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Oysterband: Diamonds On The Water (Review)

Artist:

Oysterband

Oysterband: Diamonds On The Water
Album:

Diamonds On The Water

Medium: CD
Stil:

Pop/Folk

Label: Navigator/Rough Trade
Spieldauer: 44:49
Erschienen: 21.02.2014
Website: [Link]

Die OYSTERBAND liegt Kollege Chris und mir am Herzen. Als er erwähnte: „Du, die neue Scheibe ist nicht so dolle. Irgendwie harm- und zahnlos“, regte sich Widerspruch. Davon wollte ich mich selbst überzeugen. Vielleicht würde sich eine Pro/Contra-Rezension ergeben. So war’s gedacht. Dann das – vier Ohren, eine ziemlich einhellige Meinung, bis hin zur Punktevergabe mit Sympathie-Bonus. Chris fängt an:

Die Freude war groß, nach vielen Jahren ohne "richtiges" OYSTERBAND-Album wieder ein neues Werk in den Händen zu halten. Die hörerseitige Gier war riesig, das Geschmackszentrum schüttete Glückshormone aus, eine Ohrektion (die Ohren richteten sich auf) folgte, doch - so viel vorweg - die "Diamonds On The Water" sind bestenfalls Zirkonia auf einem seichten Tümpel.

Denn war auf "Meet You There" noch reichlich Schmissigkeit und Variabilität vorhanden und kontrastierten die flotten Guinness-Schwofer noch bestens mit den intensiven und entspannten ruhigen Songs, ist die Kurve der Abwechslung auf vorliegendem Album enorm abgeflacht - und jenes gilt auch für den Tiefgang der Songs. Wo die Herrschaften um John Jones einst noch auf den Grund tauchten, titschen sie auf "Diamonds On The Water" oftmals nur mit dem dicken Onkel kurz auf die Wasseroberfläche.

Zwar gibt es durchaus noch ein paar ganz nette Aufhorcher, doch selbst diese nutzen sich nach ein paar weiteren Durchläufen erschreckend schnell ab, sodass sich die Nettobeute des dreiviertelstündigen Albums bis auf die wahrlich guten Texte auf ein paar verwertbare Restchen beläuft. Der Großteil dieses Werkes jedoch ist für das Gedächtnis ein durchlaufender Posten - OYSTERBAND tönen anno 2014 bequem und - man mag es kaum sagen - alt. Und ein Stück weit gar uninspiriert.

Die OYSTERBAND war schon immer eine Band, die sehr locker musizierte und höchst eingängig ihre Kunst darbot, doch die Melodien waren in der Regel stark genug, um sich in das Gehirn zu fräsen und zum Hinhören zu zwingen, doch "Diamonds On The Water" zeigt das Folk-Rock-Urgestein als Lieferanten folkgewordener Fahrstuhlmusik oder Supermarktbeschallung.

FAZIT: Schenkt den Herren Schwimmflügel. (Chris Popp)

Ohne voneienander abgeschrieben zu haben, sogar komplett ohne zu spicken, kam ich zu diesem Ergebnis:

‚Üb immer Treu und Redlichkeit‘ wäre ein passender Wahlspruch für das aktuelle Album der OYSTERBAND. Zu den Redlichen gehörten sie immer, und obwohl es in den letzten sieben Jahren kein neues Material gab, auch zu den Treuen, über fast vierzig Jahre. „Diamonds On The Water“ ist das Studio-Album Nummer 23 (laut dem englischen Wikipedia-Eintrag. Der deutsche hat lediglich 20 Werke gelistet), wenn man den Output der Vorgänger-Bands mitzählt, dazu gesellen sich noch fünf Livemitschnitte und diverse Solo-Exkursionen.

