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The No Ones: My Best Evil Friend (Review)

Artist:

The No Ones

The No Ones: My Best Evil Friend
Album:

My Best Evil Friend

Medium: CD/Download
Stil:

Gitarrenrock, Sixties-Pop, Power-Pop

Label: Yep Roc
Spieldauer: 40:29
Erschienen: 31.03.2023
Website: [Link]

Ob es augenzwinkernder Humor, Selbstironie oder Koketterie ist, dass THE NO ONES im aktuellen PR-Text zum neuen Album "My Best Evil Friend" gleich zu Anfang ihren Bandnamen (übersetzt "Die Niemande") auseinandernehmen? "No one is defined as nobody. An example of no one is how you would describe who is in an empty house. Not one person, nobody. The logical negation of someone." So weit, so unklar. Im besonderen Fall dieses Quartetts gibt es also vier Niemande, "und man kann sie alle in einen Raum packen, allerdings nicht sehr oft zur selben Zeit". Aha. Womit wir bei des Pudels Kern wären - denn diese NO ONES (zumindest zwei davon) sind im Gegenteil äußerst prominent und viel beschäftigt.

Als da wären: Peter Buck, berühmt geworden als Lead-Gitarrist der Alternative-Rock-Megaband R.E.M. bis zu deren Split 2011, danach in zahlreichen Bandprojekten wie The Minus 5, Filthy Friends oder The Baseball Project sowie als gefragter Studiomusiker aktiv; daneben der Sänger und Multiinstrumentalist Scott McCaughey, ebenfalls in all diesen Bands/Projekten tätig und zudem Kopf von den Young Fresh Fellows.

Ergänzend, aber keineswegs unwichtig für den Band-Sound von THE NO ONES, die jetzt den Nachfolger von "Great Lost No Ones Album" (2020) veröffentlicht haben, kommen zwei Skandinavier hinzu: Schlagzeuger/Keyboarder Arne Kjelsrud Mathisen und Gitarrist/Sänger Frode Strømstad, beide ursprünglich bei der norwegischen Powerpop-Kombo I Was A King, komplettieren die amerikanisch-europäische Partnerschaft. Als namhafte Vokalisten im Hintergrund tauchen unter anderem Debbi Peterson (The Bangles), Norman Blake (Teenage Fanclub) und Ben Gibbard (Death Cab For Cutie) auf.

Dass hier klassischer Ami-Folkrock mit einigen Britpop-Ingredienzen geboten wird, konnte man angesichts des gediegenen Line-Ups von Musiktraditionalisten und Sixties-Adepten durchaus ahnen. Dass diese bunte Truppe auf "My Best Evil Friend" aber so knackig-frisch, inspiriert und spielfreudig zu Werke geht, war wegen der Routine und möglicher Überbeschäftigung mancher Bandmitglieder nur zu erhoffen.

Schon der Opener "KLIV" kracht herrlich garagenrockig aus den Boxen, der Vergleich zum originellen Baseball Project mit Buck/McCaughey unter der Leitung von Steve Wynn (The Dream Syndicate) liegt hier nahe. Danach wird der Sound bei "304 Molino Way" schon etwas weicher, ehe die für Buck so typischen, klingelnden Jingle-Jangle-Gitarren im Stil von The Byrds so richtig aufdrehen. Der Song heißt übrigens "Phil Ochs Is Dead" - eine tiefe Verbeugung vor dem tragischen Protest-Folksänger der 1960er Jahre. Auch hinter dem edlen Midtempo-Stück "George (Song For)" verbirgt sich selbstverständlich eine Hommage - es geht um dem "stillen Beatle", und logischerweise singt die Gitarre hier sanft-freundlich wie einst bei Harrison selig, während die Gesangsharmonien so prachtvoll erblühen wie bei den Fab Four.

Ganz wunderbar ist auch "Blue Cheer Captain" - wie eigentlich alle Lieder von THE NO ONES dermaßen Sixties-beeinflusst, dass man sich auf einer musikalischen Zeitreise wähnt. Mit "Cameo Parkway" und "One Night At The Fillmore" präsentiert das Quartett seine Psychedelic-Seite. Auf "Throwdown in Whispertown" und weiteren Tracks der zweiten Albumhälfte wird weiterhin nach Herzenslust dem vollfetten, sonnigen Sixties-Gitarrenrock gefrönt. Klar, all diese Songs kommen ohne jeden Hauch von klanglicher Modernität oder inhaltlicher Relevanz aus - aber gerade das macht riesigen Spaß.

Nochmal Spotlight auf Peter Buck: Der inzwischen auch schon 66-jährige gebürtige Kalifornier scheint sich mit seinen diversen Projekten und Studio-Kooperationen (zuletzt Luke Haines) nach den großen R.E.M.-Jahren neben/hinter dem (sicher nicht unkomplizierten) Sänger Michael Stipe zu erfrischen wie in einem Jungbrunnen. Während Stipe, Bassist Mike Mills und Schlagzeuger Bill Berry (kürzlich mit neuer Band The Bad Ends überraschend wieder aufgetaucht) nach der Stadionband-Phase zurückhaltend agierten, feuert der Gitarrenvirtuose kreativ weiterhin aus allen Rohren. Wenn sein bekannter Name jetzt noch hilft, die amerikanisch-norwegischen NO ONES und ihr feines neues Album zum Erfolg zu führen, wäre das ein willkommener Nebeneffekt.

FAZIT: Nur vom Bandnamen her haben wir es hier mit Niemanden zu tun. Als Musiker haben vor allem Peter Buck und Scott McCaughey (beide einst bei R.E.M.) eine Prominenz, die ihr 2020 gestartetes Quartett THE NO ONES zu einer feinen Adresse für Fans von Sixties-infiziertem Gitarrenrock und Power-Pop macht. Dass zwei Norweger eher die zweite Geige spielen, ist zwar wegen des Bekanntheitsgrades logisch, aber Frode Strømstad und Arne Kjelsrud Mathisen machen den Sound von "My Best Evil Friend" erst so richtig schön fett. Das Ergebnis: eine musikalische Zeitreise, die großes Vergnügen bereitet - auch wenn diese Platte "nur" eine liebevolle Hommage an eine längst vergangene Pop-Ära (und wohl auch an ein Lebensgefühl) ist.

Werner Herpell (Info) (Review 1965x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • KLIV
  • 304 Molino Way
  • Phil Ochs Is Dead
  • George (Song For)
  • Blue Cheer Captain
  • Cameo Parkway
  • On Night At The Fillmore
  • Throwdown In Whispertown
  • Time Sent Lewis
  • Band With No Head
  • We Are Your Band
  • The After Party

Besetzung:

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