Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Magenta: The Twenty Seven Club (Review)

Artist:

Magenta

Magenta: The Twenty Seven Club
Album:

The Twenty Seven Club

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock

Label: Tigermoth Records/Just For Kicks
Spieldauer: CD: 64:16/ DVD: 180
Erschienen: 20.09.2013
Website: [Link]

Das sechste Studioalbum MAGENTAs ist ein eigenwilliges Konzeptwerk, dessen Sujet im Umfeld des Progressive Rocks bemerkenswert ist. Beschäftigt sich Rob Reed, bzw. textlich sein Bruder Steve, mit dem „Twenty Seven Club“, jener Ikonografie, die sich auf (Rock)-Musiker bezieht, die im Alter von 27 Jahren den Tod fanden. Das zentrale Quintett Jim Morrison, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Brian Jones und Kurt Cobain bekommt seine Würdigung, ergänzt – nicht um Amy Winehouse – sondern den „King of Delta Blues“ Robert Johnson. Die Lyrics versuchen sich an einer Deutung der Lebensum- und Geisteszustände, die zum Ableben der Musiker führten. Steve Reed bleibt mit seinen Texten zwar interpretatorisch (zwangsläufig) an der Oberfläche, vieles wird reduziert auf die vergebliche Suche nach erfüllter Liebe (was so falsch nicht ist, aber kaum mehr als ein offensichtlicher Teilaspekt) , im gebotenen Rahmen ist das aber sehr respektabel.

Musikalisch bleiben Besonderheiten freilich Mangelware. MAGENTA spielen theatralischen Neo-Prog, tief verwurzelt in der (eigenen) Vergangenheit. Rob Reed haut, besonders tastenmäßig, in die Vollen, selbst wenn es verhalten beginnt („Pearl“), steht am Ende die große, jubilierende Prog-Hymne, die den Geist von YES und, etwas reduzierter, GENESIS atmet, gelegentlich die MIKE OLDFIELD-Gedächtnis-Gitarre hervorholt und wenn Christina Booth - wie üblich bezaubernd - singt, an ein wildes, jüngeres Geschwisterchen von RENAISSANCE erinnert.

Musikalisch hat dies mit den besungenen Legenden der Rockgeschichte wenig gemein. Jim Morrison, der „Litzard King“, bekommt ein paar Takte aus dem „Spanish Caravan“ spendiert, der sachte Einstieg in „Pearl“ ist eindrücklich, Christina Booth ist stimmlich zwar keine Janis Joplin, wird ihr aber gerecht, bevor die Musik wieder schillernden Bombast zelebriert. Von Hendrix, den STONES, dem aufsässigen und sensiblen Kurt Cobain oder dem Delta Blues Robert Johnsons ist wenig bis gar nichts zu hören.
So wird das eigentlich originäre Konzept zu einem beliebigen Thema. Ob Jim Morrisons Leben und Sterben oder toltekisches Tontaubenschießen, MAGENTA stellen sich am Ende nur selbst dar. Oder andere Bands, die aus entfernten Bereichen stammen. So erinnert „The Devil At The Crossroads“ tatsächlich phasenweise an „Rescue Me“ den einzigen Hit der längst vergessenen Berliner Band „Bell Book & Candle“. Vermutlich eher Zufall als Zitat, lassen derartige Passagen doch ratlos zurück.

Der üppige Melodienreigen hat seinen Reiz, überzeugt besonders in den zurückhaltenden Momenten, während der volltönende Überschwang schon mal gefährlich in die Nähe pathetischer Rock-Musicals gerät. Klanglich ein Genuss, besonders im 5.1. DTS-Surround-Sound der DVD, musikalisch ein Höhenflug durch’s MAGENTA-Prog-Universum. Das allerdings, je öfter man es besucht, aller aufgebotener Opulenz zum Trotz, merkwürdig leer wirkt.

FAZIT: Rob Reed auf den Spuren toter Helden, findet am Ende nur sich selbst. Wer ihm und seinen Mitmusikern dabei folgt, bekommt das volle Programm geboten: Jubel, Trubel, Proggigkeit. Ab und an Innehalten und Nachdenken über Leben und Tod, zu selten um für wirkliche Ergriffenheit zu sorgen. Sämtliche Beteiligten, bis hin zum Grafiker, erledigen einen guten Job, doch bleibt am Ende wenig mehr als der Eindruck, einem gut produzierten und aufgeführten Boulevard-Dramolett beigewohnt zu haben. Gediegen, unterhaltsam und wenig nachhaltig.

Einen Wertungspunkt extra gibt es für das gelungene Konzept, bei dem bedauerlicherweise Form und Inhalt ziemlich weit auseinanderklaffen.

Dickes Lob an die Promo-Abteilung: Handelt es sich beim besprochenen Exemplar doch tatsächlich um die Special-Edition des Albums, die aus einer zusätzlichen DVD besteht, die das komplette Album im fulminanten 5.1-Surround-Mix enthält sowie das Video zu „The Lizard King“ (naja) und ein über hundertminütiges „Making Of“, das allerlei Infos rund um die Produktion enthält. Viel Rob Reed redend auf dem Sofa. Wer’s mag.

Jochen König (Info) (Review 6557x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 9 von 15 Punkten [?]
9 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • The Lizard King
  • Ladyland Blues
  • Pearl
  • Stoned
  • The Gift
  • The Devil At The Crossroads

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich um keine Farbe: rot, gelb, blau, sauer

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!