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One Tape: Monologe mit dir (Review)

Artist:

One Tape

One Tape: Monologe mit dir
Album:

Monologe mit dir

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Deutsch-, Indie-, Punk-Rock

Label: Langstrumpf Records
Spieldauer: 36:49
Erschienen: 24.11.2023
Website: [Link]

Welch interessanter Albumtitel, der sofort Neugier weckt: „Monologe mit dir“???
Bekanntlich kann man einen Monolog ja nur mit sich selbst führen – wenn man diesen mit einem Anderen bzw. einer Anderen führt, dann stimmt in dieser Beziehung definitiv etwas nicht.
Oder aber man spricht zu sich, um das rauszulassen, was man sonst in sich selber hineinfressen würde…
...und hier kommen wir dem aktuellen Album von ONE TAPE, die bereits den 10. Geburtstag ihres Bestehens feiern, schon verdächtig nahe, selbst wenn ihre Probleme sich kaum über den alltäglichen Frust und die ewigen Bedenken einer studentischen Wohngemeinschaft hinausbewegen zu scheinen.

Außerdem ist es eine feine Sache für einen Kritiker, wenn er auch mal über 'Kacke' schreiben kann – oder solch einen Song wie „Ich mach den Abend kacke“.
Das hat alles Potenzial – aber so richtig zu nutzen verstehen ONE TAPE, trotz eines neuerdings sogar zweiten Gitarristen, dieses noch nicht.

Zuerst heißen uns darum ONE TAPE erst einmal in der Fassungslosigkeit herzlich willkommen und starten mit ihrem Album rockig und melodiös durch. Ein Album, aus dem uns von Anfang bis zum Ende hin immer wieder die TOTEN HOSEN oder auch SELIG zu grüßen scheinen.

Aber auch der tausendmal berührte KLAUS LAGE kriegt bei den fünf um zehn Jahre gealterten Jungs nunmehr sein Fett weg – durch ein freches Wortspiel in „Klaus' Lage“, wenn's im Grunde um den Suff sowie die GeLAGE dabei und die damit verbundenen berauschenden Liebesgeständnisse geht: „Und im Rausch sagst du mir, dass du mich magst, du hast mich tausendmal berührt...“
Puh – eine feine Zukunftsvision, basierend auf einem Song aus dem Jahr 1984, als noch eine Mauer stand und bei den Discos in Ost wie West gehörig was abging. Für „Klaus' Lage“ trifft das nicht wirklich zu.

Insgesamt kommt die Musik etwas eintönig rockend daher und die Botschaften hinter einigen Texten sind mitunter ziemlich fragwürdig – und eben doch mehr von Egoismus oder Selbstmitleid als vom Weltenwohl und Mitgefühl geprägt – mit dem man sich heutzutage viel zu gerne rausreden kann, um beispielsweise die Verantwortung für eine Familie und eigene Kinder zu übernehmen. Hätten das meine Oma und mein Opa in Nachkriegszeiten gesungen, ich würd's verstehen und in logischer Konsequenz würd's auch mich nicht geben – aber in Zeiten wie diesen ist das im Grunde ein frustiger, kleingeistiger, selbstverliebter Witz.
Hey! Bitte! Setzt einfach Kinder in die noch nie gerechte oder dauerhaft friedliebende Welt, kümmert euch um sie und macht damit diese/eure Welt ein bisschen besser, statt diesen eigenartigen Pessimismus wie in „Kind in dieser Welt“ zu verbreiten und euch mit all den Neurosen der modernen Zeit herumzuschlagen und zu dem Ergebnis zu kommen, dass man in dieses Zeitalter keine Kinder setzen sollte.

