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The Waterboys: Modern Blues (Review)

Artist:

The Waterboys

The Waterboys: Modern Blues
Album:

Modern Blues

Medium: CD
Stil:

Rock, Folk, Blues, Soul, Waterboys eben

Label: Harlequin and Clown/Rough Trade
Spieldauer: 50:58
Erschienen: 23.01.2015
Website: [Link]

In zahlreichen Kritiken wird die angebliche Rückkehr der WATERBOYS mittels „Modern Blues“ gefeiert. So, als wären sie je weg gewesen. Dabei liegt Mike Scotts mitreißende Herzensangelegenheit „An Appointment with Mr. Yeats“ gerade einmal dreieinhalb Jahre zurück, und die exzellente „Fisherman’s Box“, deren sechs CDs die folkige Seite der WATERBOYS einprägsam beleuchten, erschien vor etwas mehr als einem Jahr.

Warum „Modern Blues“, neben ein paar schnöden Naserümpfern, abgefeiert wird als wäre es die Rückkehr der Band, beziehungsweise der aktuellen Begleiter des Chef-Waterboys Mike Scott, zu alten Stärken, ist etwas schleierhaft. Denn einen wirklichen Ausfall gibt es in der Diskographie nicht. Das an und für sich gelungene „Pagan’s Place“ litt darunter, dass es zur Entstehungszeit wie eine bloße Erweiterung des hervorragenden Debüts klang und Alben wie „Dream Harder“ traten (sympathisch) auf der Stelle, ruhten sich am Rand des gewählten musikalischen Pfades aus.

Mike Scotts musikalischer Nashville-Ausflug, erstmals als eigener Produzent, ist näher am Mainstream als die vorigen Werke. Vielleicht deshalb die weitläufigere Akzeptanz. Wobei der gewählte Mittelweg erdiger Rock ist, um den herum sich die typischen WATERBOYS Ingredienzien ansammeln, plus eine Prise mehr Blues als üblich. Celtic Soul, kräftiger Folk mit Fiddle-,Orgel-,Bläser-Einsatz, anrührende Balladen mit Schmackes – ist alles reichhaltig vorhanden.

Auch textlich wird der einfache Weg gewählt. Da wird den Vorbildern ein Schrein gebaut, allen voran Elvis, der dünne mit dem sexy Hüftschwung, nicht der in die Breite gegangene mit Fress- und Tablettensucht und eigener Las-Vegas Show. Zu „Doo wops“ werden noch Charlie Parker, Jimi Hendrix, Marvin Gaye, John Lennon im Handstand und weitere übliche Verdächtige abgefrühstückt. Genießbar, weil „I Can See Elvis“ eine hammondgeschwängerte Mitgeh-Hymne ist wie sie (fast) nur Mike Scott hinkriegt.

Des Weiteren besingt Scott mit seinem unverkennbaren, lasziv-nasalen Organ Freaks, Verlustangst, religiösen Wirrwarr, „The Girl Who Slept For Scotland“ und ist fest davon überzeugt, dass „Rosalind“ den falschen Kerl geheiratet hat. Und immer wieder die Sehnsucht nach wahrer Schönheit, besonders wenn man ‚Unterwegs‘ ist.

Passend dazu der vollmundige, etwas gleichförmige, Sound, dem man mitunter eine etwas akzentuiertere Produktion gewünscht hätte, gerade wenn Fiedel, Orgel, Klavier oder Gitarre sich in euphorische Soli steigern.
Ein klinisch reiner Mix wäre allerdings schlimmer gewesen und so kann man am Ende, nachdem VAN MORRISON, inklusive starker Bläser-Sektion, gehuldigt wurde („Nearest Thing To Hip“) auf der über zehnminütigen „Long Strange Golden Road“, mit einer Träne im Knopfloch und Jack Kerouac im mentalen Schlepptau, ziemlich zufrieden nach Hause gehen.

Hinterm FAZIT steht ein solides Album, dass die liebgewonnen WATERBOYS-Trademarks launig und mit Bedacht pflegt. Gruppenangehörige haben das Werk natürlich längst im Schrank, aber auch die Freunde von TOM PETTY und Verwandtem können getrost beide Ohren riskieren.

Jochen König (Info) (Review 6108x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Destinies Entwined
  • November Tale
  • Still A Freak
  • I Can See Elvis
  • The Girl Who Slept For Scotland
  • Rosalind (You Married The Wrong Guy)
  • Beautiful Now
  • Nearest Thing To Hip
  • Long Strange Golden Road

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Big Music Fan
gepostet am: 09.02.2015

Ich kenne das Album leider noch nicht, aber der allgemeine Tenor ist wirklich überragend.

