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Watain: The Wild Hunt (Review)

Artist:

Watain

Watain: The Wild Hunt
Album:

The Wild Hunt

Medium: CD/LP
Stil:

Black Metal

Label: His Master's Noise/Century Media
Spieldauer: 62:49
Erschienen: 16.08.2013
Website: [Link]

Von den Anhängern kultisch verehrt, von nicht wenigen Gegnern aus diversen Gründen strikt abgelehnt, sind WATAIN derzeit eine der streitbarsten Bands überhaupt. Das belegen nicht nur mitunter hitzige Diskussionen in Internet-Foren, sondern auch das allgemeine Interesse an der Band seitens der Medien. Grund dafür ist das fünfte Album "The Wild Hunt", das über das bandeigene Label His Master's Noise erscheint und exklusiv für Century Media lizensiert wird. Die Berichte von den Listening Sessions lassen ein spektakuläres Album erwarten und erste Vorabreviews treiben mitunter erstaunliche Blüten.

So vergleicht ein Kollege des Magazins stereogum.com die Diskografie von WATAIN mit der von METALLICA. Demnach wäre "The Wild Hunt" für die Schweden das, was das schwarze Album für die Megaseller aus San Francisco war. Angesichts des sehr düsteren Artworks mag der Gedanke nicht ganz abwegig sein, das und die Tatsache, dass es jeweils das fünfte Album der Bands ist, bleiben jedoch die einzigen Gemeinsamkeiten. Während METALLICA ihren Stil auf der schwarzen nahezu grundlegend änderten, erweitern WATAIN ihren musikalischen Horizont lediglich, statt ihre Musik komplett umzukrempeln. Der größte Unterschied ist jedoch, dass auf dem schwarzen Album zwölf weitestgehend sehr eingängige Songs stehen - das ist bei "The Wild Hunt" keineswegs der Fall, eher im Gegenteil. Zwar gibt es durchaus die mitunter eingängigsten Elemente, die man von WATAIN bislang zu hören bekam, ein nicht geringer Anteil der Songs ist jedoch ziemlich komplex und benötigt seine Zeit, um erfasst zu werden. Oder kurz gesagt: in der Gesamtbetrachtung waren die beiden Vorgängeralben "Sworn To The Dark" und "Lawless Darkness" eingängiger.

WATAIN betonen, dass "The Wild Hunt" ein neues Kapitel in der Bandgeschichte aufschlägt. In musikalischer Hinsicht ist das dahingehend der Fall, dass es gleich mehrere überraschende Songs gibt. Trotzdem ist "The Wild Hunt" von der ersten Sekunde an unverkennbar ein WATAIN-Album. So knüpft der ruhig startende Opener "Night Vision" als instrumentales Intro an "Waters Of Ain" an. Akustische und unverzerrte elektrische Gitarren lassen typische Harmonien erklingen, unterstützt von Glöckchen, dezenten Streichern und möglicherweise einem Akkordeon (es lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, ob es nicht doch Streicher sind). Der Song steigert sich erwartungsgemäß in episch-melodische Gefilde und wenn man die Begriffe "episch" und "Black Metal" in einem Topf wirft, landet man beinahe zwangsläufig bei BATHORY. Die werden von WATAIN-Chef Erik Danielsson nicht nur als Einfluss genannt, deren Album "Blood Fire Death" zierte zudem ein Gemälde von Peter Nicolai Arbo, das den Titel "The Wild Hunt of Odin (Åsgårdsreien)" trägt. Die Verbindung ist klar.

"De Profundis" zeigt WATAIN dann von der rasend-geifernden Seite. Manische Gitarrenläufe, Eriks aggressives Gebell und dezente Effekte auf den Vocals zeichnen den boshaften Song aus. Das Tempo wird natürlich variiert und besonders im Midtempo kommen die donnernden Drums hervorragend zur Geltung. Allgemeinen hat "The Wild Hunt" einen tollen Drumsound und auch der Bass setzt deutliche Akzente im Sound, während die Gitarren gerne ein bisschen dreckiger hätten klingen dürfen. Zwar hat "The Wild Hunt" einen recht typischen WATAIN-Sound, jedoch klangen die Vorgängeralben eben ein bisschen fieser in den Gitarren. "Black Flames March" erinnert vom Rhythmus her zunächst ein wenig an "Four Thrones" und auch die Chor-Passagen sind denen dieses Songs nicht unähnlich, ansonsten ist die Nummer sehr abwechslungsreich und komplex gehalten, wartet mit ungewöhnlichem Gitarrenspiel, sehr düsterem Zwischenpart und spannungsgeladenem Arrangement auf. "All That May Bleed" kennen WATAIN-Fans inzwischen in- und auswendig und inzwischen ist klar, dass der ebenfalls sehr vielschichtige Song durchaus stellvertretend für einen Teil des Materials auf "The Wild Hunt" ist. Und wenn man den Song inzwischen detailliert verinnerlicht hat, fallen besonders die geilen Bassparts immer wieder auf.

