Der Titel von Akustikgitarren-Altmeister DON ROSS' neustem Album steht für das Jubiläum von "Passion Session" vor 15 Jahren, und verändert hat sich nichts Großartiges am Stil des Kanadiers. "PS 15" ist Gitarre pur aus unmittelbarer Nähe, überragend gespielt und mit einer Menge Herz dargeboten.

Ross beherrscht atemberaubend fließendes Single-Note- wie Akkordspiel gleichermaßen, immerzu versehen mit glockigen Flageolets ("Klimbim", "Tight Trite Night") und nicht selten verqueren Rhythmen beziehungsweise Akzenten. Bei aller Unberechenbarkeit verblüfft jedoch das Melodiegespür des Gitarristen, von dem sich viele E-Fiedler und Wanderklampfen-Schrammler (die beiden Extreme) eine satte Scheibe abschneiden dürfen.

Entsprechend bunt fällt der Reigen aus: Das leicht mediterrane "With You In Mind" wurde an Pat Metheny gerichtet, "Give Me Seven Reasons" auf sieben Saiten improvisiert, aber es klingt in sich so schlüssig wie manch komponiertes Stück anderer Künstler nicht. Mit Hinblick aufs Musiziertempo zeigt sich Ross so flexibel, dass man sich hautnah dabei wähnt.

Als sonstige Anspieltipps - die Scheibe ist ausgesprochen kompakt, dienen ferner das folkloristische "Berkley Springs", das leutselige "No Goodbyes" zum Schluss sowie die beeindruckend unvertrauten Klangfarben von "Blue Bear". Das jazzige "Annie And Martin" widmet Ross seinen Geschwistern, wie "PS 15" überhaupt zu jeder Sekunde wie ein warmes Liebesbekenntnis zum Wesentlichen anmutet: Musik und Leben, beide als solche.

FAZIT: Stimmungsmäßig sehr variabel, grandios gezockt und trotzdem völlig befreit von jeglichem Ballast - DON ROSS' "PS 15" ist ein lockeres Virtuosen-Album, das sowohl Musikern als auch "nur" Hörern sehr gut gefallen dürfte. Gibt es übrigens auch auf Vinyl, was angesichts der authentisch puristischen Produktion sehr reizvoll anmutet.