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Paolo Fresu: Kind Of Miles (Review)
Artist: | Paolo Fresu |
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Album: | Kind Of Miles |
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Medium: | CD/Download/Do-LP | |
Stil: | Jazz mit Miles-Davis-Meilenstiefeln |
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Label: | Tük Music | |
Spieldauer: | CD/Do-LP/DL | |
Erschienen: | 17.01.2025 | |
Website: | [Link] |
„Der Trompeter Miles Davis hat dem Jazzrock auf die Sprünge geholfen.“ (Peter Kremper in der 'Arte Edition' der dreibändigen Reclam-Ausgabe „Rock Klassiker“)
Der italienische Ausnahmetrompeter PAOLO FRESU ist zurück und gibt nicht nur wieder mit seiner Trompete die jazzigen, aber auch melodischen und balladesken Töne an, sondern bekennt sich schon im Albumtitel zu seinem ganz großen Vorbild. Denn er verweist auf einen anderen fantastischen Jazz-Musiker, der den Mittelpunkt von „Kind Of Miles“, dem neuen Album des Jazz-Trompeters PAOLO FRESU, ausmacht.
Fresu selber ist Preisträger zahlreicher Auszeichnungen, Professor und Leiter verschiedener italienischer und internationaler Institutionen, und bei Konzerten und Aufnahmen vieler namhafter Jazz-Musiker gefragter Gastmusiker, der neben der Trompete zugleich das Flügelhorn perfekt zu spielen versteht.
Besonders sein Trompetensound ist außergewöhnlich und immer wieder werden Vergleiche zu MILES DAVIS, dem einzigartigen Trompeter, der sogar dem progressiven Rock spätestens 1969 nach „Bitches Brew“ die Trompetentöne beibrachte, gezogen. Im Falle von „Kind Of Miles“ gibt es aber eine ganz andere Bezugsgröße zwischen Fresu und Davis – natürlich das legendäre „Kind Of Blue“-Album aus dem Jahr 1959, das 43 Jahre nach seinem Erscheinen in die Grammy Hall Of Fame aufgenommen wurde und zugleich als Schlüsselalbum des modalen Jazz gilt.
Getreu der „Kind Of Blue“-Prämisse, bei der auch ein außergewöhnlich hervorragender räumlicher Stereo-Ton und exzellent klare Töne das gesamte Klangbild ausmachten und gänzlich neue Maßstäbe setzten, überlässt PAOLO FRESU auf seinem „Kind Of Miles“ nichts dem Zufall und vollendet seine Art der Interpretation dieses wohl bekanntesten und mit erfolgreichsten Albums der gesamten Jazz-Geschichte, wobei Fresu Trompete und Flügelhorn spielt, wobei ihn, wie auf dem Davis-Album, jede Menge Musiker, besonders an den Tasteninstrumenten, aber auch weiteren Blasinstrumenten sowie Bass und Schlagzeug begleiten. Im Gegensatz zu „Kind Of Blue“ greift Fresu sogar auf zusätzliche elektronische Klangerzeuger zurück und bringt gleich mehrere Synthesizer mit ins Spiel.
Womit wir bereits bei einem sehr interessanten Aspekt dieses Doppel-Albums wären. Denn es ist wirklich zweigeteilt. Eine LP umfasst die akustische Seite, auf der Fresu Trompete und Flügelhorn spielt und sich von Kontrabass und Schlagzeug begleiten lässt, wobei er unverkennbar die Trompete im Stile eines MILES DAVIS spielt.
Auf der zweiten LP fügt Fresu jede Menge 'Multieffects' hinzu, während seine Begleiter größtenteils auf elektrische Instrumente (E-Gitarre, Vintage-Keyboards, Synthesizer, E-Bass usw.) zurückgreifen und dabei mitunter eine wahrhafte Jazz-Rock-Pop-Atmosphäre entfalten, von der einer der schönsten Momente das (viel zu kurze) „Berlin“-Stück mit fetten Synthesizer-Ausflügen und Funk-Rhythmen ist, aber auch der LP-Opener mit der recht abgefahrenen und zugleich wundervoll harmonischen Version des CINDY LAUPER-Klassikers „Time After Time“ begeistert, deren Motiv Fresu dann offensichtlich auch auf dem von ihm geschriebenen Stück „Venere“ wieder aufgreift, das die zweite LP abschließt und so den Kreis der jazz-pop-rockigen zweiten LP eindrucksvoll abschließt.