Das ebenfalls vorab online gestellte "The Child Must Die" leitet den eingängigen Teil des Albums ein. Der Song startet zügig mit schnell ins Ohr gehender, melancholischer Melodie und simplem Groove. Das mag manchem zunächst zu eingängig sein, doch mit Verschleppung des Tempos im weiteren Verlauf wird der Song wieder sperriger. Ein tolles Solo rundet ihn wieder ab. Und dann kommt "They Rode On", ein Song, den man nur dann richtig einordnen kann, wenn man weiß, dass die FIELDS OF THE NEPHILIM ebenfalls ein Einfluss für WATAIN sind. Alle anderen werden hier wohl nur von einer mit Klargesang (!) intonierten Ballade sprechen, was im Grunde ja auch nicht ganz falsch ist. Der Song ist überaus pathetisch und es bleiben zwei Möglichkeiten: entweder findet man das kitschig oder man liebt den sich immer weiter steigernden Song eben deshalb. Dann kann man durchaus zu dem Schluss kommen, dass "They Rode On" eine Hymne für die Ewigkeit und einer der besten Songs ist, die man seit langem gehört hat. Mich jedenfalls zerreißt der Song beinahe. "Sleepless Evil" ist wilde Raserei im Stile von "Reaping Death" mit giftigen Basslinien, melodischen Leads und hohem Maß an Aggression. Geiler Song also.

Wem "They Rode On" trotz allem zu ruhig ausgefallen ist, der gerät spätestens beim nicht minder epischen Titeltrack in Verzückung. Auch hier singt Erik wieder viel mit klarer Stimme (was er übrigens hervorragend hinbekommt) und die Gesangslinien gehen ebenso tief unter die Haut, wie die Chorarrangements und die Gitarrenmelodien. Wahnsinn. Am Ende überrascht das Stück gar mit Flamenco-Gitarren und auch das folgende "Outlaw" zeigt auf, dass WATAIN mutig an die neuen Songs gegangen sind, denn die Tribaldrums mitsamt rituellen "Ah-Humm"-Gesängen am Anfang sind wirklich ungewöhnlich. Die kommen auch am Schluss nochmal vor, dazwischen ist "Outlaw" ein eingängiger Uptempo-Song mit wiederum wahnhaften Gitarren. Das Instrumental "Ignem Veni Mittere" kommt mit klassischen Harmonien daher und ist schön zu hören, allerdings wirkt es ein kleines bisschen wie ein Lückenfüller und der einzige nicht wirklich zwingende Song auf "The Wild Hunt". Das wiederum sehr abwechlungsreiche "Holocaust Dawn" am Ende spannt den Bogen zurück zu den komplexeren Songs am Anfang, hat einen ungewöhnlichen Walzerpart und allgemein eine bedrohliche Atmosphäre, endet abrupt und lässt Stille zurück, in der man sich zunächst überwältigt fühlt.

FAZIT: "The Wild Hunt" ist vor allem der Beweis, dass Stillstand für WATAIN keine Option ist. Die musikalische Spannweite ist größer als je zuvor, typische Elemente finden sich genauso, wie ungewohnte oder auch neuartige. Vor allem das erste Albumdrittel ist durchaus schwere Kost, an die man sich ein bisschen gewöhnen muss und die dem Hörer Geduld abverlangt, dafür wird man dann aber auch später mit zwei Übersongs mehr als belohnt. Kritikpunkte sind marginaler Natur und betreffen in erster Linie den Gitarrensound, ansonsten ist "The Wild Hunt" ein Spektakel, an dem man lange Zeit Freude haben kann. Und natürlich ernstzunehmender Anwärter auf den Titel "Album des Jahres".

Andreas Schulz (Info) (Review 10667x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • Night Vision
  • De Profundis
  • Black Flames March
  • All That May Bleed
  • The Child Must Die
  • They Rode On
  • Sleepless Evil
  • The Wild Hunt
  • Outlaw
  • Ignem Veni Mittere
  • Holocaust Dawn

Besetzung:

  • Gesang - E
  • Gitarre - P
  • Schlagzeug - H

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Mirko
gepostet am: 15.08.2013

Ich bin überrascht, dass du als Fanboy keine 15 P. vergeben hast. ;-)
Werde erst die Tage mal reinhören, bin gespannt.
Mirko
gepostet am: 16.08.2013

User-Wertung:
13 Punkte

Album ist doch schon gekommen und ich habe Zeit gehabt. Nach 4 Durchläufen kann (oder muss) ich die Rezension doch unterschreiben. Mir fehlt manchmal etwas die Raserei und die Gitarren könnten tatsächlich etwas fieser klingen. Insgesamt aber wieder ein sehr sehr gutes Album der Schweden.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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