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TesseracT: War of Being (Review)

Artist:

TesseracT

TesseracT: War of Being
Album:

War of Being

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Progressive Metal

Label: Kscope / Edel
Spieldauer: 60:38
Erschienen: 15.09.2023
Website: [Link]

"Sonder" setzte vor fünf Jahren Maßstäbe, und mit dem neuen TESSERACT-Album verhält es sich ähnlich, wobei sich die beiden Releases musikalisch logischerweise nur grundlegend vergleichen lassen; es ist dieselbe Band, doch die Karten wurden neu gemischt, falls man es so ausdrücken will…

TesseracT bleiben selbstverständlich eine moderne Progressive-Metal-Band, deren Hauptanziehungspunkte neben Daniel Tompkins' einnehmender Stimme polyrhythmische Grooves und cineastische Arragements sind; letztere werden auf "The War of Being" zum Programm gemacht, was dem epischen inhaltlichen Konzept geschuldet ist, auf dem das Album beruht.

Die Briten erzählen eine so abstrakte wie zeitgemäße Geschichte über Angst, Zugehörigkeit und verschiedene Facetten einer Persönlichkeit, die sich in einer futuristischem Traumwelt - dem "Strangeland" - wiederfinden, auftrennen und wiedervereinen müssen. Falls die Deluxe-Edtion des Albums mit Doku zu seiner Entstehung nicht ausreicht, ist ein Videospiel zur Vertiefung des Konzepts in der Mache, weiteren Aufschluss gibt das in weiten Teilen mithilfe der KI Midjourney und deren proprietärer Software generierte Artwork, nicht zu vergessen das im Vorfeld veröffentlichte Animationsvideo zum elfminütigen Titelstück. Filmreif im wahrsten Sinn des Wortes ist das, und Rock´n´Roll geht anders, falls den noch irgendwer bei TESSERACT suchen sollte.

Unter diesen Vorzeichen sprengt das Quintett den Rahmen des Herkömmlichen in seinem und auch anderen stilistischen Bereichen. "The War of Being" ist Kunst und zweifellos auch ein Kunstprodukt im Sinne des Künstlichen, was allein schon an seiner notwendigen Entwicklung am Reißbrett liegt - doch dieser Umstand soll hier keinen negativen Unterton forcieren, im Gegenteil.

Bei aller Komplexität und Weitschweifigkeit kommen TESSERACT nicht zuletzt dank Tompkins' Händchen für große Gesangshooks immer wieder auf den Punkt und Sinn des Lieds im klassischen Sinn zurück, auch wenn es sich bei den Tracks auf "The War of Being" schlussendlich nur noch rudimentär um traditionelle Songs handelt. So oder so kann man sich trotz ihrer Kopflastigkeit fürstlich davon unterhalten lassen - und berühren!

Das spät in der Tracklist stehende 'Sirens' ist so etwas wie die TESSERACT'sche Interpretation der Disziplin "Power-Ballade", und 'Echoes' eignet sich mit seiner melodischen, gesangszentrierten Ausrichtung als Single, wobei der Frontmann alle Trümpfe seiner klaren Stimme ausspielen kann. Darüber hinaus braucht man zur Erschließung des Materials wie gewohnt ein bisschen länger, aber eben auch nicht ewig. Die sich langsam aufbauende Eröffnung 'Natural Disaster' nimmt im letzten Drittel eine ungeahnte Wendung vom Beklemmenden zum Gelösten, doch die letzten Töne sind wieder so bedrohlich, wie das Album insgesamt unterm Strich bleiben wird.

Das dramatische 'The Grey' und das schlingernde 'Burden' chagieren zwischen Stakkato-Riffs und perkussivem Bass-Drum-Geflecht, wobei die Vocals abermals der Dreh- und Angelpunkt sind. Tompkins legt gerade in diesen Stücken die stärksten Gesangsperformances seiner Karriere mit der Band hin und bleibt ihr wertvollster Posten, wenn es darum geht, ein potenziell breites Publikum anzusprechen.

Das anfangs luftig arrangierte 'Legion' ist ein gutes Beispiel dafür, wie TESSERACT ihre Musik schrittweise durch stete Addition und Subtraktion von Elementen fortschreiben; am Ende eines Songs hat man, ohne es bewusst wahrzunehmen, einen weiten Weg beschritten, auch und gerade emotional, weil sich Tompkins immer wieder in neue Wechselbäder der Gefühle stürzt.

FAZIT: "The War Within" ist sicherlich nicht DIE Zukunft des Prog Rock oder Metal, wird aber auf jeden Fall richtungsweisend für viele sein, die sich unter Garantie von TESSERACT inspirieren lassen. Als solches hat das Album ein immenses Identifikationspotenzial, angefangen bei seinem stylischen visuellen Begleitmaterial bis natürlich zur Musik an sich, in der sich die Kernkompetenzen der Band mit einem neuen Mut zur klanglichen und kompositorischen Innovation respektive Experimentierfreude vermählen.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 3353x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • 1 – Natural Disaster
  • 2 – Echoes
  • 3 – The Grey
  • 4 – Legion
  • 5 – Tender
  • 6 – War Of Being
  • 7 – Sirens
  • 8 – Burden
  • 9 – Sacrifice

Besetzung:

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