Da sind sie wieder – die drei singenden Gitarristen aus den ehemals legendären Glam- und Glitter-Rockbands SWEET, 10CC, SMOKIE und THE HOLLIES. Kein Wunder, dass die nunmehr älteren und bei weitem nicht mehr ganz so glitzernden Herren umgehend bei ihrer Gründung als FRONTM3N im Jahr 2016 schon auf eine riesige Fan-Gemeinde zurückgreifen konnten und aus materieller Sicht eigentlich nichts schief gehen konnte bei ihren neuen Unternehmungen.
Wie aber ist es eigentlich bei den drei ehemaligen Band-Alphatieren um die musikalische Sicht bestellt?

Natürlich gibt’s aus dieser Sicht zwar nichts Sensationelles zu berichten, aber dafür wird echt gewohnte, seit langem liebgewonnene akustische Hausmannskost geboten, die besonders für all diejenigen sehr schmackhaft ist, die noch gerne in Erinnerungen an die sehr erfolgreiche MTV'unplugged'-Serie schwelgen. Im Falle von „Guitars & Harmonies (The Live Studio Session)“ nur auf Tonträger und nicht in der Flimmerkiste.

Die 14 Songs laden allesamt zum Tanzen und Schwelgen in den schönsten Harmonien und Melodien ein, umgesetzt mit jeder Menge akustischen Gitarren und Solo- wie Satzgesängen. Das passt bestens zusammen und keiner der drei versucht sich irgendwie in den Vordergrund zu spielen, sondern sie ziehen und singen an einem Strang und klingen dabei – auch bei der Vielzahl der durch sie gewählten Cover-Versionen – wie die musikgewordene Erinnerung an eine Zeit, in der man eben ohne jegliche Computer und übertriebenen technischen Schnickschnack auf echte analoge Musikhandarbeit setzte.

„Guitars & Harmonies (The Live Studio Session)“ lässt also einerseits zeitlose Klassiker genauso wie sich bestens einpassende Originalkompositionen als besondere Akustik-Versionen erklingen, die vor und mit kleinem ausgewähltem Publikum in den Studios 301 in Frankfurt am Main aufgenommen wurden. Und sie beweisen durch diese 'Live im Studio'-Atmosphäre, was die drei Herren auch heute noch draufhaben und wie wunderbar frisch, unverbraucht – und ja, auch jugendhaft – noch immer ihre beeindruckenden Stimmen klingen.

Vielleicht sollte man in Zeiten wie diesen ganz besonders den Song „Peace And Love“ hervorheben, denn er ist einerseits ein gewisses Schwelgen in der Zeit der Flower-Power-Generation, in der übrigens der absolute und unverrückbare Leitspruch eben „Frieden und Liebe“ oder noch deutlicher: „Make love no war“ (Liebt euch statt Krieg zu treiben) war, der nunmehr zur Phrase verkommen und anscheinend in Vergessenheit geraten ist, weil wohl andere Interessen in diesen Zeiten wichtiger erscheinen – und dazu führen, dass auch genau diese Blumenkinder und ihrer Altersgenossen sowie die ihnen folgenden Generationen heutzutage mit dafür eine Verantwortung tragen, dass „but when we opened the door / The world that we saw had slipped away“.
Eine traurige Erkenntnis, doch es liegt eben an uns, ob wir „A little hope, a little faith, a little peace“ und „I know it's all we need / Some peace and love“ wieder für uns entdecken.

Aber auch die Cover-Version einer der schönsten (und zugleich schmalztriefendsten) Balladen aller Zeiten aus dem Jahr 1975, „Sandy“ von THE HOLLIES, ist ein echter Gänsehauttreiber des Albums.

Ebenso stimmt das ganze Drum und Dran an dem Album, bei dem an keiner Stelle geschludert wurde: der großartige, kristallklare Stereo-Sound und die Verpackung im dreiflügeligen Digipak samt 20-seitigem Booklet mit allen Texten und sehr gelungenen Fotos von den Musikern, denen man vielleicht ihr Alter schon etwas ansieht, aber keinesfalls – sowie die CD ihre 50-minütige Runde dreht – anhört.

FAZIT: Schon als sich die Gitarristen wie Sänger von SWEET, 10CC und THE HOLLIES in dieser Besetzung im Jahr 2016 zu FRONTM3N vereinten, erzielte das ein riesiges Aha-Erlebnis und sie blieben in dieser Kombination auch den hochgesteckten Erwartungen ihrer ehemaligen wie neuen Fans nichts schuldig. Mit „Guitars & Harmonies (The Live Studio Session)“ legen sie nunmehr einen weiteren, rein akustischen Beweis ihres Könnens vor, um ihre beeindruckenden Stimmen und Live-Qualitäten als Band anhand von Cover- und eigenen Songs auf absolut hohem, ewig junggebliebenem Niveau zu präsentieren, wobei auch der Sound und die Verpackung von „Guitars & Harmonies (The Live Studio Session)“ allererste Sahne ist. Hier glittert und glimmert zwar nichts mehr, dafür leuchtet es aber im besten Akustik-Klang.