Oder, ihr lieben musikalischen Sauerländler, hört einfach mal einen viel zu früh verstorbenen GUNDERMANN, der auf ganz andere Weise sein Leben besingt, in das er trotzdem (auch im damaligen Mauer-Zeitalter) mehrere Kinder setzte und mit seiner Musik diese Welt tatsächlich ein wenig besser werden ließ: „wir füttern drei kinder / und dazu drei katzen / wir müssen dazu nicht mehr / den kitt vom fenster kratzen / wenn wir bargeld brauchen / dann schreiben wirn scheck / früher brachten wir dann immer / die leeren flaschen weg“. Oh ja, nach solchen lyrischen und menschlichen sowie musikalischen Qualitäten sehnt man sich. Doch davon sind ONE TAPE meilenweit entfernt.

Da passt hingegen „Am Abgrund stehen“ nur zu gut und der letzte Song „5€ Cappuccino“ ist nur noch der pure Witz, wenn man jemandem zum Vorwurf macht, dass er einen Cappuccino für 5 Euro trinkt, während es bei dem singenden Ich nicht mal für eine Tetrapak Wein reicht. Schön, wenn das der Lebensinhalt und die Draufsicht auf unsere Zeit ist. Leute… Was sind das nur für Probleme?

Hier singen am Ende dann doch nur ein paar Studenten mit Luxus-Problemen, die wohl irgendwann wahrscheinlich genau da ankommen, woran sie momentan ihren Frust abarbeiten…

In diesem Falle kommen die mit einer gewissen Ironie versehenen Songs am Anfang des Albums deutlich besser an und passen zum Album-Titel, der so viel verspricht und viel zu wenig hält, weil es zum Ende hin mitunter wie eine singend Klageschrift klingt, die man gerne 'Dialog mit meinem kleinbürgerlichen Feind' nennen könnte, aber nicht „Monologe mit dir“.
Und was mache ich jetzt am besten?
Aber klar doch: „Ich mach den Abend kacke“ (Übrigens einer der besten Titel des Albums!) und beende besser diese Review und höre mal wieder Gundermann...

FAZIT: Wenn Alternative Rock auf ein klein wenig Punk und deutschsprachige Texte, die zwar nicht wirklich viel zu sagen, dafür aber umso mehr zu kritisieren haben, trifft, dann dürfen wir uns auf die (wie's erscheint) singende Studenten-Gemeinschaft ONE TAPE freuen, die laut eigener Aussage mit ihren Anfang-20-Lenzen schon zehn Jahre Musik machen und es dabei mit diesem Album nach „Raus“ und „Goldfischglas“ auf ihren dritten Musik-Streich bringen. Eine Study-Boy-Group der härteren Sorte eben, welche auf „Monologe mit dir“ etwas mehr auf Nachhaltigkeit hätte setzen sollen – und zwar die Nachhaltigkeit ihrer schon tausendmal so oder ähnlich gehörten Musik und Texte, die in gewisser Weise der digital immer verpeilteren Generation Z näher sind als allgemeingültig interessanten Botschaften, die sich bitte auch mal über den Tellerrand hinauslehnen dürfen. Feine Mucke für die nächste Studenten-Party...

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1811x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 7 von 15 Punkten [?]
7 Punkte
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Tracklist:
  • Herzlich willkommen in der Fassungslosigkeit
  • Drei Straßen weiter
  • Klaus' Lage
  • Das Telefon
  • Ich mach den Abend kacke
  • Komm raus
  • Schräg gegenüber
  • Kind in dieser Welt
  • Niemals allein
  • Am Abgrund stehen
  • 5€ Cappuccino

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Mathis
gepostet am: 30.01.2024

Danke Thoralf für deine ehrliche Review. Schade, dass dich unsere Platte nicht überzeugen konnte.

Hau rein Meister!
Thoralf Koß
gepostet am: 30.01.2024

Vielen Dank Mathis für deinen ebenso fairen Kommentar. Wenn du wüsstest, wie oft ich schon als Ober-Arschloch bezeichnet wurde. Der 'Meister' wird also weiter reinhaun - und ihr versucht nochmal intensiver über eure Texte nachzudenken, dann gibt's beim nächsten Album sicher eine bessere Bewertung. Haut rein, Jungs!
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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