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Metal Church und Comaniac - Backstage Halle, München - 13.06.2017
„It‘s hot and we are old“ - von wegen!
Den ganzen Tag sah man sie schon durch München wandeln, weithin erkennbar wie die Untoten aus “The Walking Dead”: Einheitliche Oberbekleidung, schwarze T-Shirts mit dem Cover des Debütalbums der Band ihrer Verehrung… Nein, die Rede ist nicht von METAL CHURCH die sich am Dienstag, den 13. Juni die Ehre in der Münchner Backstage-Halle gaben, sondern von den GUNS’N’ROSES, die selbiges im Sinn hatten, nur ein paar Hausnummern weiter (und größer), nämlich im Olympiastadion.
Ungeachtet dessen fand sich doch eine stattliche Anzahl an Fans ein, die die Halle mit ihrer Kapazität von 350 Menschen reichlich befüllten und von denen auch ein großer Teil pünktlich erschien, um sich die jungen Schweizer Thrasher COMANIAC zu gönnen, die dieses Jahr neben METAL CHURCH auch noch zusammen mit DEATH ANGEL und OVERKILL auf der Bühne stehen werden.
Diese legten einen starken Auftritt hin und vermittelten auch optisch einen 80er-reminiszenten Eindruck. Es gab viel (sympathisch unkoordinierte) Bewegung auf der Bühne, doch gerade bei technisch anspruchsvollen Stücken, wie dem Titelsong ihres neuen, zweiten Albums “Instruction For Destruction” zeigte sich das professionelle Fundament, auf dem COMANIAC ihre unkomplizierte Bühnenpräsenz aufbauen. Zum Stil der Hauptband hätte es möglicherweise besser gepasst, mehr Stücke von jenem, eher melodisch angehauchten zweiten Album zu spielen, als sich vermehrt auf solche vom Debüt zu verlegen – aber Abwechslung schadet ja nie.
Was beide Bands an diesem Abend vor allem einte, war die sichtliche und unaufgesetzte Freude, die ihnen die eigene Musik und die positiven Reaktionen der Fanschar bereiteten.
Gerade METAL CHURCH‘s Mike Howe, der vom ersten Moment an Herr der Bühne war, sprang, schlug sich auf die Brust, verneigte sich vor seinem Publikum und legte dabei auch noch eine erstklassige Gesangsperformance hin - etwas, worauf die Olympiastadionbesucher wohl verzichten mussten. Zur rechten Zeit zog sich Howe jedoch zurück und überließ die Bühne den Instrumentalisten, dem brandneuen Drummer Stet Howland, Bassist Steve Unger im Lemmyesken Outfit, Rick van Zandt, der genießerisch in seinen Soli schwelgte, und the riffmaster himself: Kurdt Vanderhoof, dem einzigen noch verbliebenen Gründungsmitglied der Band. Ungeachtet seinem augenzwinkernden Lamento, „Mann, es ist heiß – und wir sind alt!“, ließ die gesamte Mannschaft keinerlei Anzeichen von Altersschwäche aufkommen, sondern präsentierte sich in authentischer, gesetzter Vitalität und Ausdauer – und über mehr als anderthalb Stunden Spielzeit kann man auch kaum meckern.
Die Band legte den Fokus nachdrücklich auf ihr neuestes Album “XI” (2016), was immerhin zeigt, dass die Musiker ihr Schaffen ernstnehmen und nicht nur von ihrem Namen und früheren Hits zehren (ein weiterer Seitenblick Richtung Olympiastadion sei gestattet). Diese Entscheidung wurde meist positiv aufgenommen, “Reset” beispielsweise erfreute sich einiger Gegenliebe. Der große Enthusiasmus war jedoch naturgemäß den Klassikern, wie “Watch The Children Pray” vorbehalten. "Spielt doch mal was vom ersten Album!”, konnte ein Konzertgänger nicht an sich halten. Dieser Bitte kam die Band jedoch erst mit der Zugabe “Beyond The Black” nach – und während sich die großen Kinder im Pit austoben durften, durfte sich der mit Abstand jüngste Fan des Abends – weiblich, DEEP PURPLE-Shirt, etwa zehn Jahre – auf der Bühne im Posieren mit Luftgitarre und Pommesgabel üben. Ob sie dafür bald Tantiemen an Mr. Make-up Trump aka Gene Simmons abdrücken muss?
FAZIT: Bodenständiges Qualitätsentertainment. Sowohl METAL CHURCH als auch COMANIAC, mit denen es es hier übrigens bald ein Interview geben wird, hinterließen viele beglückt, einige begeistert und sicherlich niemanden unbefriedigt – aber guut, wenn ihr lieber zu Fat Axl geht, bitteschön…
Setlist:
Comaniac:
- Coal
- Secret Seed
- Instruction for Destruction
- 1, 2, Rage
- Solitude
- Self Control
- Cut Throat
Metal Church:
- Fake Healer
- In Mourning
- Needle and Suture
- Start the Fire
- Reset
- Gods of Second Chance
- Date with Poverty
- No Tomorrow
- Watch the Children Pray
- No Friend of Mine
- Killing Your Time
- Beyond the Black
- Badlands
- The Human Factor