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Faye Webster: Underdressed At The Symphony (Review)

Artist:

Faye Webster

Faye Webster: Underdressed At The Symphony
Album:

Underdressed At The Symphony

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Soul-Pop

Label: Secretly Canadian
Spieldauer: 36:54
Erschienen: 01.03.2024
Website: [Link]

Eine wichtige Motivation für Songwriter, die sich nicht dem klassischen Storytelling verschrieben haben, ist ja das Bestreben, durch die eigene Musik zu sich selbst zu finden, das Erlebte zu analysieren und gegebenenfalls in therapeutischer Hinsicht zu einer gesunden Lebenseinstellung zu kommen. Mit dem Storytelling hatte es FAYE WEBSTER ja sowieso noch nie. Andererseits aber schien es die Musikerin aus Atlanta auch nicht darauf angelegt zu haben, sich psychologisch, persönlich oder politisch irgendwie positionieren zu müssen. Jedenfalls galt das für ihre ersten drei Alben. Erst mit dem letzten Werk „I Know I Am Funny Ha Ha“ schien sie einen Anker für sich selbst und ihre Musik gefunden zu haben und entdeckte die Selbstironie und den liebevollen Blick auf die kleinen Dinge des Lebens als Thema für sich.

Das lag daran, dass FAYE WEBSTER zu dieser Zeit ihr persönliches Glück gefunden hatte und dieses Glück nun auch mit heiterer Gelassenheit akzeptieren konnte. Das ist auch auf dem nun vorliegenden fünften Longplayer „Underdressed At The Symphony“ noch so: Regelrechte Geschichten oder musikalische Autotherapie lassen sich auch hier nicht wirklich finden, was wohl daran liegt, dass FAYE WEBSTER beispielsweise als Musikern, Fotografin, Designerin, Podcasterin, professionelle YoYo-Spielerin und Pokémon-Hustlerin so viele Interessen hat, dass sie gar nicht alleine auf die Musik angewiesen ist, um sich kreativ verwirklichen zu können.

Dafür ist FAYE WEBSTER etwas anderes auf bemerkenswerte Weise gelungen: Ihre Lyrics mit wenigen Worten auf den Punkt zu bringen und dabei dennoch lebendige Szenarien zu entwickeln. Mit dem Song „But Not Kiss“ etwa gelingt es ihr, mit dreizeiligen Strophen und dem Wort „Yeah“ als einzigem Refrain die ganze Komplexität, Ambivalenz und Vielschichtigkeit einer Liebesbeziehung zum Ausdruck zu bringen, während sie in dem Song „I'm Feeling Good Today“ in nicht einmal anderthalb Minuten durch die Beschreibung alltäglicher Details ihren derzeitigen Gemütszustand perfekt widerspiegelt, ohne ihn großartig erklären zu müssen. Der Track namens „Lifetime“ kommt mit noch weniger Worten aus – ist aber über 5 Minuten lang. Hier gibt es dann auch die Textzeile: „With No Conversation I Understand You Verbatim“ - was wohl bedeutet, dass FAYE WEBSTER auch im richtigen Leben nicht besonders viele Worte braucht.

Der Song „Lego Ring“, den sie mit ihrem ehemaligen Klassenkameraden LIL YACHTY einspielte, handelt eigentlich von nicht mehr als ihrem Wunsch, einen Ring aus Lego-Steinen besitzen zu wollen und in dem Track „Tttttime“ resümiert sie darüber, dass sie eben die Zeit habe, sich über solche Nichtigkeiten überhaupt Gedanken zu machen. Auch der Titeltrack erzählt im klassischen Sinn keine Geschichte, sondern beschreibt, wie sich die Musikerin in der Anonymität einer großen Menschenmenge fühlt und was das für sie bedeutet.

FAYA WEBSTER hat ihre musikalische Sozialisation in der Rap- und Hip-Hop-Szene ihrer Heimatstadt Atlanta erfahren – einer Community, der sie bis heute nahe steht und deren kreatives Potential sie auch für ihre eigene Musik anzapft, obwohl diese eigentlich ganz anderes ausgerichtet ist, was dazu führt, dass ihr ziemlich einzigartiger Mix aus teils orchestral ausgelebten Soul-, Country-, Jazz- und R'n'B-Elementen immer einen gewissen Twist aufweist, der sich bei einer reinrassigen Auslebung der genannten Stile eben nicht ergäbe. Auf Album #5 hat das zur Folge, dass in Tracks wie „Lego Ring“ oder „He Loves Me Yeah!“ abenteuerliche Soundeffekte zum Einsatz kommen, die nicht nur die melancholische Ennui aufbrechen, die sie ansonsten präferiert, sondern obendrein eine Möglichkeit aufzeigen, die Stimmung in eine wavig/poppige Richtung zu lenken.

Auch im Falle der eher geradlinig ausgeführten, sanft groovenden Soul-Pop-Balladen und Torchsongs wie „Thinking About You“, „Wanna Quit All The Time“ oder dem Titeltrack ist es dann Websters dezidiert naiv, unschuldig und manchmal auch lasziv angelegter, sphärenhafter Gesang, der in seiner unaufdringlichen Art in interessantem Kontrast zum geerdeten, organischen Sound-Design steht und das ganze Album prägt. Kurzum: FAYE WEBSTER hört man selbst dann gern zu, wenn die inhaltlichen Aspekte nicht im Zentrum stehen.

FAZIT: Auf ihren letzten beiden Alben – und mehr noch der 2022 veröffentlichten EP „Car Therapy Session“ - flirtete FAYE WEBSTER intensiv mit den Möglichkeiten, die sich durch die Einbeziehung eines Orchesters in Hinsicht auf die Arrangements ergeben. Wer nun damit gerechnet hatte, dass sie dieses Prinzip für ihr neuestes Album auf die Spitze treiben würde – zumal der Titel „Underdressed At The Symphony“ das nahelegt - der sieht sich vielleicht enttäuscht, denn bis auf wenige Akzente (vermutlich mit Orchester-Samples) geht es ihr auf diesem Werk weniger um Opulenz als vielmehr um verschiedene Klangfarben – insbesondere die Gitarrensounds betreffend. Das gereicht ihr keinesfalls zum Nachteil, denn musikalisch ist „Underdressed At The Symphony“ ihr bislang stärkstes Album geworden.

Ullrich Maurer (Info) (Review 2116x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Thinking About You
  • But Not Kiss
  • Wanna Quit All The Time
  • Lego Ring (ft. Lil Yachty)
  • Feeling Good Today
  • Lifetime
  • He Loves Me Yeah!
  • ebay Purchase History
  • Underdressed At The The Symphony
  • Tttttime

Besetzung:

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