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Incredible Expanding Mindfuck: I.E.M. 1996 - 1999 (Review)

Artist:

Incredible Expanding Mindfuck

Incredible Expanding Mindfuck: I.E.M. 1996 - 1999
Album:

I.E.M. 1996 - 1999

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock / Krautrock

Label: Headphone Dust
Spieldauer: 71:15
Erschienen: 2005
Website: [Link]

PORCUPINE TREE ist der Brunnen in der Mitte des Steven-Wilson-Marktplatzes, da sind sich alle einig, und aus ihm schöpfen zunehmend mehr Musikliebhaber ihr Wasser. Dass zumindest ProgRock-Recken die ehemaligen Lieblinge inzwischen gefährlich scharf an der Grenze zum Mainstream sehen, bezeugt den kommerziellen Erfolg einer musikalischen Lebensform, die eigentlich gar keinen Erfolg haben dürfte.
Da steckt freilich ein Geheimnis dahinter. Um die Hauptquelle auf Dauer nicht versiegen zu lassen, werden kleinere Quellen angezapft, die sich zum Hauptbrunnen ableiten. Steven Wilson unterhält viele davon, um das etablierte Stachelschweinbaum-Markenzeichen nicht in der Zeit stehen zu lassen. Er besitzt ein riesiges Allgemein- und Spezialwissen über Musik, er tritt breitgefächert bei anderen Bands als Gastmusiker auf, er produziert fremde und eigene Alben und zupft mit Freude an den Reglern. Nicht zuletzt unterhält er diverse Nebenprojekte, die unterschiedlichen Musikstilen frönen. BASS COMMUNION ist so eines, BLACKFIELD, CONTINUUM, NO-MAN... und eben auch INCREDIBLE EXPANDING MINDFUCK, kurz: I.E.M.

Es geht um Krautrock, jenen teutonischen Unterbegriff für deutschen Prog Rock, den man mit Schwerfälligkeit und Gleichförmigkeit assoziieren würde, bestenfalls schmeichelhaft umschrieben als “hypnotisch”, etwas dem Zeuhl-Stil Verwandtes. “I.E.M. 1996 - 1999" dürfte weiträumig mit Vorurteilen aufräumen, die daraus resultieren, dass “typisch deutsch” und “typisch prog” intuitiv nicht zusammenpassen.

Der Projektname, frei übersetzt “unglaublich umwälzende Bewusstseinserweiterung”, lässt sich als Credo für alle Projekte Wilsons, ja für seine Philosophie als Musiker umformulieren. Nimmt man das wörtlich, könnte I.E.M. für lange Gesichter sorgen, klingt die Zusammenstellung aus dem Debüt “IEM” (1996), der EP “An Escalator to Christmas” (1999) und einem Anhang von Bonusmaterial (1998 / 99, mit erweiterter Version der EP) doch auf den ersten Lauscher stark nach den experimentellen PORCUPINE TREE-Veröffentlichungen “Metanoia” und vor allem “Voyage 34".

Als kontinuierliches Merkmal ist in der Tat eine repetitive Grundlinie in fast jedem Song zu vernehmen. Ein Riff wird in Dauerschleife wiederholt und auf eine Synthesizerwand gelegt, um mit psychedelischen Sololäufen variiert zu werden. Dazu antreibende Schlagzeugarbeit. Gesang kommt nur in Form von rudimentären Sprachfetzen vor.
Insbesondere das monoton galoppierende “A Gospel According to the IEM”, das mit Spacerock-Ingredenzien und echohaften “Gagagagaga”-Rufen verfeinerte “Deafman” (das sich perfekt als Untermalung für die Aufnahme einer Skipisten-Abfahrt eignen würde) und die gesamte “An Escalator to Christmas”-EP mit ihren fernöstlichen Trademarks, die von dem chilligen “Fie Kesh” weitergeführt werden, klingen von der Krautrock-Band NEU! stark beeinflusst. Mit dem merkwürdigerweise nach dem gleichnamigen Wilson-Label benannten “Headphone Dust” verabschiedet sich die Rhythmikabteilung für eine country-angehauchte Gitarrenballade. Nach dem halbminütigen, verrauschten “Interview” (auf dem Steven Wilson genau sieben Sekunden lang mit bedröhnt klingender Stimme zu hören ist) folgt die Extended Version der EP, bevor ein Gag-Abschluss mit dem Humor des Prologs und Epilogs der PORCUPINE TREE-Veröffentlichung “Up The Downstair” die Frühwerksammlung zum Abschluss bringt; diesmal meint man, einer Reinigungs-CD zuzuhören, die ihrerseits voller Sprünge ist.

FAZIT: Das leicht Psychedelische und latent Drogengeschwängerte von INCREDIBLE EXPANDING MINDFUCK ist tatsächlich kein klassischer Krautrock mehr an sich, sondern kaum mehr als eine Ehrdarbietung. Steven Wilson hört man da aus jeder Pore, seine Einflüsse allerdings auch. Während BASS COMMUNION sich mit seinen grotesken Drone-Landschaften ins Minimalistische verzieht und keinen Wilson mehr erkennen lässt, wo die Kollaborationspartner Tim Bowness und Aviv Geffen NO-MAN und BLACKFIELD ihren halben Stempel aufdrückten, da könnte das IEM-Material beinahe genau so auf einer frühen PORCUPINE TREE-Scheibe Platz gefunden haben. Insofern ist der Titel vielleicht etwas irreführend, denn die Bewusstseinserweiterung findet allenfalls unterschwellig statt, leise und unbemerkt. Geheimnisvoll und kryptisch bleiben die Spuren der Einflussnahme, ebenso sehr wie die Bookletgestaltung, die nichts zeigt als Schwarzweißfotografien auf mattschwarzem Hintergrund. Nicht einmal Namen.

Sascha Ganser (Info) (Review 7402x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • IEM (LP - 1996):
  • - The Gospel According to the I.E.M.
  • - The Last Will and Testament of Emma Peel
  • - Fie Kesh
  • - Deafman
  • AN ESCALATOR TO CHRISTMAS (EP - 1999)
  • - An Escalator to Christmas
  • a) Telegraph
  • b) Extract from "4 Ways"
  • c) B.C.
  • d) Sign Language
  • e) Space Cadet
  • f) Any Note You Want
  • g) An Escalator to Xmas
  • h) Mind
  • i) In Place of a Requiem
  • j) Telegraph
  • - Headphone Dust
  • APPENDIX (Bonus Material 1998/99)
  • - Interview
  • - An Escalator to Xmas - Extended Mix
  • - Hidden Track

Besetzung:

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