Partner
Services
Statistiken
Wir
Anna B. Savage: You And I Are Earth (Review)
Artist: | Anna B. Savage |
|
Album: | You And I Are Earth |
|
Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Singer/Songwriter, Folk- und Indie-Pop |
|
Label: | City Slang | |
Spieldauer: | 31:24 | |
Erschienen: | 24.01.2025 | |
Website: | [Link] |
Wenn man „You And I Are Earth“ - das dritte Album der inzwischen in Irland lebenden Londoner Songwriterin ANNA B. SAVAGE - als „bodenständig“ und „in den Folktraditionen der grünen Insel verwurzelt“ bezeichnen möchte, so ist das nicht bloß so dahergesagt: Dass ANNA B. SAVAGE ihren Lebensmittelpunkt – der Liebe wegen – an die irische Küste verlegte, wirkte sich insofern prägend auf ihr aktuelles Projekt aus, als dass sich „You And I Are Earth“ tatsächlich als Sammlung von vollkommen unsentimentalen Liebesliedern präsentiert, in denen die Songwriterin nicht nur ihren Emotionen Ausdruck verleiht, sondern obendrein auch ihre Verbundenheit mit der Natur zum Thema macht.
Auch stilistisch hat dies Folgen: Legte Anna bislang immer viel Wert darauf, ihre Songs mit großer Ernsthaftigkeit in einem mystischen Noir-Setting anzusiedeln, so präsentiert sie sich schon seit einiger Zeit von einer anderen Seite, die sich mit „casual“ nicht ganz unzutreffend charakterisieren ließe. Eine bewusste Entscheidung, denn – wie sie selbst feststellt – ist ANNA B. SAVAGE das neue Material nicht etwa mit einem neuen, versöhnlicheren Mindset angegangen, sondern mit der Absicht, dem Hörer ein angenehmes, unkompliziertes Hörerlebnis zu verschaffen. Entsprechend ihrer momentan ausgeglichenen, glücklichen Gemütslage entschloss sie sich dazu, nunmehr über die schönen Dingen in ihrem Leben zu singen, nachdem sie zuvor oftmals die weniger schönen in ihren Songs thematisiert hatte.
Da sie auf ihren beiden ersten Alben „A Common Tern“ und „in|FLUX“ bereits eindrucksvoll ihre musikalischen Fähigkeiten als Gitarristin und Komponistin mit zunehmend komplexer werdenden Songs zur Schau gestellt hatte, ging es ihr dieses Mal um etwas anderes: In den neuen Songs wollte sie ihre Liebe zu ihrem Partner und zu ihrer neuen Heimat zum Ausdruck bringen.
„Lighthouse“ etwa ist eine geradlinige Liebeserklärung an den besagten Partner, während „Donegal“ die Schönheit der irische Küste auslobt.
„Mo Cheol Thú“ ist zudem der erste Track, den ANNA B. SAVAGE auf Gälisch vorträgt.
Ihre Erdung und Erdverbundenheit bringt sie dann im Titeltrack zum Ausdruck – wie auch in dem Track „Agnes“, in dem sie sich mit einem durch die Gastsängerin ANNA MIELKE repräsentierten mythologischen Alter-Ego unterhält, das – wie sie sagt – ihrer persönlichen Folklore entsprungen sei. Die therapeutische Selbstzerfleischung vergangener Tage spielt in diesem Zusammenhang dann (zum Glück) keine Rolle mehr.
Um ihre Absichten zu verwirklichen, wählte die Musikerin den Weg, ihre Songs überwiegend akustisch zu arrangieren, was diese vereinfachte und in die Folk-Richtung lenkte. Nicht im Sinne einer Reduktion, sondern indem sie sich konventionellerer Strukturen und nicht zuletzt verständlicher und nachvollziehbarer Elemente, wie Wiederholungen, Melodien und Refrains aus der Pop-Musik, bediente.
Das Ergebnis sind dann Tracks wie „... For You In My Sleep“ oder auch „Agnes“, die eher aufgrund solcher Aspekte im Gedächtnis bleiben, als durch die Bewunderung ihrer Virtuosität. Eine Pop-Musikerin ist sie deswegen noch lange nicht, aber es gelingt ihr, Kopf, Bauch und Herz in den neuen Tracks schlüssig zusammenzuführen.
ANNA B. SAVAGE schlug den Weg der Vereinfachung wohl auch deshalb ein, weil sie – wie sie selber sagt – sich und anderen heute nichts mehr beweisen müsse und das Schreiben einfacherer Songs genauso als Herausforderung betrachtet.
Es ist kaum zu glauben, aber die versöhnlichen Songs für „You And I Are Earth“ entstanden teilweise im selben Zeitraum wie jene für ANNA B. SAVAGEs wesentlich exaltierteres, spannungsgeladeneres Vorgängeralbum „in|FLUX“. Insofern ist das neue Werk also gewiss kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis eines metikulösen Planungs- und Entscheidungsprozesses, an dessen Ende dezidiert die Repräsentation zweier unterschiedlicher Facetten der Künstlerin im Zentrum stand.
FAZIT: „You And I Are Earth“ ist bewusst als das bislang zugänglichste Album der inzwischen in Irland lebenden Songwriterin ANNA B. SAVAGE angelegt. Es verzichtet fast vollständig auf die nervöse Spannung, die Düsternis sowie die teils irritierend komplexe Virtuosität der Vorgängeralben und zeichnet sich durch eine bislang ungewohnte Melodiösität, inhaltliche Geradlinigkeit und eine entspannte, folkige Umsetzung aus. Diese neue 'Gefälligkeit' und Geradlinigkeit steht der britischen Songwriterin wahrlich nicht schlecht zu Gesicht, denn auf diese Weise entstanden auch ihre bislang schönsten Songs.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Talk To Me
- Lighthouse
- Donegal
- Big & Wild
- Mo Cheol Thú
- Incertus
- … for You In My Sleep
- Agnes
- You & I Are Earth
- The Rest Of Our Lives
- Gesang - Anna B. Savage
- Gitarre - Anna B. Savage
- in|FLUX (2023) - 13/15 Punkten
- You And I Are Earth (2025) - 12/15 Punkten
-
keine Interviews