POTT OUT FESTIVAL 2024
THE SCRIPT | SATELLITES WORD TOUR 2024
FAT FREDDY´S DROP | SLO MO Tour 2024
YELLOWCARD | European Tour 2024
BETH HART LANXESS ARENA KÖLN 2024
Partner
Services
Statistiken
Wir
Interview mit Electric Earth (02.06.2007)
Dass die Quelle musikalischer Vielfalt in Schweden unerschöpflich scheint, ist hinlänglich bekannt und so sind weiterhin allmonatlich die Namen der nächsten Newcomer aus Europas Norden zu vernehmen. Dazu könnte man auch die Retrorocker von ELECTRIC EARTH zählen, auch wenn diese ihre Feuertaufe doch schon eine Weile hinter sich haben, wie auf dem aktuellen Album "Vol II - Words Unspoken" kaum zu überhören ist - auch wenn mir die Band hier erstmals untergekommen ist.
Hallo Tommy, wie kommt es, dass ich euer erstes Album nicht kenne? Ist dies nur in Schweden erschienen?
Unser Debüt ist eigentlich schon europaweit erschienen, aber wir hatten verschiedene Vertriebe in den einzelnen Ländern, Avispa in Spanien, Clear Spot in Holland usw. Ich denke, dass ein sehr kleines Marketing-Budget der Grund dafür war, dass das Album die Allgemeinheit nicht in größerem Ausmaß erreicht hat.
Auch euren Bandnamen habe ich vorher noch nicht gehört. Erzähl mal ein wenig über Eure Band und ihre Entstehung.
ELECTRIC EARTH sind aus den Überresten von GOOSEFLESH entstanden, die ein Album („Chemical Garden“) und eine EP („Welcome To Suffer Age) veröffentlicht haben, die auch weltweit erschienen sind. Ich und Schlagzeuger Lars Berger taten uns im Jahre 2001 mit Songschreiber, Gitarrist und Sänger Peter Gottlieb zusammen. Peter war gerade aus Großbritannien wiedergekommen, wo er ein paar Jahre Frontmann von PSYCLE gewesen ist. Zuerst probierten wir zu dritt, unsere musikalischen Horizonte zu entdecken, merkten aber schnell, dass dem Ganzen noch ein fetter Bass fehlte. Ich hatte früher schon mal mit einem Gitarristen namens Lyris in einer Band, die sich RAT SALAT nannte (und 1994 das Album „The Golden Playground“ veröffentlicht hat) gespielt und ich wusste, dass Lyris nach einigen Jahren abseits der Bühne mal wieder Lust auf
ein bisschen Action hatte. Wir versuchten es mit Lyris als Bassisten und die Chemie stimmte dann von Anfang an. Wir Vier hingen eine ganze Zeit zusammen und veröffentlichten neben einer Hand voll Demos auch das erste ELECTRIC EARTH-Album „Organic Songs – Volume One“.
Auf „Vol II – Words Unspoken“ spielte auch Lars noch Schlagzeug für uns, nach den Aufnahmen wollte er aber musikalisch und textlich neues Terrain erforschen und entschied sich, die Band zu verlassen. Wieder einmal warfen wir einen Blick in unseren musikalischen Rückspiegel, um die richtige Person zu finden, die die Lücke füllen sollte. Und nochmals kam uns RAT SALAT in den Sinn. Wir riefen den Drummer Draken an und machten ein Treffen aus, um uns darüber zu unterhalten, worum es uns bei ELECTRIC EARTH ging und um uns über unsere gegenseitigen Erwartungen auszutauschen. Nach einer kurzen Denkpause sprang Draken auf den Zug auf und wurde ein Teil der ELECTRIC EARTH-Familie.
Witzigerweise sollte Peter einst Frontmann bei RAT SALAD werden, aber er lehnte das Angebot ab. Manchmal ist die Geschichte einfach noch nicht so weit....:-).
Das neue Album heißt "Vol II - Words Unspoken". Warum habt ihren diesen Namen gewählt?
Nun, irgendwie mögen wir die Art und Weise wie Alben in den 70ern von Bands wie BLACK SABBATH oder LED ZEPPELIN betitelt wurden. Der Titel "Words Unspoken" wurde durch viele Themen inspiriert, Themen, die uns am Herzen liegen. Ehrlich, Menschen tendieren dazu Dinge zu sagen, aber etwas anderes zu meinen, in einer bestimmten Art und Weise also Hintergedanken zu haben. Es geht darum, zwischen den Zeilen zu lesen.