Deswegen hoffe ich auf eine Platte die an die goldenen 80er (seltsam wenn man sowas schreibt...) anschliesst. Am stärksten waren die Waterboys nämlich beginnend mit A Pagan Place (das Debut ist vom Sound her einfach zu schwach), dann This Is The Sea, über Fishermen's Blues und schliesslich Room To Roam, welche ich als absolute Klassiker verstehe.

Ich stimme überein, dass die Band überhaupt keinen "Mist" gemacht hat. Aber die Alben der letzten Jahre waren "nur" ganz gut. Meist beinhalteten sie 2-3 richtig tolle Stücke und der Rest war ok.

Kompilationen wie die Deluxe-Editions, bzw. die sagenhafte Fishermen's Box (welche soviel Material hat, dass man damit alleine 5 Alben hätte herausbringen können) klammere ich da mal aus.

Ich hoffe also wirklich sehr, dass mit dem neuen, allgemein abgefeierten Album bei mir wieder wohlige Big Music über eine Stunde ankommt.
Jochen [musikreviews.de]
gepostet am: 09.02.2015

User-Wertung:
11 Punkte

Big Music Fan, klangmäßig stimme ich dir beim Debüt zu, aber was Innovation angeht, war es der (sehr guten) "Pagan Place" logischerweise einen Schritt voraus. Ob dir der Sound von "Modern Blues" gefällt würde mich interessieren. Es gab kritische Stimmen, die eine - wie leider allzu oft übliche - viel zu hohe Komprimierung beanstandeten. Ich fand es nicht ganz so dramatisch, aber der Hang zur Lautstärkeanpassung im Gesamtklang ist nicht zu verleugnen. Leider haut das mit "Big Music über eine Stunde" nicht hin. Das Album ist ist bloß 51 Minuten lang, und der ein oder andere Song ist "bloß" little-big-music ;-)
Big Music Fan
gepostet am: 10.02.2015

Hey Jochen,

ich werde berichten. Allerdings kann das noch ein Weilchen dauern, da ich mir die Japan-Import des Albums gönne. Das hat (normaler Weise) den Vorteil, dass es kein Loudness War gibt und macht die Platte doch zu einer Stunde "big music", weil 2 Bonus-Tracks drauf sind. :)
Jochen [musikreviews.de]
gepostet am: 10.02.2015

Hallo Big Music-Fan, dann interessiert mich dein Bericht natürlich umso mehr.
Big Music Fan
gepostet am: 11.02.2015

User-Wertung:
10 Punkte

Überraschung... :D Das Teil ist just gekommen und ich hatte Zeit für einen Durchlauf. Erster Eindruck; unspektakulär gut, kein Loudness War, Bonus-Track 1 ist ein ruhiges, akustisches Gesangsstück, Bonus-Track 2 ein bisschen (schönes) Pianogeklimper.

Erster Eindruck!!
Big Music Fan
gepostet am: 13.02.2015

Ok.

Inzwischen habe ich das Teil oft genug gehört. Es ist hochklassige Waterboys-Qualität, fraglos. Aber die Magie der alten Alben will sich nicht mehr einstellen. Mir fehlt die "angry-young-man"-Stimmung, was mich nicht wundern darf, Mike Scott ist weder jung noch angry, ich glaube er ist inzwischen ziemlich gechillt... Und so klingen dann eben auch seine Alben, weitgehend gechillt, nicht mehr zupackend, beissend, fordernd... In Alterswerk im besten, wie im schlechtesten Sinne. Es bleibt bei 10 Punkten, aber ich hatte mir mehr erhofft.
Jochen [musikreviews.de]
gepostet am: 13.02.2015

User-Wertung:
11 Punkte

Big Music Fan: Sehr treffend, ich packe trotzdem immer noch ein Pünktchen drauf, von wegen bester Van Morrison, der nicht selbst Van Morrison ist und selbst Van Morrison ist mitunter nicht so gut wie er selbst :-) Trotzdem hat das Treffen mit Mr. Yeats einen Platz bei mir ganz oben im Waterboys-Herzen. Und mindestens "Full Moon In March" (auf andere Weise auch "Song Of Wandering Aengus") erfüllen imho deine geforderten Kriterien. Der einzig schwache Song, der mir auf diesem Album einfällt, ist "Sweet Dancer". Und dieser Tanz ist schnell vorbei.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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