Doch auch der Biedersinn, der dem Eingangsspruch innewohnt, lässt sich leider auf „Diamonds On The Water“ beziehen. Die Texte sind meist gelungen, private Betrachtungen, kleine Tragödien von Liebe und Verlust, aber auch Politisches über Leidensdruck und Machtlosigkeit und dem tiefen Wunsch aufzubegehren. Die Musik kann nicht mithalten. Vom beseelten Folk-Rock mit seiner Nähe zum wütenden Punk ist kaum etwas übrig geblieben. Von der Innigkeit, der intimen Traurigkeit, die JOHN JONES Solo-Album auszeichnete, ist ebenfalls nur ein marginaler Hauch herübergeweht.

Diamonds On The Water“ bietet glatten Pop mit dezentem Folk-Einschlag, hymnisch, ein bisschen melancholisch; gemütvolle Schunkelmusik ohne jede Kantigkeit. Das erinnert in seinen vollmundigen Momenten an mattere MIKE-BATT-Mini-Epen, ist aber auch nicht allzu weit vom seichten Schlagergeblubber entfernt. Kann man zum Dinner hören, wenn die Schwiegereltern zu Besuch kommen oder die Bügelwäsche wartet. Plätschert nett vor sich hin, hat ein paar intensive Momente, wird aber vermutlich bald in den hinteren Lagen des CD-Regals zur Ruhe gebettet.

FAZIT: Zu immer noch eindrücklichen Lyrics spielt die OYSTERBAND harmlosen, leicht hymnischen Allerweltspop mit leichtem Folkeinschlag, der nicht einmal das Programm von WDR 4 auffällig sprengen würde. Leider.

Jochen König (Info) (Review 10189x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 7 von 15 Punkten [?]
7 Punkte
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Tracklist:
  • A Clown's Heart
  • A River Runs
  • Spirit Of Dust
  • Lay Your Dreams Down Gently
  • Diamonds On The Water
  • The Wilderness
  • Palace Of Memory
  • Once I Had A Sweetheart
  • No Ordinary Girl
  • Call You Friend
  • Steal Away
  • Like A Swimmer In The Ocean

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Jan
gepostet am: 05.07.2014

Zunächst mal finde ich schön, dass Oysterband bei musicreviews.de stattfindet. Noch wunderbarer, dass wohl 2 Fans der Band zugange sind. Dafür schon mal herzlichen Dank. Die obligatorische Kritik zur Kritik muss selbstredend lauten, dass sich jede Kritik an dieser Band verbietet. Um doch mal (rein theoretisch) einen Diskussionsansatz zu liefern: Ich kann das Inhaltliche nachvollziehen, eine Band entwickelt sich, die Engländer sind sicher ruhiger geworden. Ich empfehle noch mehr auf die Zwischentöne zu achten, dann kann man nicht umhin, diese Platte zu genießen. Die Musik ist nicht seicht, sie ist gesetzt - wie die Bandmitglieder. Im besten Sinne. Es wird kein "Holy Bandits" mehr geben, sowie es von Dinosaur Jr. kein "Where You Been" mehr geben wird, von Our Lady Peace kein "Spiritual Machines" und um beim britischen Folk zu bleiben von der Pressgang kein "Burning Bridges". Das sind magische Momente. Die Oystis bescherten uns während ihres Bestehens aber so viele davon und sie überstanden Besetzungswechsel nahezu ohne Qualitätsverlust. Es wird immer die eine favorisierte Konstellation geben, aber ich bin für jede Gabe dieser Götterband dankbar und kann mich in die Klänge immer fallen lassen. Alt klingen sie nicht (sie sehen mittlerweile nur so aus), die Fähigkeit packende Songs zu schreiben und diese einfach unnachahmlich zu arrangieren, haben sie nicht eingebüßt. Ich werde die CD noch etwa 50 mal durchhören müssen, bis ich sie ansatzweise zu bewerten vermag. Das wird aber kein Opfer sein. Meine ersten Durchläufe vermitteln den Eindruck: Das ist die Oysterband der 2000er Jahre. Ob "Rise Above", "Meet You There" oder eben "Diamonds On The Water" - die Unterschiede auf der Qualitätsskala sind marginal. Wer sie liebt, wird sie weiter lieben. Und noch etwas polemisch: Wer einen Funken Musikverstand hat, wird sich dieser Musik nicht entziehen können. Gruß, Jan
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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