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Julian Dawson: 4th Of July (Review)

Artist:

Julian Dawson

Julian Dawson: 4th Of July
Album:

4th Of July

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer/Songwriter, Folk, Art Pop

Label: Magic Mile Music
Spieldauer: 47:38
Erschienen: 05.07.2024
Website: [Link]

Wie alt man selber als musikbegeisterter Zeitgenosse wird, stellt man immer erst dann (oftmals ein wenig bedrückt) fest, wenn man das Alter der Musiker, für die man sich ein Leben lang begeisterte, im Rahmen derer neuen Veröffentlichungen verfolgt. Einer der noch heute – eigentlich völlig zu unrecht – unbekannteren Musiker ist der Mann aus London, welcher mit seinem Hit „How Can I Sleep Without You“ 1991 eine besonders schöne Hymne der Folk-Pop-Musik schuf. Ein Evergreen eigentlich, selbst wenn dieser eben doch nicht so ewig andauerte, was dieser hypnotische Hookline-Song eigentlich nicht verdient hatte. Vielleicht wird diese Tatsache, welch großartiges Potenzial hinter dem Song steckt, nun doch so einigen anno 2024 gewahr!


Jedenfalls feierte der außergewöhnlich talentierte JULIAN DAWSON am 4. Juli 2024 seinen 70. Geburtstag – und zwar auf ganz besondere musikalische Art, indem er dies mit vielen der Musiker tat, mit denen er im Laufe seiner fast 50-jährigen Karriere mehr oder weniger eng zusammengearbeitet hat.
Zugleich ist damit natürlich auch geklärt, warum diese vom Sound her richtig gut klingende LP den Titel „4th Of July“ trägt. Dawson beschenkt sich selber, sodass wir mit ihm gemeinsam durch seine sich über Jahrzehnte erstreckende Musiker-Karriere reisen, die es insgesamt in diesem Falle auf gerade einmal zwei LP-Seiten mit knapp 50 Minuten Laufzeit bringt.


Hierbei bewegte sich Dawsons Musik immer irgendwo zwischen Blues, Folk, Country, dem 60er/70er-Jahre-Rock oder hymnischen Pop. Sogar bei BAP spielte der Engländer, für den Frankreich zur Wahlheimat wurde (da er zutiefst von den Brexit-Vorgängen seines Landes erschüttert ist), ausgiebig Mundharmonika und begleitete die Niedecken-Mannen auch auf deren Live-Touren, wovon die „Övverall“-Konzertveröffentlichungen ein aussagekräftiges Bild darstellen, genauso wie es auch sein Einsatz im Rahmen des diesjährigen Konzerts zu Ehren des Lebenswerks von Martin Scorsese bei der Berlinale taten.


Noch spannender wird für viele sicher die Tatsache sein, dass Dawson sogar in den CAN-Studios am Projekt THE FLOOD gemeinsam mit Jaki Liebezeit von der experimentellen Krautrock-Legende CAN und Rosko Gee von TRAFFIC zusammenarbeitete, was allerdings auf diesem 'Geburtstagsalbum' „4th Of July“, das größtenteils recht ruhig ausfiel, kaum mehr zu hören ist.
Ähnlich wie bei seiner ehemaligen, 1972 von Iain Matthews (FAIRPORT CONVENTION) gegründeten, sich am Country- und Folkrock-orientierenden Band PLAINSONG bewegt sich Dawsons Musik auf diesem Album zwischen Blues, Pop, Folk und Singer/Songwriter.
Krautrock gibt’s hier genauso wenig zu erleben wie härter rockende, elektrifizierte Songs. Das Geburtstagsalbum lebt vordergründig von Emotion und Akustik und der außerordentlichen Dawson-Stimme, die viele Begleiter als Duett-Partner oder Chorus erhält. Hierfür ist besonders die Gästeschar, welche gemeinsam mit ihm musiziert, sehr reichhaltig aufgestellt und erstreckt sich von LUCINDA WILLIAMS, die als kongeniale Duett-Partnerin im Rahmen seines diesmal in Richtung Country-Pop tendierenden Hits „How Can I Sleep Without You“ mit ihm auftritt oder VINCE GILL von den EAGLES (bei dem pop-rockigen „I Don't Feel Like Dancing“) bis hin zu IAIN MATTHEWS oder RICHARD THOMPSON und LARRY CAMPBELL.


Größtenteils sind es neben der unverkennbaren Stimme von JULIAN DAWSON die akustischen Gitarren sowie die Mundharmonika, die das musikalische Geschehen auf „4th Of July“ bestimmen – auch wenn es klare Ausnahmen gibt, wie den Bar-Swing-Song „When Loves Says Goodnight“, der das Album abschließt, oder die himmlische Klavier-Ballade „You're Listening Now“, bei der Nicky Hopkins seinen Gastauftritt am Klavier hat, während das provokante „Jesus And Judas“ sich deutlich dem Irish Folk zuwendet. Vieles basiert so in erster Linie als Dawsons Stimme betonender Singer/Songwriter-Stoff anstatt als übertrieben arrangierte, komplex angelegte Musik. Ja, der Mann feiert eben mit „4th Of July“ seinen 70. Geburtstag und lässt es, ganz dem Alter entsprechend, völlig zurecht betont ruhig angehen.


Erleichtert muss man zudem feststellen, dass zum Glück der Bonus-Titel, den beispielsweise die CD enthält (oder der bei Konzerten als Single-Zugabe der LP beigelegt wird) auf der offiziellen Vinyl-Ausgabe fehlt. Denn was hier Dawson gemeinsam mit STOPPOK und WOLFGANG NIEDECKEN geritten hat, eine Coverversion des NDW-Hits „Codo“ von DÖF zu präsentieren, bei denen der Song damals noch lustig rüberkam, während er in dieser Version nur peinlich ist, bleibt wohl das große Geheimnis des Dreiers, der eigentlich sonst immer großen Wert auf musikalischen wie textlichen Anspruch legte...


FAZIT: So klingt es, wenn sich der zwar großartige, aber insgesamt viel zu wenig bekannte britische – vom Brexit erschütterte und darum in Frankreich lebende – Sänger, Gitarrist und Mundharmonika-Spieler JULIAN DAWSON zu seinem 70. Geburtstag selber beschenkt und den Tag seiner Geburt gleich auf dem Album-Titel bekannt gibt. „4th Of July“ ist eine ruhige, größtenteils akustische Sammlung seiner Songs, von denen besonders sein einziger Hit „How Can I Sleep Without You“ als ein bewegendes Duett mit Lucinda Williams und Geiger Larry Campbell besticht. Ein einfach arrangiertes, dafür in seiner ganzen Schönheit aber umso bewegenderes Album, das dem Geburtstagsanlass bestens zur Ehre gereichert.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 647x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Seite A (24:12):
  • Under The Volcano (3:32)
  • I Love You Like I Love Myself (4:12)
  • Jesus And Judas (3:57)
  • I Don't Feel Like Dancing (4:42)
  • Lorraine Lorraine (3:08)
  • You're Listening Now (4:41)
  • Seite B (23:26):
  • That's Why God Made Saturday Night (3:59)
  • Guardian Angel (4:50)
  • How Can I Sleep Without You (4:44)
  • Just Can't Say No (3:44)
  • Move Over Darling (2:54)
  • When Love Says Goodnight (3:15)

Besetzung:

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