Was verarbeitet ihr in euren Texten?
Peter Gottlieb: Im Großen und Ganzen beschreibt das Album mein Jahr 2007, meine Beobachtungen mit geöffneten Augen und eingeschalteten Ohren. Mal geht es um jemanden, den ich verloren habe und vermisse, wie in „Little Song“. „Amplified“ beschreibt, wie wir mit unwichtigen Nachrichten über dumme Dinge, die Leute wie Dich und mich aufregen, zugemüllt werden, während die wirklich heiklen Dinge nebenbei stattfinden und nur einige wenige sie wahrnehmen. „Heroes“ geht um das Übernehmen von Verantwortung, weil nur du selbst Dinge ändern kannst. Der wirkliche Held bist du alleine und daher auch genau die Person, auf die du hören solltest. Die Texte zeigen eine Seite der Menschheit die wirklich traurig ist, aber auch, dass der Glaube an einen selbst über allem stehen sollte.
Wie entstehen bei euch die Songs? Gibt es einen Hauptsongschreiber?
Bei ELECTRIC EARTH haben wir das große Glück, dass alle Vier von uns am Songwriting-Prozess beteiligt sind. Der übliche Weg ist, dass einer von uns ein „Songembryo“ mit vielleicht einem fertigen Vers oder Refrain mitbringt und wir den Song dann zusammen in unserem Probestudio weiterentwickeln. In manchen Fällen werden Songs auch nur von Einem geschrieben und es gibt auch einige Beispiele, wo die Songs aus dem Nichts in einer Jam-Session entstanden sind. Der Songwriting-Prozess ist bei ELECTRIC EARTH also sehr dynamisch und lebhaft.
Was die Texte angeht, schreibt Peter die meisten Sachen und ich trage in geringerem Maße dazu bei. Hoffentlich wird sich dies in Zukunft auf die ganze Band ausdehnen, so dass alle vier Mitglieder mitwirken. Ich denke, dass vier Leute über mehr Erfahrungen schreiben können und vielseitigere Geschichten zusammenbringen.
Neben einer Vorliebe für BLACK SABBATH ist auch der Einfluss von SOUNDGARDEN bei euch nicht zu überhören, oder? In meinem Review habe ich euch auch leicht mit WOLFMOTHER verglichen. Wie würdet Ihr eure Musik beschreiben?
Ich würde sie als von den beiden Ären, die du genannt hast, inspiriert beschreiben: Von den 70ern und den 90ern. Wir versuchen, in hohem Maße diese Inspirationen aufzunehmen und neue Elemente und Denkweisen hinzuzufügen, mit dem Ziel, hoffentlich unseren eigenen Sound zu entwickeln. Im Allgemeinen haben die Leute Schwierigkeiten, uns in eine bestimmte Kategorie einzuordnen, was meiner Meinung nach ein gutes Zeichen ist. Ja, man hört die Einflüsse höchstwahrscheinlich recht deutlich, aber mit einem neuen ELECTRIC EARTH–Touch.
Was unterscheidet Euch von anderen schwedischen Bands wie MUSTASCH oder den SPIRITUAL BEGGARS? Was habt ihr mit diesen gemeinsam?
Ich denke, dass wir die selben Wurzeln und Helden haben, was auch in unser Musik wiederzuerkennen ist. MUSTASCH und SPIRITUAL BEGGARS sind leichter auszurechnen, man weiß, was einen vom ersten bis zum letzten Song erwartet. Bei ELECTRIC EARTH kann man sich da nie so sicher sein. Manche Hörer möchten gerne wissen, was sie serviert bekommen, aber wir hoffen, dass wir Hörer anlocken können, die auf Veränderungen eingestellt sind und sich mit der Zeit weiterentwickeln können. Weißt du, ein guter Song ist und bleibt ein guter Song, egal welchem Stil oder Genre er angehört. Ein Teil der Presse scheint damit ein Problem zu haben, aber ich bin der Meinung, dass Musik genau so sein sollte.
Wie groß ist in Schweden der Markt für Eure Musik? Und seid ihr dort schon einigermaßen bekannt?
Ich würde sagen, es gibt einen Markt von nicht zu unterschätzender Größe, aber das Radio und die Presse tun ihr Äußerstes, um diese Tatsache zu ignorieren, was wirklich abscheulich ist. Den Verkauf betrachtend ist der Markt in Schweden klein und die Verkäufe von Rockbands daher auch recht gering. Ich würde sagen, dass wir im Moment einen Schritt von den großen Festivals entfernt sind und ich hoffe, dass dieses Album uns helfen wird, die Dinge zu unseren Gunsten zu wenden.
