisherigen Outputs.

Die Ideen zu den Songs entstanden durch gemeinschaftliches Brainstorming in einem eigens dafür angemieteten Hotelzimmer in Zaher Zorgatis Heimatstadt. Nachdem das Album schon fertig war, wurde die Produktion seitens der Plattenfirma Edel zunächst verworfen, da man dort mit dem Sound des Schlagzeugs nicht zufrieden war. Die Drums wurden in den renommierten Chameleon Studios Hamburg neu produziert, um einen natürlichen Touch zu erhalten. Das Ergebnis kann sich hören lassen.

Nach dem obligatorischen Intro „Asl“ startet „Shehili“ mit dem Opener „Born To Survive“ durchaus ansprechend, wobei der Auftakt des Songs mehr nach dem Kriegsgeheul nordamerikanischer Ureinwohner klingt. Mit „You´ve Lost Yourself“ zeigen die die Tunesier dann erstmals, wo die Reise idealerweise hingehen kann: Starkes Metal-Riffing zu arabischen Harmonien, aufgebrochen durch einen zuckersüßen Chorus, der im Ohr bleibt um wieder von krachender Double-Bass-Action abgelöst zu werden. Starkes Ding.

Mit „Dance“ wird dieser rote Faden erfreulicherweise weiter gesponnen. Die erste Single behandelt die Geschichte des syrischen Tänzers Ahmad Joudeh. Über ihn berichtete der Guardian in England unter dem Titel „Dance Or Die“. Joudeh, der sich den Schriftzug „Dance Or Die“ auch auf den Nacken tätowieren ließ, hatte in Syrien vor Ausbruch des Bürgerkriegs als Tänzer gearbeitet. Er gab Tanzunterricht für Waisenkinder und wurde vom IS mit dem Tode bedroht, wenn er weiter tanzen würde.

Für MYRATH ein immens wichtiger Titel, da sie hier ein persönliches Schicksal zur metaphorischen Grundlage ihrer eigenen Botschaft instrumentalisieren. Nach Aussage Zorgatis, der seit 2007 den Job hinter dem Mikrofon bei MYRATH innehat, haben sich die Desert-Metaller zur Aufgabe gemacht, der Jugend ihres Landes eine Alternative zu den Hassparolen islamistischer Fundamentalisten aufzuzeigen um mit „Kultur und Musik Menschen zu verändern“.

Denn eines ist das Leben als Musiker in Tunesien wahrlich nicht: einfach. In vielen arabischen Ländern ist Musik, insbesondere westliche Musik, verpönt und auch in Tunesien fristet die Rock- und Metal-Szene ein Schattendasein am Rande der Legalität.

„Monster In My Closet“ wäre für mich der ideale Opener gewesen, vereinigt er doch in zwingender Art und Weise die Elemente westlicher Metal-Ansätze mit typisch arabischen Harmonien in bisher nicht gehörter Intensität, bevor dann mit „Lili Twil“ das Highlight des Albums auf dem Programm steht. Die Cover-Version des LES FRÈRES MEGRI-Titels, der 1972 im mittleren Osten ein Mega-Hits gewesen ist, erhält durch MYRATH eine Frischzellenkur, die ihn auf ein unglaubliches Niveau emporhebt. Hier manifestiert sich das Potential der Truppe und der musikalische Ansatz deutlicher als zuvor. Anspieltipp!

„No Holding Back“ fällt leider in der starken, zweiten Hälfte des Longplayers etwas ab, aber mit „Stardust“ sind MYRATH wieder zurück in der Spur. Ein gediegenes Arpeggio des Pianos leitet den Song hin zu einer Strophe, die Zorgati einfach brillant singt, der starke Kehrvers tut ein Übriges. Mit „Mersal“, „Darkness Arise“ und „Shehili“ folgen drei weitere Titel der Extraklasse und beenden ein ganz starkes Werk.

FAZIT: Auf „Shehili“, dem heißen Wüstenwind, segeln MYRATH auf der Erfolgsspur Richtung Europa. Die bisher nur Kennern der Szene bekannte Band sollte in Zukunft in der Lage sein, sich ein breiteres Publikum zu erschließen. Die Kombination arabesker Elemente, die in Verbindung mit westlichen Metal-Elementen zu schmackhaftem, Blazing-Desert-Metal verquirlt werden, haben allemal das Zeug dazu, Genregrenzen einzureißen und der Band den Erfolg zu garantieren, den sie verdient.

Stefan Haarmann - Stellv. Chefredakteur (Info) (Review 5508x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Asl
  • Born To Survive
  • You´ve Lost Yourself
  • Dance
  • Wicked Dice
  • Monster In My Closet
  • Lili Twil
  • No Holding Back
  • Stardust
  • Mersal
  • Darkness Arise
  • Shehili

Besetzung:

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