Zudem sind in den Aufnahmen auch die voluminösen Bass-Momente – man höre nur mal genauer bei „Violet“ hin – absolute Hinhörer, die sich druckvoll aus den Boxen jeder besseren Musikanlage sofort im ganzen Raum breitmachen. Wer hier auf einen hohen Lautstärkepegel setzt, der kann sich zudem voller Inbrunst das wilde Spiel seiner Tieftöner reinziehen, die ordentlich im Rhythmus mitschwingen. Aber Vorsicht – hier werden echte Grenzen ausgelotet!
So entsteht auf diesem Album, getreu dem Grundsatz "Gegensätze ziehen sich an!“, ein elektro-akustisches Kleinod der musikalischen Wechselwirkung zwischen einerseits klassisch und andererseits rockig angehauchtem Jazz, der einen so oder so – natürlich ein wenig Jazz-Affinität vorausgesetzt – zu begeistern versteht, auch wenn der hier in die Tasten hauende Kritiker die Jazz-Rock-Seite des großen, zwischenzeitlich schon fast 64 Jahre alten italienischen Trompetenmeisters noch ein wenig mehr fasziniert.
Summa summarum gilt für „Kind Of Miles" ohne Einschränkung: Eine wirklich unglaubliche Spannbreite großartiger, von der Trompete bestimmter Jazz-Musik, die PAOLO FRESU weit ausholend in Form der beiden MILES DAVIS-Gesichter (dem akustischen wie elektrischen) hier präsentiert und somit den Beweis erbringt, dass er ein absolut würdiger Davis-Nachfolger ist. Schade, dass der so geehrte amerikanische Jazz-Trompeter, der 1991 infolge eines Schlaganfalls verstarb, diese Hommage an seine Person und sein außergewöhnliches, unvergleichliches Trompetenspiel nicht mehr erleben darf. Er wäre garantiert sehr stolz auf seinen italienischen Trompeten-Bruder im Geiste gewesen!
FAZIT: Eine Aussage von Albert Camus ziert beim Öffnen des Gatefoldcovers der Doppel-LP „Kind Of Miles“ von PAOLO FRESU eine ganze Seite, die da lautet: „Mythen sind für die Phantasie gemacht, um sie zu beleben.“ Und so rankt sich das komplette Doppel-Album des italienischen Trompeters um den Mythos MILES DAVIS und lässt PAOLO FRESU selber zum Mythos werden, der auf akustische und elektrische Art im besten „Kind Of Blue“-Sinne (dem bekanntesten und erfolgreichsten Davis-Album aus dem Jahr 1959) besagtem Album in Form einer großartigen Hommage huldigt. Und der zudem die außergewöhnliche Eigenschaft besitzt, seine Trompete tatsächlich 'singen zu lassen', wie man es ebenso dem guten Miles nachsagte. Man muss schon ein ganz Großer sein, um einem ganz Großen auf diese musikalische Art die höchste Ehre zu erweisen!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (19:19):
- Back Out (3:56)
- It Never Entered My Mind (6:32)
- Summertime (4:28)
- Ichnos (4:23)
- Seite B (17:47):
- I Loves You Porgy (7:24)
- Diane (5:30)
- Autumn Leaves [Take Two] (4:53)
- Seite C (16:30):
- Time After Time (4:50)
- MalaMiles (4:04)
- Berlin (2:54)
- Call It Something (4:42)
- Seite D (17:43):
- Call It Nothing (5:48)
- Violet (4:13)
- Orange (3:49)
- Venere (3:53)
- Bass - Federico Malaman, Marco Bardoscia
- Gitarre - Bebbo Ferra
- Keys - Dino Rubino, Filippo Vignato, Federico Malaman
- Schlagzeug - Christian Meyer, Stefano Bagnoli
- Sonstige - Paolo Fresu (Trompete, Flügelhorn), Filippo Vignato (Posaune), Filippo Vignato, Federico Malaman (Synthesizer), Bebbo Ferra, Marco Bardoscia (Multieffekte)
- „Legacy“ + „(next) Legacy – Limited Vinyl Edition“ (2024)
- Kind Of Miles (2025) - 14/15 Punkten
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