Habt Ihr schon mal außerhalb von Schweden gespielt? Kann man Euch in nächster Zeit mal in Deutschland auf der Bühne sehen?
Wenn es ums Touren geht, würden wir definitiv gerne nach Deutschland kommen. Ich war ziemlich oft dort, als ich noch bei GOOSEFLESH aktiv war und natürlich hatten wir eine deutsche Plattenfirma (High Gain). Deutschland ist ein schönes Land mit Hardrock-Fans, die mit Leib und Seele bei der Sache sind. Ob es mit ELECTRIC EARTH auch klappen wird? Wir werden uns gedulden und abwarten müssen. Wenn die Fans, Promoter und Festivals uns haben wollen – Wir werden da sein!
Das neue Album erscheint beim legendären belgischem Label Mausoleum Records. Erzähl mal wie es zu dem Vertrag gekommen ist.
Wir haben unsere Musik zu mehreren Plattenfirmen rund um den Globus geschickt und Mausoleum war eine der Firmen, die geantwortet haben. Es gab uns ein gutes Gefühl, dass sie in Europa gut etabliert sind, und sie scheinen gute und realistische Gedanken über das Geschäft zu haben. Wir hoffen, dass es sich als eine lange, dauerhafte Beziehung mit vielen guten Ergebnissen entpuppen wird.
Erscheint das Album nur in der Digipak-Version, die ich bekommen habe oder auch als normales Jewel-Case?
Die erste Pressung ist eine Digipak-Pressung. Ob die nächste eine Jewel Case oder wieder Digipak-Version sein wird, kann ich nicht sagen. Über diese Sache ist noch nicht entschieden worden.
In welchen Länder erscheint das Album denn überall?
Das Album wird neben allen europäischen Ländern auch in Japan, USA und Kanada veröffentlicht werden. Was danach kommen wird, werden wir sehen.
Ich habe irgendwo noch etwas über eine neue EP mit Coverversionen von euch gelesen. Ist diese schon älter oder erscheint die noch?
Die EP „Selling Souls“ wird in limitierter Auflage erscheinen und nur auf unserer Homepage und bei unseren Shows verkauft werden. Wir hatten die Möglichkeit, ein paar Coversongs mit zwei der großartigsten schwedischen Rockmusiker zu machen: Mathias “IA” Eklundh von FREAK KITCHEN leistete einen tollen Beitrag bei dem KISS–Klassiker “I Want You” vom dem 1976er “Rock And Roll Over”–Album. „IA“ und ich sind beide große KISS-Fans und es hat uns eine Menge Spaß gemacht.
Zak Tell von CLAWFINGER interpretiert Robert Plant beim LED ZEPPELIN-Klassiker „Heartbreaker“ auf CLAWFINGER-Art. Ein Wahnsinnspaß, wenn ich das mal so sagen darf.
Um die Scheibe ein bisschen interessanter zu machen, nahmen wir auch noch ein paar neue ELECTRIC EARTH-Songs auf, die wir exklusiv für die EP geschrieben haben: „Bring On The Storm“ und „Unicorn“. Die vier Songs wurden in unser Heimatstadt Trollhättan zusammen mit unserem Freund Valle Adzic von den Death-Trashern IMPIOUS, der in seiner Freizeit ein Aufnahmestudio betreibt, aufgenommen. Zu bekommen ist die EP in Kürze über unsere Homepage (www.electricearth1.com).
Was steht als nächstes bei euch auf dem Plan?
Wir werden mit dem neuen Album im Schlepptau live auftreten und soviel Promotion wie möglich machen. Nach Veröffentlichung der EP werden wir wohl mit dem Schreiben für „Vol III“ anfangen. Wir haben schon eine Menge Ideen für die Scheibe; wie üblich geht es bei ELECTRIC EARTH also mit voller Geschwindigkeit voran. Ich hoffe, wir werden die Möglichkeit haben zu euch nach Deutschland zu kommen, um ein paar Gigs zu spielen.
Und dort sollten dann, wie gesagt, Fans erdigen Sounds der verschiedensten Couleur zur Stelle sein.
Lars Schuckar
(Info)
Alle Reviews dieser Band:
- Electric Earth - Vol II - Words Unspoken (2007)
- Electric Earth - Electric Earth (2018)